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Die "Grüne Bilanz 2007" des Bundes Naturschutz ist unterm Strich positiv

Bilanz und Schwerpunkte für Oberbayern

11.01.2008

Neben vielfältigen positiven Projekten und Konzepten zum Schutz von Natur und Landschaft, standen im vergangenen Jahr in Oberbayern insbesondere Aktionen gegen den Transrapid und gegen die geplante 3. Start- und Landebahn am Flughafen München im Vordergrund der BN-Aktivitäten. Hervorzuheben sind außerdem die Erfolge bei der Sicherung der gentechnikfreien Landwirtschaft und die Aktivitäten zur Verhinderung weiterer Beeinträchtigungen der Alpen, beispielsweise durch den Wintersport und Almwegebauten.  Ein wichtiger Bereich der BN-Arbeit in Oberbayern war auch der Schutz der Moore und der Widerstand  gegen die weitere Zerstörung von Fließgewässern durch Wasserkraft. Der BN hat dabei immer auch die Zusammenhänge mit dem übergeordneten Ziel „Klimaschutz“ herausgestellt.

Verkehrspolitik

Über 18.000 Menschen demonstrierten bereits im Mai 2007 in München zusammen mit dem BN gegen die geplante Erweiterung des Flughafens mit einer 3. Start- und Landebahn. Am 13.10. waren es dann in Dachau 4000 und am Weltklimatag am 08.12. in Freising erneut ca. 5.000 Menschen. Der Widerstand gegen dieses klimaschädliche Projekt, dessen Hauptlast beim BN die Kreisgruppen Freising, Erding und Dachau trugen, ist 2007 enorm gewachsen und kommt mittlerweile aus ganz Bayern und sogar darüber hinaus. Nachdem die Regierung von Oberbayern am 21.02.2007 das Raumordnungsverfahren mit einer landesplanerisch positiven Beurteilung abgeschlossen hat, wurde schon im Oktober das Planfeststellungsverfahren eingeleitet. Bis zum Stichtag 18. Dezember gingen nach bisheriger Schätzung ca. 70.000 Einwendungen gegen die 3. Bahn bei der Regierung ein. Im Jahr 2008 werden weitere Aktionen, die Stärkung des Widerstandes sowie ggf. der Beginn der Erörterungstermine Schwerpunkte sein.

Auch gegen die unsinnige Planung des Transrapid vom Münchner Hauptbahnhof zum Flughafen haben sich in nur drei Wochen deutlich mehr als die erforderlichen 25.000 Bürgerinnen und Bürger für ein Volksbegehren ausgesprochen. Und bereits im Vorfeld, am 3. November haben rund 13.000 Menschen bei einer Demo in München lautstark ihren Protest gegen dieses Projekt dargestellt. Obwohl das Innenministerium vor kurzem verkündet hat, die Zulässigkeit des Volksbegehrens beim Verfassungsgerichtshof prüfen zu lassen, ist der BN zuversichtlich, dass es heuer dennoch zum Volksentscheid kommen wird.

Der Kampf gegen diese beiden Großprojekte wird auch 2008 ein Schwerpunkt des BN sein.

Im Einsatz für den Schutz der bayerischen Landschaften vor Fehlplanungen durch Straßenbauten wird 2008 die Fortführung des Gerichtsprozesses gegen die geplante A 94 (Isentaltrasse, Lkr. Erding) sein, da der BN einen Antrag auf Zulassung der Revision beim Bundesverwaltungsgericht stellen wird. Das im Oktober 2007 erlassene Urteil des Bayerischen Verwaltungsgerichtes für die Isentaltrasse hält der BN zusammen mit vielen Unterstützern für nicht haltbar. Ein weiterer Gerichtsprozess wird 2008 der geplante Kramertunnel im Zuge der Verlegung der B 23 westlich von Garmisch sein. Obwohl hier eine für das Loisachtal und die Gemeinde Grainau verträglichere Lösung möglich wäre, wird mit massivem Zeitdruck von der Autobahndirektion eine Trasse vorangetrieben, die in früheren Verfahren von der Regierung Oberbayern selbst abgelehnt worden war. Weitere Fehlplanungen, gegen die der BN eingetreten ist, sind beispielsweise die Ortsumgehung von Wessling (Lkr. Starnberg), die Umgehung von Burghausen im Lengthal (Lkr. Altötting), die Westtangente von Freising (Lkr. Freising) oder die Überlegungen mehrerer Gemeinden Ortsumfahrungen in den Ebersberger Forst zu verlegen.
Im Kampf gegen diese Vielzahl von oftmals überflüssigen Straßenplanungen, steht für den BN immer der Einsatz für sinnvollere, umwelt- und klimaverträgliche Alternativen im Vordergrund.


Natur- und Landschaftsschutz


Der Arten- und Naturschutz wird in Oberbayern vom BN durch mannigfaltige Aktivitäten gefördert: von Amphibienaktionen, eigenen Beweidungsprojekten, der Beteiligung an der bundesweiten Schmetterlings-Aktion über das Artenschutzprojekt für den Waldrapp (BN Burghausen), Moor-Renaturierungen bis hin zu weiteren Flächenankäufen. Im Jahr 2007 haben die BN-Gruppen im Alpenvorland und in den großen Niedermoorregionen besonders den hohen Wert der Moore und ihrer Renaturierung für den Klima- und Hochwasserschutz dargestellt.  Durch eine Renaturierung der vielen Moore ließe sich in Verbindung mit der Verbesserung des natürlichen Wasserrückhalts in den Oberläufen der Fließgewässer sowie in Verbindung mit einer Reaktivierung von Auen im engmaschigen Gewässernetz gerade in Oberbayern ein ökologischer Hochwasserschutz beispielhaft umsetzen. Doch nicht einmal das hierfür beste Beispiel und Vorzeigebeispiel der bayerischen Staatsregierung - die Deichrückverlegungen an der Isar zwischen München und Moosburg (Lkr. Freising) - kam wie geplant voran.
Statt Fließgewässerrenaturierung wurden 2007 unter dem Deckmantel des Klimaschutzes sogar wieder Planungen neuer Wasserkraftwerke (z.B. an Isar, Lkr. Garmisch-Partenkirchen, an der Saalach, Lkr. Berchtesgadener Land) bzw. nicht naturverträgliche Erneuerungen von Altrechten (z.B. Glonn, Lkr. Dachau) aktuell. BN, LBV und LFV haben daher in einem großen Symposium Ende 2007 in einer gemeinsamen Resolution ein klares „nein“ zu neuenWasserkraftplanungen verkündet und den Vorrang von Fließgewässerschutz und die strikte Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie gefordert. Ebenfalls als nicht gewässer- und klimaverträglich hat der BN die Wärmeeinleitung in dieDonau beim geplanten Ausbau des Kraftwerkes Irsching (Lkr. Pfaffenhofen) mit einer Gas- und Dampfturbine kritisiert.
Ein erster Erfolg für den Fließgewässerschutz war 2007, dass das geplante Wasserkraftwerk am Isarhorn bei Mittenwald auf Grund der Proteste der Naturschutzverbände nicht weiter verfolgt wird.

Da gerade in Oberbayern mit seiner reichen Natur- und Kulturlandschaft viele Schutzgebiete ausgewiesen sind, kommt es hier auch oft zu Konflikten mit Flächenansprüchen für die verschiedensten Eingriffsvorhaben. Im Jahr 2007 wurden wieder etliche Landschaftsschutzgebiete verkleinert (z.B. Krottental oder Hausham, Lkr. Miesbach). Ein besonders gravierender Fall war auch die großflächige vorsorgliche Verkleinerung des LSG Inntal für künftige Projekte (Lkr. Rosenheim). Im Landkreis Altötting macht die geplante Erweiterung von Gewerbe- und Industrieanlagen nicht einmal vor Bannwald halt. Als Erfolg ist zu erwähnen, dass auf Grund der Proteste von Landwirten und BN der geplante Golfplatz auf den Buckelwiesen bei Mittenwald (Lkr. Garmisch) derzeit nicht mehr weiter verfolgt wird.

Dass die Aktivitäten zur Eindämmung des Flächenverbrauchs im Freistaat auch in diesem Jahr ein zentraler Schwerpunkt der BN-Arbeit bleiben müssen, belegen die aktuellen amtlichen Daten: Im Jahr 2006 stieg der tägliche Flächeninanspruchnahme im Vergleich zum Vorjahr um 29 % auf 20,6 Hektar (!). Als Boomregion leidet Oberbayern besonders unter dem immensen Flächenfraß für Siedlungs- und Verkehrsprojekte. Durch neue Ausstellungen konnte der BN jedoch zumindest die Sensibilität für dieses Thema erhöhen. Großen Anklang fand die Wanderausstellung „Wie wohnen – wo leben? Flächensparen – Qualität gewinnen“ oder auch eine Zusammenstellung des Flächenverbrauchs der Kreisgruppe Rosenheim.


Alpenpolitik

Obwohl der milde Winter 2006/2007 deutlich vor Augen geführt hat, dass der alpine schneeabhängige Skisport in Bayern durch die Klimaerwärmung vor massiven Einbrüchen steht, wurde auch 2007 in den bayerischen Skigebieten erneut in Schneekanonen, neue Lifte und größere Abfahrten investiert. Schwerpunkte der Investitionen in den oberbayerischen Alpen sind der Stümpfling (Lkr. Miesbach) und das Garmischer Skigebiet, das für die Ski-WM 2011 „hergerichtet“ wird. Diese Eingriffe würden noch erheblich verstärkt, wenn München mit seiner Olympia-Bewerbung für 2018 erfolgreich wäre. Der BN hat 2007 und wird 2008 verstärkt die große Diskrepanz zwischen nötigem Klimaschutz und den Auswirkungen der Klimaerwärmung einerseits und der Olympiabewerbung und Ausbauten von Skigebieten und künstlicher Beschneiung andererseits verdeutlichen. Sehr kritisch verfolgt der BN zudem die aktuellen Diskussionen um den Bau einer Seilbahn zur Winklmoosalm (Lkr. Traunstein), da dadurch die Planung der Skischaukel Heutal plötzlich wieder aktuell würde.

Als Erfolg sieht es der BN an, dass zwei der am stärksten umstrittenen Almwegeprojekte des Jahres 2007 - zur Rappinalm (Lkr. Bad Tölz-Wolfratshausen) bzw. zur Gedereralm (Lkr. Rosenheim) – bislang nicht realisiert wurden. Der BN hatte zusammen mit anderen Gruppen auf vielfältige Weise die damit verbundene Naturzerstörung darstellen können.


Umweltbildung

Erfolgreich fortgeführt wurden im vergangenen Jahr auch die vielen umweltpädagogischen Programme der BN-Gruppen. So hat beispielsweise die Kreisgruppe Weilheim ihr Angebot inhaltlich erweitert und intensiviert: Mit über 150 Veranstaltungen, die im gesamten Paffenwinkel angeboten wurden, konnten 3.400 Kinder, Jugendliche und Erwachsene erreicht werden. Die Kreis- und Ortsgruppen wurden dem Ruf des BN als größte ökologische Volkshochschule wieder gerecht. Die vom Bund Naturschutz getragene oberbayerische Ökostation Wartaweil am Ammersee hat 2007 mit einer Vielzahl von Veranstaltungen wieder wichtige Impulse für Umwelt- und Naturschutz und die Stärkung der Region gesetzt.


Mitgliederentwicklung

Erfreulich ist das Wachstum bei den bayerischen Mitgliedszahlen: Von den 171.000 Mitgliedern und Förderern des BN sind es in Oberbayern 57.440 (Zuwachs: 3 % im Vergleich zu 2006) in 20 Kreisgruppen und 174 Ortsgruppen.


Für Rückfragen:

Richard Mergner, Landesbeauftragter, 0911/81878-25, richard.merner@bund-naturschutz.de
Dr. Christine Margraf, Leiterin Fachabteilung München, 089/548298-89, christine.margraf@bund-naturschutz.de
Kurt Schmid, Regionalreferent, 089/548298-88, kurt.schmid@bund-naturschutz.de