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Reichswaldbilanz 2024

Autobahnausbau, Juraleitung und Sandabbau bedrohen Nürnberger Reichswald

08.07.2024

Die Bedrohung des Reichswaldes, der „grünen Lunge“ der Region ist nicht gebannt. Aktuelle Infrastrukturprojekte wie der geplante achtspurige Ausbau der Autobahn A9 und die geplante Juraleitung P53 oder Rodungen für neue Sandgruben würden hunderte Hektar Wald kosten. Der BN sieht die Notwendigkeit, weitere Waldflächen unter Bannwaldschutz zu stellen.

Auf dem Reichswaldfest 2024 am 13./14. Juli werden diese Themen im Beisein von Waldministerin Michaela Kaniber zur Sprache kommen. Für Familien und Kinder gibt es dort vieles um die Themen Wald & Wasser und Feuersalamander zu entdecken.

Bei einem Ortstermin an der Autobahn A9 in Nürnberg-Fischbach, wo die neue Autobahn GmbH einen achtspurigen Ausbau plant, verdeutlichten die Waldschützer die Lage.

Richard Mergner, BN-Landesvorsitzender: „Bei Fischbach sind 22 Hektar Bannwald im Vogelschutzgebiet von Rodung bedroht, obwohl der Ausbau nicht nötig und deshalb im Bundesverkehrswegplan nur im „Weiteren Bedarf“ rangiert.“

Der BUND Naturschutz fordert die Bayerische Staatsregierung auf, ihre Position zum Straßenbau in Bayern zu korrigieren. Anlass ist eine Kurzstudie des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft, die erst kürzlich vorgestellt wurde. Laut der Untersuchung könnten rund 20 Milliarden Euro eingespart werden, wenn Straßenneubauprojekte im Bundesverkehrs-wegeplan 2030 gestrichen würden.*

Richard Mergner: „Leider preist Ministerpräsident Markus Söder Bayern immer noch als Autoland und fordert für den Freistaat sogar weitere Straßenbauprojekte, die über den Bundesverkehrswegeplan hinausgehen. Dabei verfügen Deutschland und Bayern schon jetzt über das dichteste Autobahnnetz Europas. Dieser Irrsinn muss endlich aufhören! Hier bei Fischbach ist eines der Paradebeispiele, das beendet werden muss“, so der BN-Vorsitzende Richard Mergner.

Herbert Barthel, 1. Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Nürnberger Land: „Der Reichswald ist im Landkreis Nürnberger Land besonders gefährdet. Neben A9 und Juraleitung sind hier Gewerbegebiete bei Lauf, bei Röthenbach/Pegnitz oder Sandgruben am Birkensee und Ausbau von Kreisstraßen geplant.“

„Beim geplanten Autobahnausbau hoffen wir, dass die in kurzer Zeit gesammelten 3.892 Einwendungen von Waldfreundinnen und Waldfreunden aus der Region bei der Regierung von Mittelfranken genug Eindruck machen, um das Vorhaben einzustellen. Sonst werden wir weiter dagegen demonstrieren. Uns kann niemand erzählen, besserer Lärmschutz für Fischbach benötige einen Ausbau im US-amerikanischen Highwaystil“, so Barthel.

Straßenbauprojekte wie an der A9 gefährden die Zukunft und verschlingen Geld, das an anderer Stelle dringend gebraucht wird, etwa für die Sanierung von Brücken und in Investitionen in die Schiene. 

Auch der nur wenige Kilometer entfernt geplante Neubau der sog. Juraleitung P53 entlang der Autobahn A6, einer 380 Kilovolt-Stromtrasse, gefährdet massiv den Reichswald. Zusammen mit einem neuen Umspannwerk bei Ludersheim stehen hier ca. 70 Hektar Rodung zur Debatte, aber nur, wenn der Betreiber tennet auf Waldüberspannung setzt, wovon der Konzern zunehmend abrücken will. Sonst wären es mehrere hundert Hektar. Der BN bestreitet den Bedarf des Neubaus und setzt weiter auf die regionale Energiewende.

Tom Konopka, Regionalreferent: „Wir setzen in Zeiten der Klimakrise auf mehr statt weniger Waldschutz. Denn ein gesunder Wald ist der beste CO2-Speicher. Im nächsten Jahr wollen wir erreichen, dass Teile des Südlichen Reichswaldes im Landkreis Neumarkt ebenfalls als Bannwald geschützt werden. Dort wurden gerade eine riesige Sandgrube mit Rodung von Wald genehmigt.“

Aus Landtagsanfragen – z.B. die von Toni Schuberl von B90-Die Grünen 2019 – ist bekannt, wie groß die Anteile der Bannwälder in den Regierungsbezirken sind: 7,8 % der bayerischen Wälder sind als Bannwald geschützt. Oberpfalz hat als Schlusslicht gerade mal 1,9 % Bannwald. In Mittelfranken sind 18,5 % des Waldes als Bannwald ausgewiesen.

Einen schönen Erfolg kann der BN und die BI Moosbach vermelden: Im September 2023 stellte die Regierung von Mittelfranken das Verfahren für den Bau einer PWC-Anlage an der A6 bei Moosbach nach vielen Jahren Kampf gegen diese Rodung ein. Fünf Hektar Bannwald sind gerettet.

Neben den genannten Projekten kämpft der BN im Reichswald

  • für die Ausweisung der Ziegellach in Nürnberg am Flughafen als Naturschutzgebiet.
  • gegen die Rodung von Reichswald im Erlanger Südgelände. Das Landschaftsschutzgebiet muss bleiben!
  • mit dem Bündnis Nein zur Nordanbindung gegen die geplante Nordspange zum Flughafen. Sie muss endlich raus aus dem Bundesverkehrswegeplan, nachdem die Stadt Nürnberg sie auch nicht mehr befürwortet.

Programm / Angebote Reichswaldfest:

  • Traditionell neben Bio-Bier und Bio-Limo auch Öko-Bratwurst, vegane Kost und Bio-Kuchen
  • Zwei politische Reden
  • Musik von Erik Stenzel und Bühnenpoesie von Meike Harms
  • Führungen zum Leben im Reichswald
  • Infostände von etwa 20 Initiativen und Gruppen

Kinderprogramm:

  • Dieses Mal dreht sich vieles um das spannende Thema Wald & Wasser und Feuersalamander. Der Reichswald hat herausragende Bedeutung für den Trinkwasserschutz und sichert die Qualität des Trinkwassers: allein zwischen Lauf, Fischbach, Mögeldorf und Heroldsberg in einem fast 6.000 Hektar großen Trinkwasserschutzgebiet. Wichtig ist auch die Kühlfunktion des Reichswaldes für die Menschen im Großraum Nürnberg. Der Erhalt des Reichswaldes, dessen schonende Bewirtschaftung und der Rückhalt der Niederschläge im Wald sind hierfür vorrangig.
  • Der BN will am Reichswaldfest auch auf die bedrohliche Lage eines seltenen Reichswaldbewohners aufmerksam machen, dem Feuersalamander. Er kommt auch in den Feuchtgebieten und Waldbächen im Reichswald vor, ist aber durch eine eingeschleppte Pilzerkrankung akut bedroht. Der BN arbeitet an einem Artenhilfsprogramm mit, um „Lurchi“ dauerhaft im Reichswald und in anderen Wäldern Bayerns zu erhalten.
  • Klettern auf riesigen Eichen unter fachkundiger Betreuung mit Helm und Seilen.
  • Märchenzelt
  • Beim Imker kann man lebenden Bienen im Bienenstock bei ihrer Arbeit zugucken.
  • Es gibt Terrarien mit Pflanzen und Tieren aus dem Reichswald.
  • Geocatching
     

Weitere Infos:

Reichswald: https://www.bund-naturschutz.de/wald/reichswald

Programm: www.reichswaldfest.de