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Tiere und Pflanzen

Frösche und Molche in Schwaben wieder auf Wanderschaft

Derzeit sind zahlreiche Helfer*innen an den Straßen unterwegs, um die Tiere vor dem Überfahren zu bewahren. Bebauung, Zerschneidung und Lebensraumverlust stellen den Amphibienschutz vor große Herausforderungen. Beispiel Neubaugebiet Memmingen-Eisenburg: eine tödliche Falle droht.

23.03.2022

Seit einigen Tagen lockt der Frühling Kröten, Frösche und Molche aus ihren Winterquartieren. Die Stürme und kalten Frostnächte haben die Amphibien dieses Jahr länger in ihren Winterquartieren ausharren lassen. Doch jetzt sind die Amphibien seit diesen Tagen wieder unterwegs zu ihren Laichplätzen. Ab einer nächtlichen Temperatur von circa 5 °C und insbesondere bei regnerischem Wetter sind die fortpflanzungsbereiten Tiere dann massenweise auf Wanderschaft. Auch in allen schwäbischen Kreisgruppen des BUND Naturschutz (BN) betreuen nun freiwillige Helferinnen und Helfer, unterstützt von Straßenbaubehörden, Gemeinden und Landschaftspflegeverbänden, Schutzzäune, um diese Tiere auf dem Weg zu ihren Laichgewässern vor dem Tod auf den Straßen zu bewahren. Die bayernweite Aktion rettet jährlich 500.000–700.000 Amphibien das Leben. Über 6.000 Helferinnen und Helfer sind im Einsatz. Allein im Regierungsbezirk Schwaben sind uns über 170 große Amphibienübergänge an Straßen bekannt. Ein Großteil von ihnen wird von Ehrenamtlichen betreut. Weitere Amphibienretter sind willkommen.

Doch die Zerschneidung der Landschaft, die Ausbreitung der Siedlungsgebiete und die Zerstörung von Lebensräumen stellen die Amphibien jedes Jahr vor neue Herausforderungen. Für den Erhalt der Populationen entscheidend ist die Durchlässigkeit des Raumes zwischen vielfach isolierten Lebensräumen. So können Straßen und Siedlungsgebiete zu Todesfallen für Amphiben werden. „Ohne das Engagement von mehreren Tausend Helferinnen und Helfern, die Amphibien über die Straße tragen, würde es um die Amphibienbestände in Bayern noch deutlich schlechter stehen“, so der BN-Landesbeauftragte Martin Geilhufe. „Wir dürfen keinesfalls neue Straßen in die Landschaft bauen und müssen mit Biotopverbundachsen die Ausbreitungsmöglichkeiten für Frösche, Kröten und Molche verbessern.“
Durch die menschliche Zerstörung von Kleingewässern in der Landschaft in den vergangenen 100 Jahren, durch den Straßen- und Siedlungsbau und durch die Intensivierung der Land- und Forstwirtschaft ist die Populationsdichte in unserer Landschaft massiv zurückgegangen und die Vorkommen sind vereinzelt. In naturnahen Landschaften Osteuropas liegt die Amphibiendichte um ein vielfaches höher als in Bayern.

Beispiel Neubaugebiet Memmingen-Eisenburg

Nicht begeistert war die BN-Ortsgruppe Memmingen daher von den Plänen der Stadt, im Amphibienwanderkorridor zwischen Eisenburger Wald und dem Laichgewässer ein Neubaugebiet zu errichten. Siedlungen mit ihren Abwassergullis, Kellerschächten und Erschließungsstraßen werden schnell zur tödlichen Falle für Amphibien. Da die Stadt an dem Neubaugebiet festhalten wollte, forderte die BN-Ortsgruppe als Notmaßnahme eine gefahrenreduzierte Bauweise des Neubaugebiets und Ausgleichsgewässer auf der anderen Seite von Straße und Neubaugebiet.
„Wir haben in den letzten Jahren in Eisenburg ohnehin schon einen dramatischen Rückgang der Amphibienpopulation erlebt.“, erläutert Christiane Renz, die Betreuerin des Eisenburger Amphibienzaunes. „Um die Population zu erhalten, braucht es dringend Lebensraumverbesserungen und einen wirksamen Schutz von Laichgewässern, Wanderrouten und vor allem auch Lebensräumen. Wiesen und Wälder müssen als Amphibien-Habitate als wertvoll und erhaltenswert geachtet und geschützt werden. Was nützt der Schutz von Laichgewässern, wenn rund herum alles zugebaut wird.“

Entwicklung der Eisenburger Amphibienpopulation:

JahrKrötenFröscheMolcheGesamt
201840938548842
201940732431762
202035322411588
2021878817192

Die BN-Ortsgruppe Memmingen hat daher auch im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung zum Baugebiet Vorschläge für eine Verbesserung der Planung gemacht.
Florian Frey, Vorsitzender der BN-Ortsgruppe Memmingen appelliert daher auch an die Stadt Memmingen: „Wir bitten die Stadt auf unsere Vorschläge einzugehen, um die Situation für Amphibien in Eisenburg so zu verbessern, damit Kröten, Frösche und Molche auch in Zukunft in Eisenburg eine Heimat haben.“

Insgesamt werden in Memmingen und dem Landkreis Unterallgäu an 14 Amphibienübergängen über 15.000 Kröten, Frösche und Molche von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern zu ihren Laichgewässer geleitet. Informationen und Zahlen zu den Amphibienübergängen in Bayern finden Sie unter: https://www.bund-naturschutz.de/tiere-in-bayern/amphibien/wanderwege