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Artenvielfalt in der landwirtschaftlichen Feldflur geht immer weiter zurück - Gründlandumbruch als Umweltpoblem

Bund Naturschutz fordert Alternativen zum Intensiv-Maisanbau

19.05.2008

Durch die Neuregelung des bayerischen Kulturlandschaftsprogramms im letzten Jahr sind bis zum Januar 2008 20.000 Betriebe mit insgesamt 260.000 Hektar Fläche aus dem Kulturlandschaftsprogramm im Bereich Grünland ausgestiegen und haben damit ihre Verpflichtung zum Grünlanderhalt aufgegeben. Der Bund Naturschutz (BN) befürchtet deshalb einen weiteren Trend zum Grünlandumbruch. „Bayern sieht tatenlos zu, wie 5 % des Grünlands und mehr den Intensivierungsbestrebungen geopfert werden“, so Marion Ruppaner, Agrarreferentin des BN, und weiter: „Bodenerosion und Nitratauswaschung, sowie klimaschädlicher Humusabbau und weitere Artenverarmung sind die negativen Begleiterscheinungen. Erst wenn bayernweit  5 % des Grünlandes umgebrochen wurde, tritt eine allgemeine Genehmigungspflicht in Kraft. Der BN fordert, Grünlandumbruch in erosions- und überschwemmungsgefährdeten Lagen, sowie trinkwassersensiblen Bereichen zu untersagen und die Beratung über die Chancen extensiver und ökologisch ausgerichteter Grünlandbewirtschaftungssysteme zu intensivieren

Auch am Acker werden die Fruchtfolgen immer enger und der Trend zum Maisanbau setzt sich fort, wie Karl Haberzettl, Kreisvorsitzender des Bundes Naturschutz in Passau kritisiert. Das Auftreten von Maisschädlingen wie dem Maiszünsler, aber auch die Ausbreitung des Maiswurzelbohrers werde damit begünstigt. „Statt Bekämpfung des Maiswurzelbohrers mit hochdosierten chemischen Mitteln, durch die eine neue Rückstandsproblematik entstehen kann, müssen vorbeugende Strategien konsequent angewendet werden“, so Haberzettl, und weiter: „Für die Kosten des Verzichts auf Maisanbau  sollten die Landwirte in den vom Maiswurzelbohrer direkt betroffenen Befallsgebieten im Rahmen der guten fachlichen Praxis, für bis zu einem Drittel Mais in der Fruchtfolge, entschädigt werden.“ Durch Anbaupausen von Mais lässt sich der Maiswurzelbohrer sehr rasch ausrotten.

 

Gefährdung

Trotz der Agrarumweltprogramme ist das Grünland in den letzten 2 Jahrzehnten deutlich zurückgegangen. Seit 1970, d.h. in den vergangenen 30 Jahren wurden 40% aller Streuwiesen vernichtet.1970 betrug die bayerische Grünlandfläche 1,5 Millionen Hektar, 2007 nur noch 1,14 Millionen ha, ein Rückgang um 360.000 Hektar.

 

Grünlandumbruch als Umweltproblem

Ende 2007 wurden bundesweit ein 3,1%iger  Grünlandrückgang innerhalb von 4 Jahren festgestellt, in Bayern verringerte sich das Grünland von 2003 bis 2007 um 16.000 Hektar, das entsprach 1,23% der bayerischen Grünlandfläche. Doch der eigentliche Umbruchschub hat erst begonnen, seit dem Frühjahr haben viele Betriebe die Preisentwicklung für Ackerfrüchte genutzt, um ihr Grünland in Acker umzuwandeln, und sich nicht mehr am bayerischen Kulturlandschaftsprogramm beteiligt.

In der Regel besitzt Dauergrünland einen doppelt so hohen Humusgehalt und damit auch Gehalt an.organisch gebundenem  Stickstoff wie Ackerland. Nach einem Grünlandumbruch wird Stickstoff freigesetzt. Der Humusgehalt sinkt über mehrere Jahre von ca. 5 % auf ca. 2% und darunter. Die Höhe der jährlichen Stickstoffmineralisation ist sehr stark von der Witterung abhängig, eine genaue Vorhersage über den tatsächlich pflanzenverfügbaren Stickstoff ist nicht möglich. Bei feucht warmer Witterung und vorher intensiv geführtem Grünland können jährlich zwischen 200 und 300 kg Stickstoff freigesetzt werden, bis der für Ackerböden typische niedrigere Humusgehalt erreicht ist.

 

Grünlandintensivierung als Problem für die Artenvielfalt

 

Grünland gehört zu den artenreichsten Biotoptypen Mitteleuropas

Die standörtliche Vielfalt spiegelt sich durch über 70 unterschiedliche Grünland- Biotoptypen wieder. In Deutschland  kommen auf Grünland im weitesten Sinn über 2000 Pflanzenarten vor, das sind mehr als die Hälfte aller Pflanzenarten, die in Deutschland vorkommen. Von den 870 gefährdeten Pflanzenarten sind fast 500 auf extensivem Grünland zu finden. Mehr als 300 Pflanzenarten des Grünlands gelten als gefährdet.

Die auf den Wiesen brütenden Vogelarten stehen alle auf der roten Liste.

Selbst Kiebitz und Feldlerche, ursprünglich häufige und für das Grünland typische Arten, gingen alarmierend im Bestand zurück.

 

Mäßig intensive Nutzung fördert die Vielfalt an Pflanzenarten, während die intensive Nutzung zu artenarmen Einheitsgrünlandbeständen führt.

Durch die Grünlandintensivierung der letzten Jahrzehnte gehen auch die artenreicheren Extensivgrünlandstandorte bayernweit zurück.

35 % der LN Bayerns sind Grünland, davon ca.12 % in Niederbayern.

Es gibt in Bayern kein  „Einheitsgrünland“, sondern etwa 75% sind reine Mähwiesen, ein Viertel wird beweidet. Vielschnittwiesen mit 4 bis 5 Nutzungen/Jahr und mehr und Erträgen um  100-110 dt TM/ha, nehmen bayernweit ca. ein Drittel der Grünlandstandorte ein, extensive Grünlandwirtschaft mit 1 bis 2 Nutzungen findet sich lediglich noch auf ca. 20-25% der Grünlandfläche in Bayern. Je früher die Schnittzeitpunkte liegen, um so höher der Ertrag, jedoch auf Kosten der Blütenvielfalt und der am Boden brütenden Vogelarten.

 

Umweltvorteile von Dauergrünland

Grundsätzlich bietet Grünland gegenüber Ackerland eine ganze Reihe von Umweltvorteilen, wie:

·         Vorbeugender Hochwasserschutz

Dauergrünland speichert durch Bewuchs und Boden deutlich mehr Wasser als Ackerflächen. Auf einer Wiese werden bis zu 2 Liter/m2  im „Tropfenkleid“ gehalten. Nach dem Regen verdunstet dieses Wasser wieder. Im Vergleich zu Ackerland ist der Oberflächenabfluss von Dauergrünland nur halb so hoch.

 

·         Erosions- und Bodenschutz

Grünland erfüllt wichtige Funktionen im Erosions- und Bodenschutz, vor allem in hängigen Lagen sowie in Überschwemmungsbereichen von Flusstälern.

 

·         Landschaftsbild

Grünlandregionen sind mit ihrem typischen Landschaftsbild prägend für die Kulturlandschaft. Sie bilden auch die Grundlage für den Tourismus. Ohne die Tätigkeit des Landwirts könnte diese Kulturlandschaft nicht erhalten werden.

 

·         Trinkwasserschutz

Durch das  dichte Wurzelgeflecht und die dauerhafte Pflanzendecke entstehen bei der Grünlandbewirtschaftung keine  Nitratprobleme bei ordnungsgemäßer Bewirtschaftung. Im Grünland werden im Vergleich zu Ackerland  nur sehr selten Herbizide eingesetzt.

 

BN-Forderungen

 

Aus Naturschutzsicht wünschenswert ist eine Kombination von intensiv und extensiv genutzten Grünlandstandorten. Die extensiven Standorte können eiweiß- bzw. kräuterreiches „Medizinalfutter“ liefern, und damit der Tiergesundheit und Fruchtbarkeit der Tiere dienen.

Sie bieten den Landwirten ein  Zusatzeinkommen über Agrarumweltprogramme (Kulturlandschaftsprogramm, Vertragsnaturschutzprogramm)

 

Vor dem Hintergrund des immer weiter zurückgehenden Grünlandanteils und des zunehmenden Maisanbaus fordert der BN:

 

·         verstärkte Beratung für die neuen Möglichkeiten des Bayerischen Kulturlandschaftsprogramms speziell im Grünlandbereich.

 

·         ein Aufklärungsprogramm, wie Landwirte mit geringem Aufwand die Blütenvielfalt in der Agrarlandschaft steigern können.

 

·         Seminare über die Produktivität von Qualitätsmilchproduktion auf Basis des ökologischer Landbauverfahren  auf Grünfutterbasis (Omega 3 Fettsäuregehalte)

 

·         Erhöhte Beweidungsprämie im bayerischen Kulturlandschaftsprogramm

 

·          Beratungsinitiativen für Mutterkuhhaltung, Kalbinnenaufzucht etc. auf Grünlandbasis

 

 

Für Rückfragen: Marion Ruppaner, BN Referentin für Landwirtschaft

Tel. 0911/81 87 8-20, E-Mail: marion.ruppaner@bund-naturschutz.de