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Die "Grüne Bilanz 2007" des Bundes Naturschutz ist unterm Strich positiv

Warung vor schlechter Klimaschutz-, Verkehrs- und Agrarpolitik in Bayern

02.01.2008

Ehrenamtliches Engagement und mutiger Einsatz für die Heimat haben im Jahr 2007 an vielen Orten Bayerns konkrete Klimaschutzprojekte realisiert und viele Kulturlandschaften vor Teer und Beton bewahrt.  Der Bund Naturschutz, mit zum Jahresende 171.000 Mitgliedern Bayerns größter Umweltverband,  zieht daher trotz einiger Rückschläge unterm Strich eine positive „grüne Bilanz“.

 

Der Bund Naturschutz freut sich, dass auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten vielen Mitbürgern die Erhaltung von Natur und Heimat den Einsatz von hunderttausenden ehrenamtlichen Stunden wert ist. Ein von Geldern aus Politik und Wirtschaft völlig unabhängiger Mitgliederverband ist angesichts des bedauerlichen Einflusses der Energie-, Chemie,- Auto- und Baukonzerne auf politische Entscheidungen in München, Berlin und Brüssel notwendiger denn. Die nachhaltig wachsenden Mitglieder- und Fördererzahlen und das hohe Spendenaufkommen sind damit ein Sympathiebeweis für die basisorientierte Arbeit des Bundes Naturschutz, der mit 76 Kreisgruppen und 770 Ortsgruppen in jeder dritten bayerischen Gemeinde präsent ist.

 

Erfolgreich konnte 2007 der Einmarsch der Agrogentechnik-Konzerne in Bayern verhindert werden. Die Donau zwischen Straubing und Vilshofen kann dank des BN-Engagements bislang weiter frei fliesen, die internationale Anerkennung des Nationalparks Bayerischer Wald ist nicht mehr gefährdet. Unterstützt vom Bund Naturschutz gibt es gegen viele geplante Prestigeprojekte vom Transrapid bis zur Dritten Startbahn am Münchner Flughafen eine breite, in dieser Form einzigartige, Protestbewegung. Als Folge der aktuellen Klimaschutzdiskussion wurden von der Bundesregierung am Jahresende Maßnahmen in Energiespargesetze gegossen, die schon vor 20 Jahren vom Bund Naturschutz vorgeschlagen wurden. Auch wenn gerade im Bereich der Atom- und der Verkehrspolitik mit dem verantwortungslosen Festhalten an Straßen-, Flughafen- und Donaukanalisierungsplanungen die Einsicht noch fehlt, sind die Themen des Natur-, Umwelt- und Gesundheitsschutzes von der Gentechnikfreiheit über Autoemissionen bis zur Feinstaubreduzierung auf der politischen Agenda.

 

Im Jahr 2008 wird der  Bund Naturschutz seinen Einsatz für umfassenden Klimaschutz, für eine gentechnikfreie Landwirtschaft, für die Erhaltung der frei fliesenden Donau und den Schutz der Artenvielfalt in Bayern mit neuen Kampagnen noch verstärken.

 

Bayerns Schönheit bewahren und neue Impulse geben

 

Im  Jahr 2007 gab es viele Projekte und Erfolge der kreativen wie kritischen Naturschutzarbeit:

 

Ø             Bayerns Bevölkerung  ist 2006 und nach ersten Zahlen auch 2007 Spitzenreiter bei der Wärmedämmung ihrer Gebäude. In Bayern kommt weltweit auch der meiste Solarstrom aus der Steckdose.

 

Ø             Klimaschädliche Flughafenplanungen in Hof und im Raum Coburg und Bamberg wurden dank breiten Bürgerengagementsgestoppt. Gegen den Wachstumswahn einer dritten Startbahn am Münchner Flughafen sind über 50.000 Einwendungen eingegangen.

 

Ø             In Transrapidgeschwindigkeit wurden innerhalb von nur drei Wochen über 38.000 Unterschriften für das Volksbegehren „Für Bayern - Nein zum Transrapid“ gesammelt. Damit ist die erste Hürde auf dem Weg zum Volksentscheid genommen. Die Bevölkerung in Bayern ist nach jüngsten Umfragen mehrheitlich gegen dieses klimaschädliche und Steuergeld verschwendende Prestigeprojekt.

 

Ø             Mit 44 gentechnikfreien Regionen ist Bayern das Bundesland mit dem größten Widerstand gegen die Genmanipulation von Natur und Lebensmitteln in Deutschland. Im Jahr 2007 haben sich  viele neue Initiativen für Gentechnikfreiheit gebildet. Bauernverband und Staatsregierung raten aufgrund des breiten Widerstandes vom Gentechnik-Anbau ab. Molkereien und das Metzgerhandwerk in Bayern setzen mit gentechnikfreien Fütterungsprojekten ein Zeichen gegen die Agrogentechnikkonzerne.

 

Ø             Bayerns Schönheit wurde vielerorts vor Teer und Beton bewahrt. So scheiterte ein von BMW geplantes Off-Road-Trainingszentrum im Naturpark Vorderer Bayerischer Wald bei Rettenbach ebenso wie ein Motorradübungsplatz für Kinder im Landkreis Rottal-Inn. Einkaufszentren und Gewerbegebiete auf der grünen Wiese konnten im Landkreis Passau (Gemeinde Salzweg) und im Landkreis Lindau  (Gemeinde Weißensberg) durch BN-Kreisgruppen gestoppt werden.

 

Ø               Im Bereich des klassischen Naturschutzes betreut und sichert der Bund Naturschutz mit Eigentum und Pacht inzwischen 2650 Hektar schutzwürdiger Lebensräume verteilt über ganz Bayern. Die Revitalisierung von Flüssen wurde in neuen Koalitionen mit dem Landesbund für Vogelschutz und dem Landefischereiverband vorangebracht.

 

Ø               Der Schutz der Donau als Lebensader Europas vor ihrer Umwandlung in einen kanalisierten Verkehrskorridor wurde mit einer internationalen Unterschriftssammlung verstärkt.

 

Ø             Der Biber ist auch Dank des BN-Beratungskonzeptes gut für Bayern. Mit seiner Bautätigkeit schafft er wertvollste neue Feuchtgebiete als Lebensraum für Hunderte bedrohter Arten, vom Stichling über die Ringelnatter bis zum Weißstorch und betreibt kostenlosen Hochwasserschutz. Die Wildkatze wird immer mehr in Bayern heimisch. In Bayern leben aufgrund eines seit 1984 laufenden Wiedereinbürgerungsprojektes des BN circa. 100 Tiere. Im Rahmen eines bundesweitenWildkatzenwegeplans sollen die unterfränkischen Vorkommen im Spessart, der Rhön und in den Haßbergen mit der Fränkischen Schweiz, dem Bayerischen Wald und Vorkommen in Thüringen verbunden werden.

 

Ø             Zum Schutz letzter Reste unseres Naturerbes an faszinierenden Buchenwäldern als Lebensraum für unzählige Arten von der Wildkatze bis zum Eremit verfolgt der Bund Naturschutz trotz des Kommunalwahl bedingten Aufschubs das Ziel eines ersten fränkischen Nationalparks im nördlichen Steigerwald.

 

Kritik an Klimaschutz-, Verkehrs- und Agrarpolitik

 

Trotz dieser Erfolge sieht der Bund Naturschutz massiven Handlungsbedarf für die neue bayerische Staatsregierung ebenso wie für den bayerischen Landtag und große Teile der bayerischen Wirtschaft. Konkreter Klimaschutz und Schutz der Lebensgrundlagen sind mit dem Festhalten an alten Strukturen, Privilegien und Subventionen beispielsweise für die Energie-, Auto- und Flugverkehrskonzerne nicht vereinbar.

 

So wird das „Klimaprogramm Bayern 2020“, das Ministerpräsident Günter Beckstein kürzlich vorstellte, den Herausforderungen in keinster Weise gerecht.  Es  enthält kaum konkrete Zielvorgaben und geht nicht über die alten Klimaprogramme Bayern aus den Jahren 2000 und 2003 hinaus. Der geplante Bau neuer Autobahnen wie durch das Isental in Oberbayern oder das Fichtelgebirge, eine Siedlungspolitik, die weiterhin auf das Auto und Flächen verbrauchende Einfamilienhaussiedlungen, Gewerbegebiete und  Einkaufszentren auf der grünen Wiese setzt, machen Fortschritte auf anderen Gebieten zunichte. Die bayerische Staatsregierung verstößt zudem gegen ihre eigenen Klimaschutzziele, wenn sie aus Steuergeldern über 2000 Millionen Euro für den Transrapid ausgeben will, aber kein Geld zur Förderung kleiner Bahnhöfe und die Reaktivierung und den Ausbau der Bahnstrecken in Bayern bereitstellt. Der weitere, subventionierte Ausbau des Flugverkehrs steht dem Klimaschutz genauso entgegen wie der Autobahnbau, die Planung fossiler Kraftwerke ohne Kraftwärmekopplung, die Subventionierung von Skiliften und  Schneekanonen oder der Lobbyismus für „Spritschlucker“ sowie die Ablehnung eines Tempolimits.

 

Die Förderung einer Klima schonenden, ökologischen Landwirtschaft, Subventionsabbau für Agrarkonzerne und Großbetriebe sowie wirksame Gesetze gegen tierquälerische Massentierhaltung war für die Mehrheit der Abgeordneten im bayerischen Landtag ebenso wenig wie für Bundeslandwirtschaftminister Horst Seehofer ein politisches Handlungsfeld. Die bislang größte Entenabschlachtaktion Deutschlands, bei der im Herbst 2007 über 365.000 Enten aus der industriellen Massentierhaltung der Firma Wichmann Enten GmbH und deren Tochterbetrieben wegen des Verdachts der Vogelgrippeinfektion getötet und als Tiermehl verbrannt wurden, blieb bislang ohne Konsequenzen.

 

gez.

Prof. Dr. Hubert Weiger

1. Vorsitzender

gez.

Richard Mergner

Landesbeauftragter