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Die "Grüne Bilanz 2007" des Bundes Naturschutz ist unterm Strich positiv

Bilanz und Schwerpunkte für Schwaben

05.03.2008

Neben vielfältigen positiven Projekten und Konzepten zum Schutz von Natur und Landschaft, standen im vergangenen Jahr in Schwaben insbesondere Aktionen gegen die Erschließung der Alpen im Vordergrund der BN-Aktivitäten. Hervorzuheben sind außerdem die Erfolge bei der Sicherung der gentechnikfreien Landwirtschaft und die Aktivitäten zum Flächenverbrauch. Ein wichtiger Bereich der BN-Arbeit in Schwaben war der Schutz der Moore und der Widerstand gegen die weitere Zerstörung von Fließgewässern durch Wasserkraft. Der BN hat dabei immer die Zusammenhänge mit dem übergeordneten Ziel „Klimaschutz“ herausgestellt.

Alpenpolitik

Obwohl der milde Winter 2006/2007 deutlich vor Augen geführt hat, dass der alpine schneeabhängige Skisport in Bayern durch die Klimaerwärmung vor massiven Einbrüchen steht, wurde auch 2007 in den bayerischen Skigebieten erneut in Schneekanonen, neue Lifte und größere Abfahrten investiert. Schwerpunkte der Investitionen in den schwäbischen Alpen ist das Fellhorn (Lkr. Oberallgäu). Der BN hat 2007 und wird 2008 verstärkt die große Diskrepanz zwischen nötigem Klimaschutz und den Auswirkungen der Klimaerwärmung einerseits und den Ausbauten von Skigebieten und künstlicher Beschneiung andererseits verdeutlichen. In Diskussion sind Beschneiungsanlangen und Pistenpräparierungen am Fellhorn und am Ofterschwanger Horn/Gunzesried.

Verkehrspolitik

Wir bedauern, dass der unnötige und klimaschädliche Regionalflughafen Memminger Berg nicht auf dem Rechtsweg gestoppt wurde. Subventionen mit öffentlichen Geldern sind der falsche Weg. Im Zusammenschluss mit einer Bürgerinitiative hat die Kreisgruppe Memmingen versucht, diese Fehlinvestition zu verhindern und wird weiterhin dagegen kämpfen.


Heftigen Widerstand üben Aktive gegen den Bau von Ortsumgehungen und Verlegungen von Straßen, die den Verkehr nicht verringern und als klimaschädliche Projekte abgelehnt werden.

Im Landkreis Dillingen wird die B16neu zur Ortsumgehung von Dillingen und Höchstädt in zwei Abschnitten geplant. Bei den Planungen zur Ortsumgehung Dillingen wurde die überregionale fledermausökologische Bedeutung der zu querenden Egau von der Planungsbehörde nicht erkannt und somit keine wirksamen Querungshilfen vorgesehen. Mit seiner Einwendung im Planfeststellungsverfahren erwirkte der BN im Nachgang eine fledermausökologische Untersuchung und eine Tektur (Planänderung) des Brückenbauwerkes in Abstimmung mit einem Fledermausexperten des BN. Da die Planungen für die Umgehung Höchstädt noch längere Zeit dauern werden, wurde mit dem Bau eines Lückenschluss vor Höchstätt begonnen. Rechtswidrig wurde dabei für diese überregional bedeutsame Verkehrsverbindung auf ein Planfeststellungsverfahren verzichtet und das Beteiligungsrecht des BN missachtet. Die nachweislich zahlreichen naturschutzfachlichen Mängel mit schwerwiegenden Auswirkungen auf den gebotenen Artenschutz hätten durch die Beteiligung des BN an den Planungen verhindert werden können. Nun fordert die Kreisgruppe Dillingen des BN deren Beseitigung vehement ein, notfalls über den Rechtsweg.

An der B 300 gibt es zwei Brennpunkte, für die sich der BN einsetzt: Der Plan der Ortsumgehung Burtenbach im Landkreis Günzburg fachte heftigen Widerstand an, denn die Planung würde entweder in das empfindliche Mindeltal eingreifen oder auf landwirtschaftlichem Grund und durch ebenfalls naturschutzfachlich empfindliches Gebiet, in dem Fledermäuse und Eulen vorkommen, verlaufen. Der BN unterstütze eine Bürgerinitiative, die dagegen klagte.

In Dasing, Landkreis Aichach-Friedberg, konnte durch diplomatischen Einsatz, Informationsveranstaltungen und vor Ort-Begehungen die örtlichen BN-Aktiven eine unsinnige Planung wenn auch nicht verhindern, so doch ökologisch deutlich verträglicher gestalten. Bester Ackerboden wurde geopfert und in Hochwasserüberflutungsbereiche hinein geplant. Die Kreisgruppe Aichach-Friedberg des BN erreichte, dass die B300 nun außerhalb des Hochwasserbereichs verläuft und konnte manche Unsinnigkeit abmildern.

Im Einsatz für den Schutz der bayerischen Landschaften vor Fehlplanungen durch Straßenbauten wird 2008 die Fortführung des Gerichtsprozesses gegen Missachtung naturschutzfachlicher Vorgaben an der B16 Dillingen-Höchstädt sein.

Im Kampf gegen diese Vielzahl von oftmals überflüssigen Straßenplanungen, steht für den BN immer der Einsatz für sinnvollere, umwelt- und klimaverträgliche Alternativen im Vordergrund.


Natur- und Landschaftsschutz

Der Arten- und Naturschutz wird in Schwaben vom BN durch mannigfaltige Aktivitäten gefördert: von Amphibienaktionen, Beweidungsprojekten wie die seit 4 Jahren betreute Waldschaf-Herde der Kreisgruppe Günzburg, der Beteiligung an der bundesweiten Schmetterlings-Aktion, Moor-Renaturierungen bis hin zu weiteren Flächenankäufen.

Im Jahr 2007 haben die BN-Gruppen im Alpenvorland besonders den hohen Wert der Moore und ihrer Renaturierung für den Klima- und Hochwasserschutz dargestellt. Durch eine Renaturierung der vielen Moore ließe sich in Verbindung mit der Verbesserung des natürlichen Wasserrückhalts in den Oberläufen der Fließgewässer sowie in Verbindung mit einer Reaktivierung von Auen im engmaschigen Gewässernetz gerade in Schwaben ein ökologischer Hochwasserschutz beispielhaft umsetzen

Statt Fließgewässerrenaturierung wurden 2007 unter dem Deckmantel des Klimaschutzes sogar wieder Planungen neuer Wasserkraftwerke aktuell. Vor Ort kämpfen die BN-Aktiven heftig gegen diese Ausbaupläne der letzten freien Oberläufe unserer Flüsse. Zum Beispiel an Trettach, Breitach und Stillach im Raum Oberstdorf und am Laufersbach im Hintersteiner Tal gibt es Planungen für Kleinwasserkraftwerke. Der Verlust an seltenen Arten, wie sie z.B. am Faltenbach in Oberstdorf, Landkreis Oberallgäu zu beklagen wären, ökologische, ästhetische und klimatische Gründe sprechen eindeutig gegen den Ausbau des Faltenbachkraftwerks, für das wie geplant, statt bisher 100 l/sec nun 1000 l/sec Wasser zur Gewinnung von Strom aus Wasserkraft aus dem Faltenbach entnommen werden soll.

Im November 2007 wurde beim gemeinsam vom Landesfischereiverband in Kooperation mit Bund Naturschutz und Landesbund für Vogelschutz veranstalteten Symposium „Wasserkraft und Gewässerschutz“ eine gemeinsame Position zur Wasserkraft und Gewässerschutz“ verabschiedet, die neue Wasserkraftanlagen klar ablehnt. In Zeiten der Wasserrahmenrichtlinie muss die naturverträgliche Ausgestaltung bestehender Anlagen Vorrang vor einer weiteren Erschließung der Wasserkraft haben. In einem Brief an Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel fordern die drei Verbände deshalb auch einen dringender Korrekturbedarf beim EEG.

Sehr frustreich sind die Fällungen und „Sanierungen“ alter Bäume, gegen die die BN-aktiven in verschiedenen Kreis- und Ortsgruppen mit viel Zeit und Engagement ankämpfen. In Leipheim, Landkreis Neu-Ulm, wurde im November eine der 160 ältesten Bäume Deutschlands, die „Leipheimer Linde“ von vormals über 30 auf acht Meter Höhe zurück geschnitten. Auch im Landkreis Memmingen kämpften BN-Aktive vergebens ums 150 Jahre alte Kastanien, denen ein wenig versierter Gutachter die Standfestigkeit absprach. Nach der Fällung, gegen die sich die die Aktiven mit allem, was in ihrer Macht stand, wehrten, stellte sich deren Unversehrtheit heraus.

Da gerade in Schwaben mit seiner reichen Natur- und Kulturlandschaft viele Schutzgebiete ausgewiesen sind, kommt es hier auch oft zu Konflikten mit Flächenansprüchen für die verschiedensten Eingriffsvorhaben. Im Jahr 2007 wurden für eine Gewerbegebiets-erweiterung das Landschaftsschutzgebiet Augsburg-Westliche Wälder durch Herausnahme einer ca 1.2 ha großen Fläche verkleinert. Der BN kämpft gegen die schleichende Flächenverkleinerung der ursprünglich zum Schutz ausgewiesenen Gebiete. Ein vorläufiger Erfolg ist der Stopp von Planungen zu einem riesigen Kiesabbaugebiet westlich von Niederrrieden im Landkreis Unterallgäu, an dem der BN durch heftigen Widerstand federführend beteiligt war.

Dass die Aktivitäten zur Eindämmung des Flächenverbrauchs im Freistaat auch in diesem Jahr ein zentraler Schwerpunkt der BN-Arbeit bleiben müssen, belegen die aktuellen amtlichen Daten: Im Jahr 2006 stieg der tägliche Flächeninanspruchnahme im Vergleich zum Vorjahr um 29 % auf 20,6 Hektar (!). Auch Schwaben leidet unter dem immensen Flächenfraß für Gewerbe-, Siedlungs- und Verkehrsprojekte. Durch eine neue Ausstellung konnte der BN jedoch zumindest die Sensibilität für dieses Thema erhöhen. Großen Anklang fand die Wanderausstellung „Wie wohnen – wo leben? Flächensparen – Qualität gewinnen“ auf ihrer Tour durch.


Umweltbildung

Erfolgreich fortgeführt wurden im vergangenen Jahr auch die vielen umweltpädagogischen Programme der BN-Gruppen. So hat beispielsweise die Kreisgruppe Neu-Ulm den Ökomarkt in der Roggenburger Klosteranlage 2007 zum neunten Mal durchgeführt und wird im Jahr 2008 das 10jährige Jubiläum feiern. Mit knapp 10.000 Besucher und etwa 90 Ständen war dieser Markt ein Höhepunkt der Aktivitäten im Herbst. Die schwäbischen Kreisgruppen des BN haben im Jahr 2007 ihr Angebot inhaltlich erweitert und intensiviert.

Im Jahr 2007 haben sich alle schwäbischen Kreisgruppen zusammengeschlossen, um die Ökostation Schwaben wiederzubelegen. Ganz aktuell ist ein Netzwerk an Veranstaltungen entstanden. So sind im gerade erarbeiteten Programm in Zusammenarbeit mit der Regierung von Schwaben Exkursionen in je ein Naturschutzgebiet pro Landkreis geplant, eine Familienaktion und einige Radwanderungen sowie Vorträge, um die Schönheit der Natur vor Ort und die Besonderheit der geschützten Flächen der Bevölkerung vor ihrer Haustüre bewusst zu machen. Nur so gibt es für die Akzeptanz dieser herausragenden Flächen eine Zukunft.

Erneut werden damit die Kreis- und Ortsgruppen dem Ruf des BN als größter ökologischer Volkshochschule wieder gerecht.


Mitgliederentwicklung

Erfreulich ist das Wachstum bei den bayerischen Mitgliedszahlen: Von den 171.000 Mitgliedern und Förderern des BN sind es in Schwaben 22.928. Schwaben ist nach Oberbayern und Mittelfranken der Regierungsbezirk mit der drittgrößten Mitgliederzahl
in 10 Kreisgruppen.



Für Rückfragen:

Richard Mergner, Landesbeauftragter, 0911/81878-25, richard.mergner@bund-naturschutz.de
Barbara Zach, Regionalreferat Schwaben, 089/548298-63, barbara.zach@bund-naturschutz.de