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Tiere und Pflanzen

Welche Sand-Lebensräume gibt es in Bayern?

Heiß, trocken und nährstoffarm: Sand-Lebensräume sind oft extreme Welten. In der SandAchse Franken reicht ihre Vielfalt von Offensanden über Sandheiden und Sandmagerrasen bis hin zu Flechten-Kiefernwäldern. Erfahren Sie mehr über die bayerischen Sand-Lebensräume!

Wie Perlen an einer Kette reihen sich die fränkischen Sand-Lebensräume aneinander. Neben den großen Naturschutzgebieten wie Tennenloher Forst oder Hainberg findet man auch kleine Schätze: Sanddünen mitten im Wald, sandige Uferabbrüche oder blütenreiche Magerrasen.


Offensande

Auf offenen Sandflächen, den sogenannten Offensanden, herrschen extreme Bedingungen: heiß, trocken und nährstoffarm. Sie sind die Sand-Lebensräume mit den lebensfeindlichsten Bedingungen.

Auf Offensanden versickert der Regen schnell und Nährstoffe werden rasch ausgewaschen. Der trockene Sandboden erhitzt sich im Sommer auf bis zu 60 Grad Celsius. Die Offensandgebiete der SandAchse werden deshalb auch als „Fränkische Wüste“ bezeichnet.

Früher entstanden offene Sande durch die Dynamik der Flüsse. Heute können Sandgruben bei bedachter Gestaltung eine letzte Zuflucht für Arten der ursprünglichen Wildflusslandschaft sein. In kleinerem Maßstab entstehen Offensande auch durch Windwurf oder Grabaktivitäten von Kaninchen und Ameisen.

Nur wenige Pflanzen und Tiere schaffen es, offene Sand-Lebenräume zu besiedeln. Wer den extremen Lebensbedingungen trotzen will, braucht spezielle Überlebensstrategien. Viele Insekten wie Wildbienen, Grabwespen und Laufkäfer ziehen sogar Nutzen aus dem lockeren Substrat und verwenden es zur Anlage von Nestern und Wohnröhren. Ein typischer Bewohner offener Sandböden ist der Dünen-Sandlaufkäfer.


Silbergrasfluren

Silbergrasfluren entstehen auf Offensandflächen: Unbewachsene Flächen unterliegen natürlicherweise einem stetigen Wandel. Sie werden nach und nach von Pflanzen besiedelt und so entwickeln sich aus Offensanden Silbergrasfluren.

Das Silbergras ist eine typische Pionierpflanze. Gemeinsam mit dem Frühlings-Spörgel besiedelt es offene Sandflächen und bildet so die typischen Silbergrasfluren. Mit seinem dichten Wurzelwerk festigt das Silbergras den heißen, trockenen Boden. Zwischen den niedrigen, grau-grünen Grashorsten siedeln sich allmählich weitere Kräuter, Gräser, Moose und Flechten an. Organisches Material sammelt sich und die Nährstoff- und Wasserversorgung wird dadurch besser. Nach und nach entwickelt sich so aus der lückigen Pflanzendecke ein nahezu geschlossener Rasen. Auf Silbergrasfluren fühlt sich die Blauflügelige Ödlandschrecke, das Wappentier der SandAchse, wohl. 


Feuchte Sand-Lebensräume

Neben diesen sehr trockenen, gibt es auch feuchte Sand-Lebensräume. Sie finden sich entlang naturnaher Flüsse und Bäche oder in Geländesenken, in denen das Regenwasser zeitweise steht.

Als die Flüsse noch frei fließen konnten, waren feuchte Sand-Lebensräume wie sandige Anschwemmungen und Uferabbrüche, aber auch kleine Tümpel innerhalb der Auen weit verbreitet. Heute sind sie sehr selten geworden. Ersatzlebensräume sind deshalb besonders wichtig. Manchmal können schon Fahrspuren mit einem verdichteten Untergrund als Ersatzlebensraum für feuchtigkeitsliebende Sandspezialisten dienen.

Je nach Nährstoff- und Wasserversorgung leben unterschiedliche Pflanzen und Tiere in feuchten Sand-Lebensräumen. Sehr feuchte und besonders nährstoffarme Standorte ähneln in ihrer Artenzusammensetzung beispielsweise manchmal Mooren. Eine Pflanze, die man dort finden kann, ist der Sonnentau. Er ergänzt sein Menü auf den kargen Sandböden, indem er mit seinen klebrigen Blättern auf Fliegenjagd geht. An sandigen Ufern, wie etwa am Obermain bei Hallstadt, fühlt sich der Grundläufer wohl und Kreuzkröten gehören zum typischen Inventar komplexer Sand-Lebensräume mit feuchten und trockenen Bereichen.


Sand-Steilwände und -Überhänge

An frei fließenden Flüssen und Bächen entstehen an Prallufern Sand-Steilwände und Überhänge. Sie kommen aber auch in Sandgruben vor.

Sand-Steilwände sind wichtige Lebensräume für Vögel wie die Uferschwalbe oder den Eisvogel. Und auch viele Wildbienen und Wespen bauen dort ihre Nester. Unter sandigen Überhängen – zum Beispiel an Böschungen, an denen die Wurzeln von Kiefern zutage treten, aber oft auch unter Büschen von Heidekraut – lebt der Ameisenlöwe, das Miniaturungeheuer der SandAchse, auch „Dämon des Staubes“ genannt.


Sanddünen

Auch, wenn wir sie hauptsächlich aus der Wüste kennen – in Franken gibt es ebenfalls natürliche Sanddünen. Teilweise waren diese Binnendünen bis ins letzte Jahrhundert hinein unbewaldet und in Bewegung. Sie entstanden während der letzten Eiszeit durch Auswehung von lockerem Sand aus den Flusstälern.


Sandmagerrasen

Ausgedehnte magere Sandrasen mit Sandgrasnelken gehörten einst mit ihren hübsch blühenden Kräutern zum typischen Bild der Tallandschaften in der SandAchse Franken. Sie wurden durch die traditionelle Beweidung mit Schafen gefördert. Die Pflanzenvielfalt mit Sandgrasnelke, Berg-Sandglöckchen und Heidenelke bietet zahlreichen Tieren Nahrung und Lebensraum. Heute sind diese Flächen selten geworden und mit ihnen Steppengrashüpfer und Heidelerche, die hier zuhause sind.

Sandgrasnelkenrasen müssen regelmäßig beweidet oder gemäht werden. Wird die Nutzung aufgegeben, verbuschen sie. Doch auch eine zu intensive Nutzung führt zur Zerstörung. Durch den Nährstoffeintrag infolge von Düngung verwandeln sich die artenreichen Rasen in monotone Fettwiesen.


Sandäcker und Brachen

Auf Sandäckern und Brachen fanden bis zur Industrialisierung der Landwirtschaft viele sandtypische Wildkräuter und -tiere Platz zum Leben. Doch die nährstoffarmen Sandäcker bringen den Landwirten nur wenig Erträge. Sie wurden und werden deswegen oft aufgegeben, in Wiesen umgewandelt oder stark gedüngt.

Vom trostlosen Einerlei, dem wir sonst auf unseren Feldern begegnen, heben sich die Sandäcker auf den ersten Blick ab. Hier wächst und blüht eine Vielzahl von Wildkräutern wie Sandmohn, Lämmersalat oder Ackerfilzkraut, die wiederum vielen Insekten als Nahrungsquelle dienen.


Heiden

Heiden sind baumfreie, von Zwergsträuchern beherrschte Lebensräume. Zwergsträucher sind zum Beispiel Heidelbeere, Preiselbeere und Heidekraut. Heiden entstehen bei uns meist durch Rodung von Kiefernwäldern und werden vom Heidekraut dominiert. Sie sind in der SandAchse sehr selten und meist nur kleinflächig an Waldrändern und auf Lichtungen im Kiefernwald zu finden.

Heidekräuter liefern eine schwer zersetzbare Streu, die den Boden versauert. Deshalb können nur wenige höhere Pflanzen mit den Heidekrautgewächsen konkurrieren. Wie bei den Silbergrasfluren sind bei den Heiden die pflanzenfreien Bereiche für die Insektenwelt von besonderer Bedeutung. So liebt beispielsweise der Wald-Sandlaufkäfer die offenen, leicht mit Flechten bewachsenen Sandbereiche zwischen den Heidekraut-Büschen. Das Heidekraut selbst ist für Schmetterlingsraupen eine wichtige Nahrungsgrundlage.


Flechten-Kiefernwälder

Kiefernwälder auf Sand mit ihren dünnen, stockartigen Bäumen werden in Franken auch „Steggerlaswälder“ genannt. Seit dem 14. Jahrhundert förderten die Waldbauern die Kiefer, weil sie auf dem kargen Sandboden gut wuchs und relativ schnell Holz lieferte. In den Kiefernwäldern fällt viel Licht zum Boden, deshalb können hier Arten wie Heidelbeere, Preiselbeere und Besenheide gedeihen. Dazwischen finden sich Seltenheiten wie das Doldige Winterlieb, eine kleine immergrüne Pflanze.

Wo der Sandboden besonders trocken und nährstoffarm ist, wachsen nur noch wenige Moos- und Flechtenarten, die ausgedehnte Teppiche bilden können. Solche Wälder werden Flechten-Kiefernwälder genannt. Unter den Tieren sind Ziegenmelker, Walker und Kiefernprachtkäfer typische Bewohner dieses Lebensraumes. Der Achtpunkt-Kiefernprachtkäfer entwickelt sich in Kiefernstubben und die Raupe des Kiefernschwärmers ernährt sich von den Nadeln der Kiefer.

Flechten sind eine Symbiose aus Algen und Pilzen. Sie schaffen es, auch auf sehr mageren, trockenen Böden zu siedeln. In Hitzeperioden trocknen sie fast völlig aus, wachsen aber einfach weiter, wenn es wieder feucht wird.