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Was ist besser: bio oder regional?
Klar ist: Bio und regional ist der Königsweg. Aber was tun, wenn es Bio-Bohnen nur aus Ägypten, und regionale Bohnen nur aus konventionellem Anbau gibt? Unsere Tipps helfen, wenn man vor der Wahl zwischen regional oder bio steht.
Ob "bio" oder "regional" besser ist, lässt sich nicht pauschal beantworten, da beide Optionen ihre Vorteile haben. Es kommt dabei auf die Art des Produkts, seine Herstellung, die Saison sowie den Transportweg und das Transportmittel an. Die folgenden Tipps sind daher Wegweiser für die Entscheidung im Einzelfall.
Die Grundregel lautet: Kaufen Sie nach Möglichkeit immer bio und regional, also Bio-Produkte aus regionalem Anbau. Damit liegen Sie auf jeden Fall richtig.
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- document.getElementById('c241498').scrollIntoView({ behavior: 'smooth' }), 10);">2 Wann Bio-Qualität vorteilhafter ist
- document.getElementById('c241499').scrollIntoView({ behavior: 'smooth' }), 10);">3 Was die Entscheidung beeinflusst
Wann regionale Lebensmittel vorteilhafter sind

Regionale Lebensmittel können ihre Vorteile ausspielen, wenn
- es sich um Obst und Gemüse handelt. Wirkt sich der Transportweg stark auf die gesamte Ökobilanz aus, sind die Vorteile regionaler Produktion am größten. Das ist von Apfel bis Zucchino regelmäßig der Fall – zur Erntezeit.
- das betreffende Lebensmittel gerade Saison hat, denn nur in der natürlichen Erntephase spielt Regionalität ihre Stärken aus. Außerhalb der Saison machen (beheizte) Gewächshäuser oder (gekühlte) Lagerung die Vorteile kurzer Transportwege zunichte. Saisonal bedeutet also ein entscheidendes Plus für regional – auch bei konventionellem Anbau.
- die Transportwege wirklich kurz sind. Was „wirklich kurz“ ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Für Bayern sollten Lebensmittel maximal aus Österreich oder Norditalien kommen (was zum Beispiel immer noch näher als Norddeutschland liegt).
- Sie Ihre Einkäufe zu Fuß oder mit dem Rad erledigen. Denn die Fahrt mit dem eigenen Pkw macht alle regionalen Vorteile schnell zunichte: Wer damit fünf Kilometer zum (konventionellen) Hofladen fährt, um ausschließlich zwei Kilogramm Äpfel zu kaufen, verbraucht etwa fünf Mal mehr Energie wie für Plantagenanbau, Lagerung und Transport aufgewendet werden muss (Quelle: IFEU Institut).
Wann Bio-Qualität vorteilhafter ist

Bio-Qualität ist vorteilhafter als regionale Ware, wenn
- es sich um Fleisch handelt. Bei Fleisch ist der ökologische Fußabdruck schon vor dem Transport hoch. Dann wirken sich die Vorzüge der biologischen Landwirtschaft positiver aus – etwa bei Rindfleisch aus artgerechter Weidehaltung.
- ein vergleichsweise umweltfreundliches Transportmittel benutzt wurde. Ägyptische Bio-Bohnen sind oft klimaschädliche Flugware, der Bio-Apfel hingegen überquert den Atlantik auf dem vergleichsweise effizienten Schiff.
- sich Einkäufe nicht zu Fuß oder mit dem Rad erledigen lassen. Denn die Autofahrt macht den Vorteil der kurzen Transportwege regionaler Lebensmittel schnell zunichte. Wenn Sie mit dem Auto fahren müssen, bündeln Sie Ihre Einkäufe aber in einer Fahrt, um die Emissionen zu reduzieren.
Was die Entscheidung beeinflusst

Umweltfreundlichkeit hängt von vielen Faktoren ab
Die Antwort auf die Frage, wie umweltfreundlich ein Lebensmittel ist, hängt von vielen Aspekten ab.
- Die Art des Produkts hat einen großen Einfluss. So unterscheidet sich der ökologische Fußabdruck von verschiedenen Produkten erheblich, zum Beispiel von Gemüse und Obst, Fleisch- und Molkereiprodukten sowie Backwaren.
- Beim Vergleich biologisch oder regional wird es noch komplizierter, weil der Herstellungsort natürliche Vorteile haben kann: Manche entfernteren Orte können zum Beispiel in Form von mehr Sonne und Wärme eine umweltfreundlichere Produktion ermöglichen, während der Transportweg zum Verbraucher einen Nachteil darstellt; das gilt es abzuwägen. Umgekehrt können regionale Lebensmittel viele CO2-Emissionen verursachen, zum Beispiel durch den Energieverbrauch im Gewächshaus – dafür ist der Transportweg kürzer.
- Man muss genau hinschauen: So wie es durchaus konventionelle Produzenten gibt, die auf energieeffiziente Gewächshäuser achten und Pestizide vermeiden, kommen auch Bio-Anbieter vor, bei denen etwa Tiere nur nach minimalen Bio-Vorgaben gehalten werden.
- Ein pauschales Urteil ist deshalb nicht möglich. Selbst wenn nur Emissionen verglichen werden, die zur Klimakrise beitragen, lässt sich kein durchschnittlicher Umweltnutzen ermitteln.
Nähere Infos zu den einzelnen Faktoren
Ein Beispiel: Erdbeeren werden vor oder nach der Saison in Deutschland aus dem europäischen Süden mit Lastwagen über weite Strecken transportiert. Auf dem Weg entstehen dabei zwangsläufig mehr CO2-Emissionen als bei Erdbeeren vom Nachbarfeld, selbst wenn dort konventionell gewirtschaftet wird. Doch bei diesem Vergleich bleiben wichtige weitere Parameter unberücksichtigt:
- Beim konventionellen Anbau wird in der Regel Mineraldünger eingesetzt, für den fossile Energieträger wie Erdöl und Erdgas nötig sind. Zugleich entsteht durch Mineraldünger mehr Lachgas als durch organische Düngemittel: Dieses klimawirksame Gas stammt etwa in Deutschland zu fast 70 Prozent aus der Landwirtschaft (vergleiche Umweltbundesamt 2022) – und es wirkt sich 265-mal stärker auf die Klimakrise aus als CO2.
- Durch Humusaufbau im Boden wird in der Biolandwirtschaft CO2 gebunden, viele hundert Kilogramm pro Hektar und Jahr. Bei der konventionellen Bewirtschaftung hingegen wird im Durchschnitt Humus abgebaut.
- Ein weiterer Aspekt ist der Artenschutz: Sogenannte Pflanzenschutzmittel wie Pestizide und Insektizide aus dem konventionellen Anbau bedrohen die Artenvielfalt. Für diesen Aspekt gibt es keine konkreten Zahlen zur Klimawirksamkeit. Es ist jedoch wissenschaftlich nachgewiesen, dass intakte, artenreiche Ökosysteme mehr CO2 binden als solche mit wenigen Arten.
Hier geht es um zwei Aspekte: Zum einen gibt es keine einheitliche Definition für „regional“ (siehe auch Lebensmittel regional einkaufen). Der Begriff ist gesetzlich nicht geschützt wie etwa das Bio-Siegel, das Standards und Kontrollen unterliegt. Besser sieht es bei Regionalsiegeln aus, etwa dem Bayerischen Regionalsiegel, das es auch für biologischen Anbau gibt. Eine weitere zuverlässige Quelle ist das bislang wenig bekannte Regionalfenster.
Zum anderen wird gerne getrickst: Ein Negativbeispiel sind die Nordseekrabben, die zum Pulen nach Marokko geschickt und anschließend auf dem Hamburger Fischmarkt verkauft werden. Gerade bei verarbeiteten Lebensmitteln müssen Verbraucher*innen sehr genau hinsehen, um Produkte zu erkennen, die wirklich zur regionalen Wertschöpfung beitragen und Transportkilometer sparen.
Die schlechte Nachricht vorweg: Tierhaltung wirkt sich insgesamt so stark auf die Umwelt aus, dass die Länge des Transportwegs für die Gesamtbilanz zweitrangig wird. Das gilt für den Durchschnitt von Fleischprodukten. Denn vielfach wurden bereits die Futtermittel über weite Entfernungen transportiert, etwa (Gen-)Soja aus Übersee. Bio-Höfe hingegen müssen ihre Tiere mit mindestens 20 Prozent Futter vom eigenen Betrieb oder aus regionaler Kooperation versorgen – der Anteil sollte durch Weidewirtschaft natürlich noch höher liegen. Für Rind, Schwein und Geflügel gilt also bio ist besser – und der Leitspruch weniger Fleisch zu essen.
Bei pflanzlichen Produkten wie Salat entscheidet hingegen die Saison: Im Winter übersteigt der Energieaufwand für beheizte Gewächshäuser alle anderen Belastungen – es sei denn, es kann industrielle Abwärme genutzt werden, die sonst verpuffen würde. Hinzu kommt der Einkauf: Auf dem Wochenmarkt direkt vom Erzeuger können viele Transportkilometer zwischen Feld, Logistikzentrum und Supermarkt eingespart werden.
Bei verarbeiteten Lebensmitteln wie Milch oder Bier wiederum wirkt sich vermiedener Transport stark auf die Ökobilanz aus. Weil sich der Herstellungsaufwand an verschiedenen Orten nicht wesentlich unterscheidet, haben Produkte aus der Region hier ökologische Vorteile. Achten Sie auch auf umweltfreundliche Verpackungen: Kurze Wege sprechen für die Mehrwegverpackung!
Bevor Sie am Ladenregal an der Frage "biologisch oder regional einkaufen" verzweifeln: Gehen Sie gedanklich einen Schritt zurück und fragen sich, wie Sie gekommen sind. Wenn Sie nur wenige Produkte kaufen wirkt sich schon eine Autofahrt von fünf Kilometern so stark auf die Gesamtbilanz aus, dass die Transportkilometer bis zum Laden nur noch zweitrangig sind:
- Bündeln Sie Einkäufe, wenn das Auto unvermeidbar ist.
- Planen Sie den Ladenbesuch auf dem Weg zu anderen Zielen, die Sie ohnehin ansteuern.
- Besuchen Sie den Wochenmarkt, wenn Sie gezielt lokale Erzeuger unterstützen wollen, der Hofladen aber nicht zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar ist.
Die Erntezeit in Bayern ist im Verhältnis zu südlichen Regionen kurz. Transporte von Lebensmitteln sind daher in den Wintermonaten kaum vermeidbar, doch der Fußabdruck kann minimiert werden.
- Achten Sie gerade bei konservierten Lebensmitteln und Tiefkühlkost auf regionale und biologische Erzeugung, um die durch Lagerung beziehungsweise Verpackung entstehende Umweltbelastung auszugleichen.
- Während etwa Kartoffeln oder Zwiebeln mit wenig Energie für die Lagerung über den Winter kommen, sieht es bei Äpfeln oder Birnen anders aus: Wählen Sie die jeweils umweltfreundlichste Alternative. Das ist oft die getrocknete Variante, die etwa auch bei Hülsenfrüchten gegen die Konserve gewinnt.
- Meiden Sie Obst und Gemüse, das mit dem Flugzeug transportiert wurde. Der Luftverkehr trägt in besonderem Maß zur Klimakrise bei, Schiff, Bahn und sogar Lkw sind dagegen klimafreundlicher.
- Erkundigen Sie sich bei Gemüse aus dem Gewächshaus, ob letzteres beheizt wird und falls ja, ob zumindest überschüssige Abwärme genutzt werden kann.
- Viele Früchte, die aus Übersee stammen, werden mittlerweile auch erfolgreich in Südeuropa angebaut: Spanien und Griechenland produzieren Papaya, Kiwi, Avocado und Bananen. In Oberfranken wird mit Tropenfrüchten im Gewächshaus experimentiert (vergleiche Deutschlandfunk: Das Land, wo die Papayas blühen) – womöglich eine Möglichkeit, um in Zukunft Transporte zu vermeiden.
Am besten ist der direkte Kontakt
- Lernen Sie die Lieferanten von Hofladen oder Wochenmarkt kennen, vertrauen Sie nicht allein dem Hinweis "regional".
- Erkundigen Sie sich nach dem Angebot von Bio-Produkten, bestenfalls stellt der Erzeuger aufgrund kontinuierlicher Nachfrage seinen Betrieb auf biologische Landwirtschaft um.