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Tiere und Pflanzen

Biberschutz: Was den Biber heute bedroht

Der Biber unterliegt in Deutschland dem Naturschutzrecht und zählt in Europa zu den streng geschützten Arten. Trotzdem muss der BUND Naturschutz (BN) immer wieder für sein „Bleiberecht“ kämpfen.

Ausgewachsene Biber haben bei uns fast nirgendwo mehr natürliche Feinde wie Luchs oder Wolf und lassen sich durch menschliche Aktivitäten nur recht wenig stören. Insgesamt also ganz gute Voraussetzungen für den großen Nager – möchte man meinen. Was ihm jedoch zusetzt, ist die weitere Zerschneidung und Veränderung seiner ohnehin nicht mehr naturnahen Lebensräume.

Es gibt Bildnachweise von Füchsen, die Jungbiber in ihrem Fang tragen. Neben Füchsen können auch Marderartige wie Dachs, Stein- und Baummarder Jungbibern nachstellen, und sogar in Seeadlerhorsten wurden schon Biberschwänze gefunden. Zwei Fischarten können Bibern gefährlich werden: Hechte und Waller, ihre Mundspalte ist jedoch begrenzt.
Dort, wo Flüsse und Bäche jetzt noch begradigt, ausgebaut, gestaut und verrohrt werden, sinkt auch die Lebensqualität für den Biber. Wo Äcker sich bis auf wenige Zentimeter an die Flussufer heran ausbreiten, ist sein Lebensraum in Gefahr.

Und auch der Verkehr ist ein Thema: Je mehr Straßen und Bahngleise das Revier des Bibers durchschneiden, desto höher ist sein Risiko, bei einem Zusammenstoß zu sterben. Straßenverkehr ist ein sehr wesentlicher Todesgrund.

Und es gibt noch einen weiteren Spießrutenlauf für Biber: Im Sommer müssen sich die halbwüchsigen Tiere auf den Weg machen, da sie von den Elterntieren nicht mehr geduldet werden. Dabei kommen sie durch meist schon besetzte Reviere und diese werden von den Revierinhabern durch Beißen verteidigt. Durch den Kampf entstehen nicht selten sich infizierende Wunden, die zum Tod führen.


Vorurteile: Eine große Bedrohung für den Biber

Schutz für den Biber bedeutet mehr als bei vielen anderen Tierarten, die Öffentlichkeit zu informieren: Über seine Lebensweise, seinen Stellenwert in der und seinen Nutzen für die Natur – und für uns. Immer wieder sorgen beispielsweise Medienberichte über eine vermeintliche Übervermehrung des Nagers für Stimmung gegen den Biber. Dabei ist eine Übervermehrung biologisch ausgeschlossen. Fakt ist: Nur fünf Prozent der Landesfläche des Freistaates kommen überhaupt als Lebensraum für den Biber infrage. Innerhalb dieser Reviere bleibt die Anzahl der Tiere fast konstant, weil Biber extrem territorial sind. Auf einem Gebiet von etwa zwei Kilometern Uferlänge werden deshalb nie mehr Biber als ein Elternpaar, die Jungen vom Vorjahr und der aktuelle Nachwuchs leben. Das Vorkommen der Nager auf einer bestimmten Fläche ist also von Natur aus streng begrenzt. Übersicht Vorurteile und Fakten zum Biber

Fische und Biber - Wo ist das Problem?

Die Beziehung zwischen Süßwasserfischen im Allgemeinen und Bibern im Besonderen führt mit der Ausbreitung von Bibern in die kleinen und Kleinstgewässer zu Diskussionen.

Biber wurden 1966 mit staatlicher Genehmigung zurück nach Bayern gebracht. Davor gab es 99 Jahre und lokal sicher deutlich länger keine Biber in Bayern. Angesichts der historisch bekannt langen Entwicklungsgeschichte von 15 Millionen Jahren Biber in Eurasien und 2 Millionen Jahren in Nordamerika ist der kurze Zeitraum der Abwesenheit ein Wimpernschlag. Dennoch kannten heute etwa 50 Jahre und ältere  Menschen Biber in ihrer Kindheit nicht. Es gab auch keine Erzähltradition, da über mindestens vier Generationen keine direkten Erfahrungen vermittelt werden konnten. Dieser Ausfall der direkten Kenntnis ist in der nördlichen Hemisphäre unterschiedlich ausgeprägt. In Deutschland gab es nur eine bekannte Restpopulation von etwa 200 Bibern an der Mittelelbe.
Bei der Betrachtung der Konnexe zwischen Fischen und Bibern ist dieser Sachverhalt unbedingt zu berücksichtigen. In den letzten Jahren sinkt die Bereitschaft Biber als Landschaftsgestalter und als wirkmächtigen Bestandteil unserer Natur anzuerkennen in Teilen der Fischerei.

Was ist passiert? Biber haben sich von den großen Strömen kommend in kleine Flüsse, schließlich in Bäche und in die Oberläufe ausgebreitet.  Doch warum sollten sie sich beschränken? Das haben sie historisch nicht getan und sie tun es heute ebenso wenig. Das Reviersystem macht ein Ausweichen in alle besiedelbare Gewässer notwendig. Die landschaftsgestaltende Bauweise schlechthin in unserer Natur ist der Dammbau. Dämme werden angelegt, um ursprünglich besetzte Reviere wieder als Lebensraum nutzen zu können.

Die Diskussionen gehen jetzt darum, dass Gewässer sich erwärmen, Stillwasserbereiche entstehen, unterbrochen und Sedimente abgelagert werden. Dieser Sachverhalt erscheint manchen unerhört und ökologisch nicht hinnehmbar. Doch was ist daran anders als zu historischen Zeiten? Eine mögliche Antwort ist, dass der Mensch Fische in Regionen mit Leit- und Nebenarten eingeteilt hat. Biber sorgen aber durch Dämme in den Regionen für andere Arten häufig aus der Gruppe der Karpfenartigen. Sind Dämme fischdurchgängig bzw. müssen sie es sein? Historisch gab es das Mosaik an Still- und Fließgewässern und Fischteichen wie es sich heute nur im Promillebereich unserer Gewässer mit menschlichem Einfluss wieder entwickeln darf. Doch um eben diese gedämmten Bäche, die von ökologischer und wasserwirtschaftlicher Bedeutung sind wird jetzt gerungen. Dammentnahmen werden gefordert und häufig genehmigt, zunehmend um Fischen die Laichwanderungen uneingeschränkt zu ermöglichen. Doch gibt es keine Belege die die Notwendigkeit solcher Maßnahmen rechtfertigen. Vielmehr wird mit dem Biber ein Sündenbock gefunden, der von anderen sehr viel gewaltigeren Problemen ablenkt. Sedimenteintrag und Gewässerbegradigung haben nichts mit Bibern zu tun, sondern mit menschlichen Aktivitäten.

Laut der gesamten wissenschaftlichen Literatur für Nordamerika (95 Studien) und Europa (neun Studien) wirken sich Effekte der Biber durch die Veränderung der Gewässer überwiegend positiv auf die Fischbestände aus (Kemp et al. 2012). Die Steigerung der Heterogenität der Gewässerlandschaft durch Biber bewirkt eine Erhöhung der Fischdiversität bzw.  eine höhere Artenvielfalt von Fischen;  die Fischproduktivität, die Größe der Fische und ihre Abundanz nimmt zu; Biberteiche sind effektive Überwinterungshabitate; durch Sedimentrückhalt werden die Laichhabitate von Salmoniden positiv beeinflusst; Biberteiche stellen in trockeneren Jahreszeiten Refugialräume für Fische dar (Collen & Gibson 2001, Kemp et al. 2012).

Es gibt sicher auch Veränderungen bei den Fischenartenzusammensetzungen. Aber Biber sorgen eben dafür, dass Entwicklungen zu natürlicheren räumlichen Verteilungen führen. Eine Untersuchung der Fischdurchgängigkeit von Biberdämmen wurde für Deutschland bislang in keiner vernünftigen Studie durchgeführt. Eine solche steht noch aus, um Effekte objektiv einschätzen zu können. Befischungsergebnisse von Gewässerstrecken allein reichen nicht aus, um eine Einschätzung treffen zu können. Davon unabhängig ist aber auch ein gesellschaftlicher Abwägungsprozess nötig, um divergierende Interessen fachlich zu bewerten.


Hochwasser durch den Biber?

Gerade nach großen Hochwasserereignissen wird immer wieder darüber berichtet, dass Biberhöhlen an Dammbrüchen Schuld seien. Dabei wurde bisher noch kein einziger solcher Fall dokumentiert. Zwar können Tierbaue von Bibern, Bisam, Nutria, Dachs, Fuchs und Kaninchen die Standsicherheit von Deichen beeinträchtigen. Doch die Wasserwirtschaftsämter haben Vorkehrungen getroffen und sichern Deiche schon seit über 25 Jahren entsprechend ab. Der Biber verursacht also kein Hochwasser, im Gegenteil: Durch seine Baumaßnahmen kann sich der Wasserabfluss stark verzögern, wodurch Hochwasserspitzen vermieden werden.


Der Biber: Feind der Landwirte und Bäume?

Der Biber verhält sich heute genauso, wie er es immer getan hat: Er gestaltet seinen Lebensraum. Seine Devise lautet schlicht und ergreifend: Mehr Natur! Gerade das „Unaufgeräumte“, das Abwechslungsreiche, Vielfältige und sich ständig Verändernde, das er in seinen Revieren wieder einführt, entspricht dem eigentlichen Wesen der Natur. Die Gesetzeslage ist klar: Laut EU-Recht begrüßen die europäischen Staaten die Rückkehr ehemals ausgerotteter Tierarten. Nun geht es darum, in den Köpfen und Herzen der Menschen auch Platz für sie – und etwas mehr Wildnis – zu schaffen. Anfangen könnten wir damit direkt in den Biberlebensräumen: Der Nager entfernt sich selten mehr als 20 Meter vom Wasser. Mit ungenutzten Uferrandstreifen, die auch für den Trink- und Hochwasserschutz sehr sinnvoll wären, würden die meisten Konflikte erst gar nicht auftreten.


Gegen Hetze hilft nur sachliche Information

Der BUND Naturschutz setzt der teilweise polemischen Hetze gegen den Biber sachliche Information entgegen. Lesen Sie, wie ein problemloses Zusammenleben mit dem Biber gelingen kann und wie das Bibermanagement funktioniert. Denn: Der Biber darf kein zweites Mal aus Bayern verschwinden! Der BUND Naturschutz und Bayerischer Naturschutzfonds finanzieren zwei Biberberater, die bei Konflikten vor Ort weiterhelfen.