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Igelfreundliche Wiesenmahd – Tipps für Kommunen und Landwirte

Immer wieder kommt es vor, dass Igel und andere Tiere bei Mäharbeiten auf kommunal und landwirtschaftlich genutzten Grünflächen schwer verletzt oder sogar getötet werden. Erfahren Sie, wie Sie Wiesen pflegen können, ohne dass Tiere zu Schaden kommen!

Fläche vor der Mahd kontrollieren

  • Wiese Ablaufen: Das manuelle Ablaufen der Wiese ist die zuverlässigste Methode, Igel bei der Mahd zu schützen. Dabei können Igelnester ausfindig gemacht und Tiere in sichere Bereiche gebracht werden.
  • Wärmebildkameras einsetzen: Bei mildem Herbstwetter kann diese Methode helfen, Igel zu entdecken – sie ist aber nicht zuverlässig, sobald die Tiere im Energiesparmodus sind. Denn ab Oktober können bereits die ersten (meist männlichen) Igel mit dem Winterschlaf beginnen. Dabei senken sie ihre Körpertemperatur stark ab und passen sich der Umgebung an. Das macht sie auf Wärmebildern deutlich schwerer erkennbar, insbesondere bei kühlem, feuchtem Wetter. Auch dichter Bewuchs oder minderwertige Kameras können die Detektion erschweren.
  • Spürhunde einsetzen: Es gibt Projekte mit speziell ausgebildeten Hunden, die Igel aufspüren können – insbesondere in Forschungs- oder Schutzgebieten. Solche Einsätze werden aktuell nur von wenigen spezialisierten Organisationen durchgeführt. Wer aber einen ausgebildeten, abrufbaren Jagdhund besitzt, der keinesfalls Tiere verletzt, kann diese Methode einsetzen. 

Igelfreundlich mähen

  • Mähen Sie nicht die gesamte Fläche auf einmal! Gehen Sie stattdessen abschnittsweise vor und machen Sie Pausen von ein bis zwei Tagen zwischen den Etappen. So bekommen Igel die Chance, in benachbarte, ungemähte Bereiche auszuweichen.
  • Mähen Sie von innen nach außen oder im Zickzack. So können Tiere nach außen fliehen. Achtung: Igel sind keine Fluchttiere – sie bleiben oft eingekugelt im Nest.
  • Mähen Sie mit einer Maximalgeschwindigkeit von 8 km/h.
  • Kleinere Flächen mit der Sense oder dem Handrasenmäher mähen.
  • Verwenden Sie Geräte mit schneidenden Werkzeugen wie Fingerbalken- oder Doppelmesser-Mähwerke. Diese sind vergleichsweise schonend, weil sie den Pflanzenaufwuchs schneiden statt zerschlagen und den Tieren dadurch mehr Zeit zur Flucht geben. Untersuchungen zeigen, dass die Verluste bei Insekten mit einem Balkenmähwerk deutlich geringer sind als bei Kreiselmähern und Mulchgeräten. Doch Vorsicht: „schonend“ bedeutet nicht „ungefährlich“.
MähtechnikTierschutz (Insekten/Kleintiere)Verletzungsgefahr für IgelAuswirkungen auf die Artenvielfalt
BalkenmäherGeringste Mortalität (ca. 10–30 %) Verletzungsgefahr besteht, aber niedrigerFördert Pflanzen und Insektenvielfalt
KreiselmäherMittlere Mortalität (ca. 27–47 %) Höhere Verletzungsrate durch rotierende KlingenBlütenreiche Arten werden oft verdrängt, höhere Nährstoffrückführung 
MulchgerätHöchste Mortalität (bis 87 %) Sehr hohes Risiko für Insekten und IgelGleiche Funktion wie Kreiselmäher, Mähgut wird gleichzeitig noch zerkleinert. Vielfalt sinkt
MähroboterKaum Daten zu Insekten, tendenziell hohe RisikenHohe Gefahr für Igel, besonders nachtsMähroboter sind Mulchmäher, fördern keinen Artenreichtum
  • Mähen Sie artenreiche Wiesen möglichst erst ab Mitte Juni oder Juli. Dadurch können Gräser, Kräuter und Wildblumen zur Blüte und Samenreife kommen. So finden Insekten Nahrung, und Vögel sowie andere Tiere ausreichend Deckung. Auf besonders mageren Standorten kann die Mahd sogar bis August oder September verschoben werden.
  • Eine Mahd pro Jahr genügt auf den meisten naturnahen Flächen. Dadurch unterstützen Sie den Bruterfolg von bodenbrütenden Vogelarten, da ihre Nester seltener zerstört werden. Aber: Ein vollständiger Verzicht auf Mahd ist nicht sinnvoll. Viele wertvolle Lebensräume wie Magerrasen und Orchideenwiesen sind sogar erst durch menschliche Nutzung entstanden.
  • Lassen Sie Schnittgut ein bis zwei Tage liegen, sodass Insekten ausschlüpfen oder fliehen können. Entfernen Sie es anschließend vollständig, damit es die Fläche nicht düngt, denn die artenreichsten Lebensräume entstehen auf nährstoffarmen Böden, wo Wildblumen und Kräuter eine Chance gegen dominante Gräser haben. Verzichten Sie daher auch auf Dünger und Pflanzenschutzmittel. Wie Sie Flächen möglichst artenreich und insektenfreundlich gestalten, erfahren Sie hier.
  • Prüfen Sie, ob Ihre Fläche stattdessen beweidet werden kann.

Ausweichmöglichkeiten bieten

  • Mobile Zäune aufstellen: In Gebieten mit bekannter Igelpopulation können mobile Zäune Tiere von gefährdeten Flächen fernhalten. Dies ist jedoch kein sicherer Schutz – Igel sind erstaunlich geschickt und finden häufig doch einen Weg durch oder unter Barrieren. Achtung: verwenden Sie keinen Zaun, in dem Igel und andere Tiere hängen bleiben können.
  • Bieten Sie Reisig- oder Laubhaufen, Stein- oder Altholzstrukturen am Rand der Wiese oder eigens gebaute Igelhäuser an. Am effektivsten ist es, bereits im Sommer oder Frühherbst solche sicheren Rückzugsräume zur Verfügung zu stellen. Besonders bei Streuobstwiesen bewährt sich diese Methode, da hier häufig Igel leben.