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Unglaubwürdige Verbraucherversprechen - Molkerei Goldsteig hebt Glyphosatverbot auf

Die Molkerei hatte ihren Milchlieferanten vor vier Jahren die Anwendung des Totalherbizids für die Erzeugung ihres Wiesen- und Ackerfutters untersagt, jetzt soll es wieder erlaubt werden. BN-Kritik: Um auf gestiegene Kosten zu reagieren, sollte man den Milchviehaltern besser mehr Geld für ihre Milch zahlen.

13.04.2022

Der BUND Naturschutz in Bayern kritisiert, dass die Molkerei Goldsteig ihren Milchlieferanten den Einsatz von Glyphosat ab April wieder erlaubt. In einem Schreiben an ihre Erzeuger, das dem BN vorliegt, argumentiert die Molkerei damit, den Erzeugern damit eine Entlastung für die gestiegenen Futtermittel- und Düngepreise zu geben. Die Erlaubnis gelte bis auf weiteres.

Der BN-Vorsitzende Richard Mergner sieht dies als fadenscheinige Argumentation: „Statt die Landwirte, die in den letzten vier Jahren auch ohne Glyphosat zurechtkamen, wieder zu umweltschädlichem Verhalten zu animieren, könnte Goldsteig als wirkliche Unterstützung den Milchauszahlungspreis erhöhen. Damit können die Landwirte dann auch für die erbrachten Umweltleistungen über ihr Einkommen entlohnt werden. Mit der Aufhebung des Verbots werden Verbraucherversprechen gebrochen und die Weichenstellung in Richtung eines umweltverträglicheren Wirtschaftens mit weniger Pestizideinsatz verlassen.“ Die Molkerei hatte Anfang 2018 medienwirksam verkündet, auf das gefährliche Spritzmittel zu verzichten.

Die BN-Agrarreferentin Marion Ruppaner betont, dass sich der Einsatz von Glyphosat zudem finanziell gar nicht auszahlt: „Von einer Entlastung der Landwirte durch den Glyphosateinsatz kann keine Rede sein, das gefährliche Pflanzenschutzmittel kostet ja schließlich Geld. Die Bewirtschaftung ohne den Einsatz von Glyphosat, etwa durch mechanische Verfahren wie so genannten Feingrubbern oder Federzinkeneggen, verbraucht zwar mehr Diesel, die Mehrkosten belaufen sich bei vorhandener Technik aber auf nicht mehr als 20 oder 30 Euro pro Hektar. Das entspricht in etwa den Kosten für die Glyphosatmittel – das Ganze ist also ein Nullsummenspiel. Dies steht zudem in keiner Relation zum Imageschaden, den die rund 3000 Milchlieferanten erleiden, wenn sie wieder Glyphosat einsetzen - von den Auswirkungen auf Mensch und Umwelt ganz zu schweigen!“

Hintergrund
Glyphosat ist der meist genutzte Wirkstoff in Unkrautvernichtungsmitteln und kommt auf ca. 31 Prozent der Acker- und 4 Prozent der Grünlandflächen in Deutschland zum Einsatz. In Bayern erfolgt eine Glyphosat-Anwendung nach Angaben der Landesanstalt für Landwirtschaft auf zirka 11 Prozent der Ackerfläche und 1 Prozent der Grünlandfläche. Glyphosatrückstände finden sich inzwischen in vielen Oberflächengewässern und in Böden. Auch in Lebensmitteln, wie Bier oder Brot, werden zunehmend Rückstände von Glyphosat und seinem Abbauprodukt Aminomethylphosphonsäure (AMPA) nachgewiesen. In die Kritik kam das Mittel nicht zuletzt, weil es im Verdacht steht, krebserregend für den Menschen zu sein.
Glyphosat wirkt auf alle Grünpflanzen und zerstört dadurch Lebensräume und Nahrungsquellen für viele Tiere, z.B. Insekten. Glyphosat vernichtet daher Biodiversität, nicht nur bei Pflanzen, sondern auch bei Tieren und Mikroorganismen. Laut Umweltbundesamt führt der intensive Einsatz hochwirksamer Breitband-Herbizide wie Glyphosat zwangsläufig zur Verarmung der Pflanzenwelt. Vielen Vogelarten, wie Feldlerche, Goldammer oder Rebhuhn, aber auch Säugetier- und andere Tierarten der Agrarlandschaft wird so die Nahrungsgrundlage weitestgehend entzogen.

Quellen und mehr Info: https://www.bund-naturschutz.de/fileadmin/Bilder_und_Dokumente/Themen/Landwirtschaft/Glyphosat/BN-BUND-Hintergrundpapier-Glyphosat-2021.pdf

Die Glyphosatzulassung endet am 15.12.2023. Im Koalitionsvertrag der Bundesregierung ist ein Auslaufen zum Jahresende 2023 verankert. Derzeit läuft ein europäisches Wiederzulassungsverfahren für Glyphosat.

Für Rückfragen:
Marion Ruppaner, BN Agrarreferentin
E-Mail: marion.ruppaner@bund-naturschutz.de
Tel.: 0911 81878-20, mobil: 0160 76 14 336