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Alte, schützenswerte Wälder im Hohen Buchenen Wald

BN kritisiert BaySF-Falschinformationen zu Ebracher Schutzgebiet

15.12.2014

Der BUND Naturschutz in Bayern (BN) erhebt schwere Vorwürfe gegen die Bayerischen Staatsforsten (BaySF) und den Forstbetrieb Ebrach. Sie sollen die Öffentlichkeit und die politischen Entscheidungsträger falsch über Fakten zu dem Geschützten Landschaftsbestandteil "Hoher Buchener Wald" bei Ebrach im Landkreis Bamberg informiert haben.

So haben BaySF-Vertreter mehrfach die mangelnde ökologische Qualität des Schutzgebiets mit dem Hinweis kritisiert, dass es dort keine älteren, über 140-jährigen Wälder gäbe. Anhand der von der BaySF selbst erstellten Naturschutzkonzeptkarte lässt sich allerdings belegen, dass diese Behauptungen nicht zutreffen. Eine Überprüfung durch den BN vor Ort hat ergeben, dass es in dem Schutzgebiet auf etwa 90 bis 100 Hektar Fläche ältere Wälder in neun getrennten Teilgebieten gibt, in denen der Altbestand über 140 Jahre bzw. über 180 Jahre alt ist.

"Wir kritisieren, dass hier die Forstseite zum Ebracher Schutzgebiet und damit zur Weltnaturerbe-Bewerbung mehrfach falsch informiert hat", so Hubert Weiger, Landesvorsitzender des BN. Mit diesen Falschinformationen versuchen die BaySF offenbar bei politischen Entscheidungsträgern Stimmung für eine Aufhebung des Schutzgebietes und gegen eine Weltnaturerbe-Bewerbung zu machen. Der BN hält den Geschützten Landschaftsbestandteil als ersten Schritt für einen besseren Schutz der Staatswälder im Nordsteigerwald für zwingend notwendig. "Wir werden uns nach wie vor mit aller Kraft für einen Nationalpark Steigerwald einsetzen, der auch die beste Voraussetzung für eine ernsthafte Weltnaturerbe-Bewerbung ist", so Weiger.

BaySF-eigene Unterlagen belegen Falschbehauptungen der BaySF
Mehrfach kritisierten der Leiter des Forstbetriebs Ebrach bzw. die BaySF in Zeitungsinterviews, Informationsschriften und bei Waldbegängen die angeblich geringe ökologische Qualität des Schutzgebietes: die Waldbestände seien nicht schützenswert, da sie ein zu geringes Alter hätten, es gäbe keine über 140 jährigen Wälder. Anhand des von der BaySF selbst erstellten Naturschutzkonzeptes für den Forstbetrieb Ebrach lässt sich diese Behauptung klar wiederlegen. Auf einer Fläche von 90 bis 100 Hektar finden sich ökologisch wertvolle Altbestände mit einem Alter über 140 Jahren. Nach der von der BaySF-Zentrale im Jahr 2008 erstellten Endversion des Naturschutzkonzeptes für den Forstbetrieb Ebrach belegen die dazugehörenden Karten eindeutig, dass es 3 getrennte Flächen mit Altbeständen über 180 Jahren (sog. Klasse 1-Wälder) und 6 getrennte Flächen mit Altbeständen über 140 Jahren (sog. Klasse 2-Wälder) gibt. Auf die BN-Kritik scheinen die BaySF, mit der Änderung von Planungsgrundlagen und Naturschutzkonzept zu reagieren, um die alten Wälder im Geschützten Landschaftsbestandteil "auf dem Papier" verschwinden zu lassen.

Ökologisch hochwertige, alte Laubwälder müssen weiter geschützt bleiben
Der BN hat bei einem Waldbegang vor Ort die im Naturschutzkonzept der BaySF ausgewiesenen Altbestände im Schutzgebiet überprüft. Dabei stellte sich heraus, dass die Behauptung der BaySF, es gäbe im Geschützten Landschaftsbestandteil keine älteren, sog. Klasse 1- und 2-Wälder über 140 Jahre, nicht den Gegebenheiten vor Ort entspricht. "Die auf großer Fläche im Schutzgebiet Hoher Buchener Wald vorkommenden über 140-jährigen Laubwälder gehören mit zum Besten, was es an schützenswerten Wirtschaftswäldern in Bayern überhaupt gibt", so Ralf Straußberger, Waldreferent des BN. "Andere nutzungsfreie Großschutzgebiete in Deutschland wären hoch erfreut, wenn sie solche Ausgangslagen für eine natürliche Waldentwicklung gehabt hätten".

Neben diesen älteren Wäldern gibt es in den jüngeren Laubwäldern im Geschützten Landschaftsbestandteil und darüber hinaus eine große Zahl älterer und dicker Laubbäume - geschätzt einige tausend! -, die als ökologisches Rückgrat sehr wichtig sind, bis in einigen Jahrzehnten auch die jüngeren Wälder entsprechend an ökologischem Wert zulegen, wenn sie denn dauerhaft geschützt werden.

Für Rückfragen:
Dr. Ralf Straußberger, Waldreferent BUND Naturschutz Bayern, Tel. 0911/81878-22, Mobil 0171/ 738 17 24 E-Mail: ralf.straussberger@bund-naturschutz.de

 

Hintergrundinformationen

Behauptungen des Forstbetriebes Ebrach und der BaySF

  1. Quelle: Mainpost, 05.06.2014: "WIR SIND GAR NICHT GEFRAGT WORDEN" Grundsätzlich stellt Mergner die besondere Schutzwürdigkeit des betroffenen Waldgebiets in Frage. Vorliegende Analysen bestätigen das, "doch wir sind gar nicht gefragt worden." Das Durchschnittsalter aller Nutzungsarten bei den Bäumen beträgt gerade mal 90 Jahre. Selbst die ältesten Wälder im Gebiet erreichen nicht einmal den Status von Klasse-II-Wäldern (das sind Wälder mit über 140 Jahren). Wer sich genau dieses Gebiet ausgeguckt hat, kann Mergner ebenfalls nicht sagen.
  2. Quelle: Informationen Hohe Buchener Wald, www.baysf.de, Juni 2014 Das mit den jeweiligen Flächen gewichtete Durchschnittsalter über alle Nutzungsarten im Waldgebiet beträgt 90 Jahre. Selbst die ältesten Wälder im Gebiet (LB, VJ) sind vergleichsweise jung und erreichen nicht einmal den Status von Klasse II- Wäldern (d.s. Wälder über 140 Jahre).
  3. Quelle: www.baysf.de/fileadmin/user_upload/06-medien/News/2014/Information_Hohe_Buchene_Wald.pdf "Diese Wälder sind 2006 zunächst in die Klasse II und in geringem Umfang in die Klasse I (heute weitgehend Trittstein) eingestuft worden. Allerdings ist die Anzahl der Bäume aus dem ursprünglichen Altersklassenwald gering, so dass eine aktuelle Einstufung in Klasse III+ erfolgen muss. Bei der Klasse III+ handelt es sich um jüngere Wälder der natürlichen Waldgesellschaft mit zahlreichen Elementen und Strukturen des früheren älteren Waldes."

Weitere Hintergrundinformation unter
www.bund-naturschutz.de/themen/wald/nationalpark-steigerwald.html

  • Bilddokumentation zu den Wäldern im Geschützten Landschaftsbestandteil Hoher Buchener Wald
  • Karte Alte Wälder über 140 Jahre im Geschützten Landschaftsbestandteil Hoher Buchener Wald