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Tiere und Pflanzen

Agrogentechnik ist eine Kriegserklärung an Natur, Artenvielfalt, Tiere – und Menschen

Bund Naturschutz und Tierschutzbund Bayern verstärken politischen Druck und Aufklärung / Hubert Weiger und Berthold Merkel fordern sofortiges Verbot des GVO-Anbaus: „Von einer großflächigen Anwendung genmanipulierter Pflanzen würde sich Bayern nicht mehr erholen.“

19.12.2007

Die Agrogentechnik ist eine echte Bedrohung für Bayern. „Sie ist eine Kriegserklärung an Natur, Artenvielfalt und Nutztiere – und damit auch für die hier lebenden Menschen“, betonen übereinstimmend der Vorsitzende des Bundes Naturschutz in Bayern (BN), Prof. Dr. Hubert Weiger, und der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Landesverband Bayern, Berthold Merkel. Ihrer Meinung nach muss Bayern, allein schon aus Vorsorgegründen, vom kommerziellen Anbau gentechnisch veränderter Organismen (GVO) freigehalten werden. Denn – einmal in die Naturkreisläufe eingebracht – können gentechnisch veränderte Organismen nicht mehr zurück geholt werden. Hubert Weiger und Berthold Merkel: „Einen Feldversuch, dessen Folgen niemand abschätzen kann und der nicht rückgängig gemacht werden könnte, darf es in Bayern nicht geben. Wir wollen Vorsorge treffen für Bayern, damit hier weiterhin alle Landwirte und alle Imker gentechnikfreie  Lebensmittel erzeugen, alle Lebensmittelhersteller gentechnikfrei anbieten und alle Verbraucher gentechnikfrei essen können, die dies wollen. Und wenn diese Selbstverständlichkeit nicht mehr gewährleistet werden kann oder beeinträchtigt wird, dann muss die Kommerzielle Anwendung der Agrogentechnik eben verboten werden!“

 

Deshalb fordern der bayerische Tierschutzbund und der Bund Naturschutz die bayerische Staatsregierung auf, sich für ein neues Moratorium auf EU Ebene einzusetzen. „Es muss außerdem im deutschen Gentechnikgesetz, das sich derzeit auf Bundesebene in den abschließenden Beratungen befindet, die Möglichkeit verankert werden, dass die Bundesländer eine gesetzgeberische Kompetenz für die Ausweisung von gentechnikfreien Schutzzonen erhalten. So könnten beispielsweise große Abstandsregelungen in der Umgebung von Schutzgebieten und im Umkreis von Landwirten, die gentechnikfrei wirtschaften wollen festgelegt werden, die den Anbau in Bayern nahezu vollständig einschränken würden. Weitere Forderung der beiden Verbände sind die verpflichtende Kennzeichnung von Milchprodukten, Eiern und Fleisch von Tieren, die mit gentechnisch veränderten Futtermitteln ernährt wurden. „Eine solche Kennzeichnung wird viel wirksamer den gentechnikfreien Anbau auch in Deutschlands Importländern wie Brasilien oder USA unterstützen, soweit es dort Initiativen für die getrennte Erfassung von nicht gentechnisch veränderter Futtermittel, z.B. Soja gibt“, so Berthold Merkel und Hubert Weiger. „Die fehlende Kennzeichnung für tierische Produkte entstand auf Grund des Lobbydrucks der Futtermittelindustrie und der Gentechnikkonzerne, die ihren Markt für gentechnisch veränderte Pflanzen über die Tiermägen auch in Europa ausbauen wollen“, so die beiden, und weiter: „Nach Schätzungen werden weltweit ca. 80% der gentechnisch manipulierten Pflanzen als Futtermittel verwertet, ohne zu wissen, welche Schäden für die Nutztiere daraus evt. entstehen können“.

Den Bestrebungen des Deutschen Bauernverbandes (DBV), des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV), der Interessensgemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN), des Verbandes der Fleischwirtschaft (VDF) und des Zentralverbandes der deutschen Schweineproduktion (ZDS) für ein beschleunigtes EU-Zulassungsverfahren weiterer gentechnisch veränderter Futtermittel erteilen BN  und Tierschutzbund eine klare Absage. „Für Panikmache, das europäische Vieh würde verhungern, wenn es nur noch gentechnikfrei gefüttert werden könnte, haben wir keinerlei Verständnis. Denn das in Brasilien erzeugte gentechnikfreie Soja reicht aus, um den Futtermittelmarkt in Europa komplett zu bedienen“, so Weiger und Merkel abschließend.

 

Gentechnikgesetz in der Diskussion

 

Auch die derzeit diskutierte Fassung des  Gentechnikgesetzes verletzt wichtige Rechte von Natur, Tierwelt und Menschen, soll jedoch in den nächsten Monaten endgültig verabschiedet werden. „Die notwendigen Abstände werden nach dem Zufallsprinzip diskutiert, ohne beispielsweise auf die Verfrachtung der Pollen durch Bienen oder durch Wetterextreme (Stürme) einzugehen“, so Berthold Merkel.

 

Zentrale Fragestellungen wie z.B. die Koexistenzfrage und die Haftung bei Schäden durch gentechnische Verunreinigungen sind nicht einmal in Ansätzen beantwortet. Nach Einschätzung von Bund Naturschutz und Tierschutzbund Bayern ist für diese Aspekte auch keine Antwort möglich, die zufriedenstellend ist, denn – so Hubert Weiger und Berthold Merkel – „nach allem, was wir wissen, ist ein Nebeneinander von GVO-Anbau und gentechnikfreier Landwirtschaft dauerhaft nicht möglich. Und die Risiken sind so hoch, dass Industrie und Versicherungswirtschaft bisher nicht bereit sind, die Haftung im Bereich der Agrogentechnik zu übernehmen.“

 

Für den Tierschutzbund Bayern, der dem „Bündnis Bayern für gentechnikfreie Natur und Landwirtschaft“ vor kurzem beigetreten ist, stellt Präsident Berthold Merkel fest, dass „bereits jetzt in Tierversuchen nachgewiesen worden ist, dass GVO-Futter beispielsweise bei Nagern Veränderungen im Verdauungsapparat hervorrufen. Aus den USA wird von Praktikern berichtet, dass GVO-gefütterte Schweine Fruchtbarkeitsprobleme bekommen. Wir können uns im Übrigen nicht vorstellen, dass für Menschen ungefährlich sein soll, was den Tieren schadet. Denn weltweit sind die Folgewirkungen auf Mensch und Tier kaum untersucht.“

 

Es geht um Bayern – kein Verständnis für Zaudern

 

Bayern kann sich mit seinen Produkten auf den Märkten nur mit höchster Qualität behaupten. Hohe Qualität und GVO-belastete Lebensmittel sind aber ein Widerspruch in sich. Schon aus diesem Grund müsste ganz Bayern gegen den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen sein, denn Agrogentechnik schadet allen und hilft niemandem – außer einer Handvoll internationaler Gentechnikkonzerne, deren verheerendes Wirken bereits in den USA, in Kanada, in Indien und in Südamerika sichtbar und anschaulich geworden ist.

Umso weniger ist das Zögern von CSU, Staatsregierung und von Bundeslandwirtschaftsministers Seehofer zu erklären. Mit diesem Zögern erhöhen sie jeden Tag die Risiken und vermindern die Chance zur rechtzeitigen Korrektur.

 

Die Forderungen von Bund Naturschutz und Tierschutzbund Bayern: Sofortstopp für GVO-Anbau in Bayern

 

Politik darf sich nicht der Verantwortung entziehen und muss Vorsorge gegen die Gefahren und Risiken der Agrogentechnik treffen. BN und Tierschutzbund Bayern fordern  

 

¨       das Recht, auf Landesebene und in der Region nach dem von der EU zugestandenen „Regionalprinzip“ gentechnikanbaufreie Regionen auszurufen. Dazu muss eine Öffnungsklausel im deutschen Gentechnikgesetz verankert werden.

¨       Risiken und Haftung dürfen nicht – wie von Seehofer geplant – vergesellschaftet werden, weder durch  Einbeziehung aller Landwirte (also auch jener, die GVO-frei produzieren wollen) noch durch einen Fonds aus öffentlichen Mitteln, was einer Gentechniksteuer gleichkäme. Eine Haftung muss bereits ab der Nachweisgrenze, und nicht erst ab 0,9 Prozent Verunreinigung erfolgen.

¨       Die vollständige Kennzeichnungspflicht für Lebensmittel, also auch für tierische Nahrungsmittel wie Fleisch, Milch und Milchprodukte sowie Eier, weil nur damit eine wirklich freie Entscheidung der Verbraucher möglich ist .

 

Aktivitäten in 2008

 

Tierschutzbund und BN werden auch im kommenden Jahr Ihre politische Arbeit sowie Informations- und Aufklärungsveranstaltungen für Landwirte und Verbraucher fortsetzen, und zwar gemeinsam mit vielen anderen gesellschaftlichen Gruppen, die im „Bündnis Bayern für gentechnikfreie Natur und Landwirtschaft“ zusammengeschlossen sind. Beispiele hierfür sind:

¨       Vortrags- und Informationsveranstaltungen für Landwirte und Verbraucher über die nachteiligen Folgewirkungen beim Einsatz der Agrogentechnik.

¨       Organisation oder Unterstützung von Kundgebungen und Demonstrationen wie z.B. am 9. Januar 2008 um 11.00 Uhr am Münchener Odeonsplatz mit dem kanadischen Farmer und alternativen Nobelpreisträger Percy Schmeiser, der sich gegen den Saatgut-Konzern Monsanto zur Wehr gesetzt hat.

¨       Die Aktion „Essthetik“ der Jugendorganisation des Bundes Naturschutz JBN.

¨       Die Aktion „Tierschutz im Einkaufskorb“ der Bayerischen Tierschutzjugend.

¨       Weitere Initiativen für lokale Aktionsbündnisse für gentechnikfreien Anbau in den bayerischen Landkreisen.

 

 

Für Rückfragen:
Berthold Merkel
Präsident Bayerischer Tierschutzbund
Tel. 089/41 26-23 02 oder 0170/83 64 082                                        

 

Marion Ruppaner
BN Agrarreferentin

Tel. 0911/81 87 8-20 oder 0173 – 44 66 55 3