Waldminister Brunner beim Reichswaldfest 2011
Beim 39. Reichswaldfest hielten am Samstag, 16.07.11 Staatsminister Helmut Brunner und der BN-Vorsitzende Prof. Dr. Hubert Weiger bei schönstem Wetter die zentralen Festreden.
Vor ca. 1.000 WaldschützerInnen und VertreterInnen der Politik, darunter MdB Martin Burkert (SPD), Marlene Mortler (CSU), MdL Angelika Weikert (SPD), dem Staatssekretär der Baden-Württemberger Staatskanzlei Klaus-Peter Murawski, und zahlreichen StadträtInnen aus allen demokratischen Parteien legte Waldminister Brunner eine klares Bekenntnis zum Waldschutz ab und setzte sich für den ökologischen Waldumbau ein. Man habe aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt und den Wert der naturnahen und nachhaltigen Waldwirtschaft erkannt.
Bezüglich der Überprüfung der vielen geplanten Eingriffsprojekte im Reichswald kündigte Brunner eine Gesamtabwägung aller kritisierten Projekte vor jeglicher Planfeststellung an.
Der BN-Vorsitzende Hubert Weiger begrüßte diese Gesamtüberprüfung und forderte unter großem Applaus von Brunner, dass dabei entsprechend des geltenden Bannwaldgesetzes der Vorrang des Walderhaltes vor anderen Ansprüchen umgesetzt werden müsse. Insbesondere die überflüssigen und schädlichen Vorhaben wie die Nordspange zum Flughafen, die sog. Südumfahrung von Buckenhof, Uttenreuth und Weiher und der geplante LKW-Rastplatz bei Moosbach müssten ersatzlos gestrichen werden.
Der BN fordert, dass der Vorrang des Walderhaltes auch nicht durch Ersatzaufforstungen umgangen wird.
Vertreter der Stadt Nürnberg, darunter Umweltreferent Dr. Peter Pluschke und Umweltamtsleiter Klaus Köppel, überreichten Brunner im Anschluss an seine Rede einen lebenden Eremiten, auch Juchtenkäfer genannt. Dessen Larve war vor einem Jahr von einem Umweltamtsmitarbeiter aus einer umgestürzten Eiche gerettet worden, ehrenamtlich gepflegt worden und hatte sich zwischenzeitlich zum Käfer entwickelt. Als Vertreter typischer Urwaldarten Mitteleuropas, geschützt von der EU, steht er für die Bedeutung des Reichswaldes für den Artenerhalt. Er wurde vom Minister am Rande des Festplatzes unter großer Anteilnahme von BesucherInnen des Festes freigelassen.
Mit der Reichswaldmedaille wurde Heinz Ehrenkäufer, Mitgründer und ehemaliger Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Nürnberg-Stadt sowie berühmter Naturfilmer für seinen Einsatz zum Erhalt des Reichswaldes und für die Wald-Umweltbildung geehrt. Der BN-Vorsitzende Hubert Weiger würdigte damit den Einsatz des heute 90-jährigen Ehrenkäufer, der in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts, zu Beginn der Bürgerbewegung für den Reichswald erfolgreich gegen den Ostzubringer durch den Reichswald mit Tunnel, gegen den Rangierbahnhof im Reichswald bei Schwanstetten und gegen den Panzerübungsplatz im Reichswald bei Feucht gewirkt hatte. Als Filmschaffender hat Heinz Ehrenkäufer seit 1960 42 Naturfilme produziert, darunter der preisgekrönte Film "Wo der Wald am grünsten ist - der Buchenwald", den die BN-Kreisgruppe soeben wieder auf DVD aufgelegt hat (10,- €; Goldene Ähre Filmfestspiele Berlin 1980).
Ebenfalls mit der Reichswaldmedaille wurdeClaus Bößenecker geehrt. In seiner Laudatio würdigte ihn Hubert Weiger als unermüdlichen Kämpfer für den Erhalt des Reichswaldes und einen der strategischen Köpfe der Aktiven gegen die Nordspange. Seine Verdienste um den Reichswaldschutz gingen aber auch zurück auf seine Tätigkeit als Sachgebietsleiter Naturschutzrecht bei der Regierung von Mittelfranken, wo er segensreich für die Ausweisung von Naturschutzgebieten wie dem NSG Tennenloher Forst, und dem NSG Flechtenkiefernwälder bei Leinburg gewirkt habe.
Das Reichswaldfest wird vom Bund Naturschutz (BN) zusammen mit dem Nürnberger Betrieb Bayerische Staatsforsten, dem Amt für Land und Forstwirtschaft und befreundeten Verbänden und Organisationen veranstaltet. Das Reichswaldfest hat sich von einer lokalen Protestveranstaltung gegen Waldrodungen zu Anfang der 70er Jahre zum wohl größten Waldfest Deutschlands entwickelt. Der Reichswald (Sebalder, Lorenzer und Südlicher Reichswald) umfasst als weitgehend geschlossenes Waldgebiet über 45.000 Hektar Wald und ist als Grüne Lunge unverzichtbar für den Großraum Nürnberg. Seine vielfältigen Funktionen reichen vom Klimaausgleich in den dicht besiedelten Bereichen über Luftreinigung bis hin zum wichtigsten Naherholungsraum und Trinkwasserschutzgebiet für die Bevölkerung der Städte und Gemeinden.
Für Rückfragen:
Tom Konopka, Regionalreferent für Mittel- und Oberfranken
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