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Tag des Baumes am 25. April: Grüne Lunge Nürnberger Reichswald weiter bedroht

Das große Bündnis „Rettet den Reichswald“ betont die Bedeutung von gesunden Bäumen für lokalen und globalen Klimaschutz. Wälder sind die zweitgrößte Kohlenstoffsenke der Biosphäre. Der Nürnberger Reichswald ist die „Grüne Lunge“ der Metropolregion und kühlt die angrenzenden Städte an heißen Tagen. Eine neue Studie des Bay. Landesamtes für Umwelt zeigt die Klimabedeutung.

24.04.2023

Der am 27. November 1951 von den Vereinten Nationen beschlossene Tag des Baumes soll die Bedeutung des Waldes für den Menschen im Bewusstsein halten. Heimische Bäume können 300-600 Jahre alt werden und dabei erhebliche Mengen an Kohlenstoff binden. Der Nürnberger Reichswald besteht zu ca. 80% aus Nadelbäumen, ein Umbau hin zu einem klimaresistenten Mischwald begann bereits im Jahr 1983 und erweist sich nun 40 Jahre später als überaus vorausschauende Entscheidung.

Das Bündnis „Rettet den Reichswald“ fühlt nach dem gerade erst verkündeten Aus für ein ICE-Werk im Wald bei Feucht Rückenwind für den Kampf um den Wald.

Barbara Dorfner, Sprecherin der BI Röthenbach bei St. Wolfgang: „Die Ankündigung der Deutschen Bahn, das geplante ICE-Werk nicht im Reichswald zu bauen ist für das Bündnis ein riesiger Erfolg. Bis zu 46 Hektar Wald sollten für das Instandhaltungswerk fallen. Beim Reichswaldfest am 15./16.Juli 2023 werden wir diesen Erfolg feiern! Der Alternativstandort im Nürnberger Hafen scheiterte an der fehlenden Unterstützung der Staatsregierung unter Ministerpräsident Dr. Markus Söder und der Stadt Nürnberg unter OB Markus König.“

Eine ganz neue Karte des bayerischen Landesamtes für Umwelt vom Dez. 2022 „Landesweite Schutzgutkarte Klima/Luft für die Landschaftsrahmenplanung“; https://www.lfu.bayern.de/natur/schutzgutkarten/klima_luft/index.htm beleuchtet auch den Reichswald. „Die Karte veranschaulicht, welche Siedlungsräume schon heute eine Hitzebelastung aufweisen und wie sich diese Belastung unter Annahme eines schwachen oder starken Klimawandels verstärken wird. Zudem zeigt die Karte, wo sich Ausgleichsräume und Kaltluftabflüsse befinden, die für eine Reduzierung der Belastung von Bedeutung sind“, schreibt das Landesamt. Es wurden drei gesamträumliche Modellierungen für die Bestandssituation (Referenzzeitraum 1986-2015) sowie für zwei Klimawandel-Szenarien „schwacher Klimawandel“ und „starker Klimawandel“ für die nahe Zukunft (2021-2050, Zieljahr 2035) durchgeführt.

Die Analyse zeigt, wie wichtig der Reichswald in klimatischer Hinsicht für die Region ist: Nürnberg liegt mit sechs bis acht so genannten tropischen Nächten bereits heute in einem Bereich, der gesundheitlich gefährlich sein kann, beispielsweise für Menschen mit Herz-Kreislauferkrankungen (Anlage: Karte Tropennächte). Dabei liegen die Temperaturen bei tropischen Nächten derzeit um 4 Uhr morgens noch bei 20 bis 22 °C. Bei einem starkem Klimawandelszenario müssten wir mit 24 bis 25 °C zurechtkommen (Anlage: Karte Bodennahes nächtliches Temperaturfeld).

Nürnberg ist in Bayern beim Klimawandel besonders betroffen (Anlage: Karte Klimaanalysekarten). Der Reichswald bildet ein ganz besonders wichtiges Kaltluftentstehungsgebiet (Anlage: Regionale Kaltluftströmungssysteme). Nürnberg liegt bei der Nachtbelastung in der höchsten Kategorie 5, der Ausgleichsraum mit hoher und sehr hoher Bedeutung deckt sich weitgehend mit dem Reichswald und dem Pegnitztal (Anlage: Schutzgutkarte Klima/Luft Bayern).

Der Nürnberger Reichswald ist weiterhin bedroht! Das Bündnis kämpft weiter für den Erhalt der lokalen Klimaanlage des Großraums Nürnberg-Fürth-Erlangen sowie gegen Eingriffe durch Großprojekte. Insbesondere die P53-Stromtrasse mit zugehörigen Umspannwerken, der überdimensionierte Ausbau von Straßen und Autobahnen, ein geplantes Gewerbegebiet bei Lauf und beabsichtigte neue Sandabbaugebiete gefährden wertvollen alten Baumbestand. Da zudem Stadtbäume durch die innerstädtischen Hitzeperioden vermehrt absterben und gefällt werden müssen, gewinnt der Erhalt der stadtnahen Waldflächen auch zum Schutz der Bevölkerung immer mehr an Bedeutung.

„Die Juraleitung P53 würde im Reichswald Ewigkeitsschäden auf 70 ha Fläche produzieren und die Gesundheit der Anwohner gefährden!“, ist sich Klaus-Dieter Wenzel von der BI Feucht sicher. „Allein das geplante 14 Hektar große Umspannwerk der P53-Juratrasse bedroht alte Buchen mit Höhlen von Schwarzspechten sowie Eichen und Kiefern mit Buntspecht-Höhlen auf der projektierten Fläche bei Ludersheim im Nürnberger Land. Die Höhlenbäume dienen Hohltauben und anderen Vögeln des europäischen Vogelschutzgebietes Nürnberger Reichswald sowie Fledermäusen als Bruthöhlen und Quartier. Im Mulm der Eichen- und Buchen-Höhlen entwickeln sich Xylobionte, d. h. Totholz besiedelnde Käfer mit ihren Larvenstadien“, so Sebastian Haas vom BUND Naturschutz aus Feucht.

Neben der direkten Rodung sind Waldbäume durch die Klimakrise und die daraus resultierenden Trockenjahre seit 2015 bereits stark geschädigt und gefährdet. Borkenkäfer, Waldbrände und Stürme setzen den Bäumen zusätzlich zu. Daher ist die Begrenzung der Erderhitzung auf 1,5 Grad von besonderer Bedeutung. „Die Umstellung auf 100 Prozent erneuerbare Energien ist daher so schnell wie möglich erforderlich“, erläutert Dr. Thomas Franze vom BUND Naturschutz in Feucht.

Zum Tag des Baumes fordern wir von der bayerischen Staatsregierung, Herrn Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder sowie von der bayerischen Waldministerin Frau Michaela Kaniber den verstärkten Einsatz zum Schutz des Nürnberger Reichswaldes. Wichtige Infrastrukturmaßnahmen müssen ohne Abholzung von Waldflächen umgesetzt werden. Die Pläne zur Errichtung eines Gewerbegebiets im Reichswald durch die Stadt Lauf dürfen nicht weiterverfolgt werden. Jeder weitere Straßenausbau ist auf den kritischen Prüfstand hinsichtlich weiterem Flächenverbrauch zu stellen. Zusätzlicher Sandabbau auf Kosten von Bannwald muss gestoppt werden. Die Energiewende muss dezentral durch den Ausbau der Verteilnetze erfolgen, nicht mittels überdimensionierter Stromautobahnen, die große Flächen Wald und Natur zerstören würden.

Für Rückfragen

Dr. Thomas Franze, Vorsitzender der BN-Ortsgruppe Feucht

E-Mail: thomas-franze@gmx.de

Hintergrundinformation Bündnis “Rettet den Reichswald”

Das Bündnis besteht aus BUND Naturschutz in Bayern e. V., Landesverband, BN-Kreisgruppen Erlangen, Nürnberg-Stadt, Nürnberger Land, Schwabach, Roth, Neumarkt, Fürth-Stadt (wg. Trinkwasser Harrlach), LBV - Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern, Bürgerinitiative „Kein ICE Werk bei Harrlach", Bürgerinitiative Röthenbach bei St. Wolfgang/Reichswald bleibt e.V., Bürgerinitiative Kein ICE-Werk Schwarzenbruck, Bündnis "Rettet den Reichswald" Feucht (mit LBV Ortsgruppe Feucht, BN-Ortsgruppe Feucht, BN-Ortsgruppe Wendelstein, DAV Sektion Feucht, BI Kein ICE-Werk in und südlich der Muna, Waldsiedlung Weißensee Feucht e.G., BI Pro Grün in Feucht und Moosbach, Bürgerinitiative gegen die Waldzerstörung Feucht, BI Ja zum Reichswald-Nein zur Juratrasse Feucht, Jagdschutz- und Jägerverein Nürnberger Land, SPD Feucht, SPD-Ortsvereine Wendelstein, CSU Feucht, Bündnis 90-Die Grünen Feucht, Bündnis 90-Die Grünen Wendelstein, UCS Die Unabhängigen Feucht, Freie Wähler Feucht), Bürgerinitiative gegen die Waldzerstörung, Bündnis der Trassengegner, Bürgerinitiative Feucht JA zum Reichswald - NEIN zur Juratrasse, Greenpeace Nürnberg, Fürther Wasserbündnis, Bündnis "Nein zur Flughafen-Nordanbindung", Bündnis90/Die Grünen OV Altdorf.

Sie alle eint, dass sie für den gesamten Reichswald einstehen. Der Vorwurf mancher politischer FunktionsträgerInnen, hier agierten BürgerInnen nach dem Motto „Not in my backyard“ wird durch das Bündnis widerlegt.