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Tiere und Pflanzen

Bayerische Tiere und Pflanzen brauchen den Lebensraum Wiese!

Wenn Wiesen und Weiden schonend genutzt werden, beherbergen sie eine enorme Artenvielfalt. Mehr als ein Drittel aller heimischen Pflanzenarten haben dort ihr Hauptvorkommen. Von den gefährdeten Pflanzen wachsen sogar rund 40 Prozent auf Grünland. Der BN wirbt deshalb für eine naturverträgliche Landwirtschaft.

Der Lebensraum Wiese ist zugleich schön und nützlich: Wildkräuter und Wildblumen wachsen hier, die wiederum gesundes und naturverträglich erzeugtes Futter für unsere Milch- und Fleischlieferanten abgeben. Außerdem bietet die Wiese Lebensraum für Unmengen von Insekten und anderen Tieren. Wiesen und Weiden machen etwa ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Fläche Bayerns aus. Die regelmäßige Nutzung und Pflege sichert die Existenz dieses sogenannten Kulturgrünlandes, einem der wichtigsten Lebensräume unserer Heimat.

Mehr als ein Drittel aller heimischen Pflanzenarten wachsen auf Wiesen und Weiden. Die hier vorkommenden Gewächse haben sich an den Bewirtschaftungsrhythmus des Menschen angepasst. Jede Pflanze wird naturgemäß geschädigt, wenn sie gemäht oder abgefressen wird. Den ihr zugefügten Schaden überstehen die typischen Pflanzen der Wiesen und Weiden jedoch besser als andere Freilandgewächse. So ertragen Pflanzen mit bodennahen Blattrosetten wie Gänseblümchen oder Margeriten den Schnitt sehr gut. Der regelmäßige Eingriff des Menschen befreit sie von Konkurrenten, die ihnen sonst Licht und Nährstoffe streitig machen würden.

Ohne die Mahd würde der Lebensraum Wiese im Laufe der Zeit nach und nach von Büschen und Bäumen besiedelt und in Wald übergehen (Sukzession). Je nach Bewirtschaftungsform werden verschiedene Lebensformen und Arten begünstigt. In Deutschland machen Mähwiesen den größten Teil des Grünlandes aus, ein kleinerer Teil wird beweidet.

Wildblumenwiesen sind ein Kulturgut

Denkt man an Wiesen, so sieht man im Geiste weite, bunte Landschaften mit vielerlei verschiedenen Wildblumen und -kräutern vor sich. Solche Wildblumenwiesen sind ein Kulturgut. Sie entwickelten sich unter der Hand des Menschen mit immer ausgefeilteren Mahdmethoden hin zu dutzenden verschiedenen Wiesentypen – je nach Klima, Bodentyp, Hangneigung und Höhenlage – von den alpinen Matten und Bergwiesen über Feucht- und Fettwiesen, Trocken- und Magerrasen bis hin zu Streu- und Streuobstwiesen. Sie alle werden regelmäßig gemäht, um das Gras oder Heu an Tiere zu verfüttern.

Typisch für Wiesen sind Gräser, denn diese können nach einem Schnitt sehr rasch wieder an ihren Knoten austreiben. Wiesen, die nur ein- bis maximal dreimal im Jahr gemäht und nur wenig gedüngt werden – sogenanntes extensives Grünland – werden zu artenreichen und bunten Lebensräumen, die für die biologische Vielfalt bedeutend sind. Bunt blühende Wildkräuter können dort bis zu 30 Prozent des Bestandes ausmachen.

Weil in Wildblumenwiesen viel Arbeit und auch Leidenschaft steckt, prämiert der BUND Naturschutz (BN) jedes Jahr die „Wiesenmeister“. Das sind Landwirte und Landwirtinnen, die mit Wissen und Leidenschaft diese schönen und wichtigen Kulturlandschaften pflegen.

Lebensraum Wiese – Vielfalt schafft Leben

Mit ihrer Vielfalt an Strukturen bieten Wiesen und Weiden Lebensraum für eine große Zahl von Tierarten, darunter Wirbeltiere wie Vögel und Grasfrösche sowie Heuschrecken und Spinnen bis zur kaum überschaubaren Kleinlebewelt der Blütenbesucher. Zwischen Flora und Fauna bestehen teilweise enge Wechselbeziehungen. So profitieren Käfer, Bienen und Schmetterlinge nicht nur vom Arten- und Blütenreichtum, sondern auch von zeitlich gestaffelten Blühabfolgen. In intakten Feuchtwiesen leben seltene Wiesenbrüter wie Großer Brachvogel, Kiebitz, Braunkehlchen, Bekassine, Wiesenpieper, Grauammer und Wachtelkönig. Dazu kommen weitere bodenbrütende Arten wie Feldlerche, Wachtel und Rebhuhn, die ihre Nester ebenfalls in Wiesen und Weiden ablegen.

Aber Wildblumenwiesen mit ihren wertvollen Wiesenkräutern sichern nicht nur die biologische Vielfalt, sie prägen auch seit Jahrhunderten unsere bayerische Kulturlandschaft – vor allem im Voralpenland und in den Mittelgebirgen. Leider werden solche Wildblumenwiesen in unserer Landschaft immer seltener. Vier bis sechs Mal im Jahr gemäht und intensiv gedüngt, werden die Pflanzen auf dem Grünland heute zum schnellen Wachstum angetrieben – mit fatalen Folgen. Nur wenige Wildkräuter kommen mit dieser intensiven Bewirtschaftung zurecht. Eine sogenannte Einheitsfettwiese entsteht, auf der oft weniger als 20 Pflanzenarten zurückbleiben. Der Grasanteil nimmt zu und bis auf wenige stickstoffliebende Gewächse verschwinden die Wiesenkräuter mit der Nährstoffflut. Heraus kommen uniform gelb blühende Löwenzahnwiesen, die vielleicht schön anzusehen sind, aber nichts Gutes bedeuten: Sie sind ein Merkmal extremer Düngung und Artenarmut. Am Ende stehen monotone „Grasäcker“ mit Wiesenfuchsschwanz oder Weidelgras, die dann bis zu 90 Prozent des Ertrags ausmachen können.

Weiden – gesundes Buffet für unsere Nutztiere

Pflanzen, die auf Weideflächen wachsen, sind gut angepasst: Gräsern und Rosettenpflanzen macht es nicht viel aus, hin und wieder verspeist zu werden – sie wachsen einfach schnell wieder nach. Was sonst noch auf beweidetem Grünland wächst, unterscheidet sich je nach Pflege, Düngung, weidender Tierart sowie Dauer und Häufigkeit der Beweidung. Allgemein sind jene Arten im Vorteil, die für Tiere ungenießbar sind, wie giftige und dornige Pflanzen, und solche, die besonders trittverträglich sind. Als Übergangsform zwischen Wiesen und Weiden gilt die Mähweide. Sie wird etwa zweimal im Jahr gemäht, um Heu- oder Silage zu gewinnen und im Herbst oder auch im Frühjahr einmal abgeweidet.

Wiesen sind ein Tischlein deck’ dich

Was auf der grünen Wiese oft unbeachtet wächst, hat nicht selten Heilkraft und ist pure Gaumenfreude dazu. In Bayern sind mehr als 500 Kräuterpädagoginnen aus der bäuerlichen Landwirtschaft aktiv und geben ihr Wissen weiter. Auch in den Kreis- und Ortsgruppen des BUND Naturschutz werden regelmäßig Kräuterwanderungen angeboten.

Streuobstbestände – für viele Arten ein Zuhause

Der Name Streuobst rührt daher, dass auf diesen Wiesen Obstbäume in unregelmäßigen Abständen locker über die Fläche „verstreut“ stehen. Charakteristisch für Streuobstwiesen sind großkronige Bäume mit hohem Stamm. Oft wachsen dort mehrere Obstarten und -sorten und unter den Bäumen blumenreiche Wiesen, die entweder extensiv gemäht oder beweidet werden. Im süddeutschen Raum sind dies klassischerweise Salbei-Glatthaferwiesen, eine unserer artenreichsten und buntesten Wiesengesellschaften überhaupt. Die umweltverträgliche Nutzung von Streuobstwiesen schließt den Einsatz von Pestiziden und synthetischen Mineraldüngern aus. Durch standortangepasste Obstsorten kommt es seltener zu Krankheiten.

Doch Streuobstwiesen sind nicht nur etwas fürs Auge, sie bieten auch Tieren und Pflanzen eine Heimat. Durch die Mischung von Bäumen und Wiese kommen dort gleichzeitig typische Wiesen- und Waldarten vor. So profitieren vor allem Vogelarten, die auf Nisthöhlen und auf Insekten als Nahrungsgrundlage angewiesen sind. In manchen Streuobstwiesen tummeln sich mehr als 40 verschiedene Vogelarten, darunter Wiedehopf und Ortolan, Grünspecht und Halsbandschnäpper, Steinkauz und Wendehals. Unersetzliche Refugien sind sie auch für seltene Tiere und Pflanzen wie Bechsteinfledermaus, Abendsegler, manche Orchideen- und Enzianarten sowie Misteln und Baumflechten.

Auf relativ kleinem Raum leben auf Streuobstwiesen oft erstaunlich viele verschiedene Bewohner. So kann ein einziger Apfelbaum 1.000 Käfer, Schmetterlinge und Fliegen beherbergen. Zusammen mit den bunt blühenden Wiesen wurden in diesem Lebensraum über 5.000 verschiedene Tier- und Pflanzenarten gezählt. Und Streuobstwiesen leisten noch mehr: Sie mildern Nachtfröste, dienen als Wind- und Regenschutz und spenden Schatten. Sie verhindern Bodenerosion wie kaum eine andere Kulturform und liefern gleichzeitig Frischluft.