Sprengung der AKW-Kühltürme Gundremmingen symbolisiert historische Zäsur
Für den BUND Naturschutz ist die Sprengung ein besonderes Ereignis. Fünf Jahrzehnte lang hat die Anti-Atomkraftbewegung in Deutschland, allen voran in Bayern, gegen diese Hochrisikotechnologie gekämpft, bevor im April 2023 die letzten Atomkraftwerke abgeschaltet wurden. „Die Sprengung ist ein starkes Symbol: Die Kühltürme verschwinden, die Risiken der Atomkraft bleiben. Deutschland hat noch immer kein Endlager für hochradioaktive Abfälle – dieser Müll gefährdet Mensch und Umwelt über hunderttausende Jahre“, erklärt der BN-Vorsitzende Richard Mergner.
Der Vorsitzende der BN-Kreisgruppe Günzburg Alexander Ohgke erklärt: „Jahrzehntelang haben die Menschen hier in unmittelbarer Nähe des Atomkraftwerks gelebt und dabei auch einige schwere Störfälle hautnah mitbekommen. Der schwerste in der Geschichte der Bundesrepublik ereignete sich 1977 im Block A, der daraufhin nie mehr ans Netz ging. Auch wenn das Kapitel Atomkraft in Deutschland und Bayern durch die ungelöste Endlagerfrage noch lange nicht abgeschlossen ist, wird es doch ein befreiendes Gefühl sein, die Türme fallen zu sehen.“
Der BN unterstreicht: Trotz Abschaltung der Reaktoren verursacht die Atomenergie weiterhin erhebliche Risiken. Hochradioaktive Abfälle lagern überwiegend in Zwischenlagern an den Kraftwerksstandorten, mit dem Rückbau fallen zusätzlich kontaminierte Materialien an. Die Zwischenlager waren nur für die Lagerung über eine kurze Zeit geplant, ein dauerhaft sicherer Endlagerstandort ist in Deutschland weiter offen.
In Gundremmingen befindet sich das größte Atommüllzwischenlager Deutschlands, derzeit lagern dort knapp 148 Castor-Behälter mit Hochrisiko-Atommüll. „Jeder einzelne dieser Castoren enthält mindestens so viel Atommüll, wie insgesamt 1986 bei der Katastrophe von Tschernobyl freigesetzt wurde. Ich möchte mir nicht ausmalen, was passiert, wenn dort etwa ein Flugzeug abstürzt oder es einen Terrorangriff gibt“, so Mergner abschließend.