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Tiere und Pflanzen

Ehemaliger Standortübungsplatz Ebern: Wo das Knabenkraut blüht

Der ehemalige Standortübungsplatz Ebern bietet dank Einsatz der BUND Naturschutz (BN) Kreisgruppe Haßberge heute etwa 6.700 Tier- und Pflanzenarten ein Zuhause. Auf einem Teil der Fläche wurden als Kompromiss große Freiflächen-Photovoltaikanlagen errichtet unter denen heute Shropshire-Schafe weiden.

Weil man einen gewaltigen Waldbrand nördlich von Bamberg vermutete, stiegen in Nürnberg Löschflugzeuge auf. Aber es war "nur" die Staubfahne, die eine Offroad-Veranstaltung auf dem ehemaligen Standortübungsplatz Ebern aufgewirbelt hatte – Luftlinie 80 Kilometer.

Die Anwohner waren entsetzt: Der Staub, der Lärm, der Verkehr – das konnte doch nicht die Zukunft ihres beschaulichen Städtchens am Rande der Haßberge sein! Auch die Eberner Naturschützer waren entsetzt. Denn sie wussten, zu welchem Juwel des Artenschutzes sich das Militärgelände in den 40 Jahren entwickelt hatte, während es für die Öffentlichkeit gesperrt war. Andere setzten große Hoffnungen auf die Motorsportler und ihre Fangemeinde, aber auch auf ein Fahrsicherheitszentrum, und träumten von einem Wirtschaftsaufschwung nach dem Abzug der Bundeswehr.


Kompromiss erhält FFH-Status

Fast 20 Jahre ist das jetzt her, doch der Streit war heftig. Die Kreisgruppe Haßberge und eine örtliche Bürgerinitiative wehrten sich gegen das Ansinnen, der Stadtrat stimmte mit überwältigender Mehrheit dafür. Der BN klagte.

In der zweiten Instanz vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof wurde schließlich im Oktober 2011 im Mediationsverfahren ein Kompromiss gefunden, mit dem der BN mit Bauchschmerzen leben kann: Am südöstlichen Rand des ehemaligen Standortübungsplatzes wurde eine große Freiflächen-Photovoltaikanlage errichtet, der größere Rest hat weiterhin den FFH-Status.

Für die Artenschützer ist das über die Grenzen Unterfrankens hinaus ein Grund zu einer nur leicht getrübten Freude. Unter den Solar-Panels weidet heute im Auftrag der Kreisgruppe eine Herde Shropshire-Schafe, die übrigen Flächen sind trotz gelegentlicher Eingriffe der Forstwirtschaft in relativer Sicherheit. Das ca. 270 Hektar große Areal ist heute für Spaziergänger, Radfahrer und Mountainbiker frei zugänglich, und die örtlichen Naturschützer sind auch ziemlich entspannt, was das Verlassen der festen Wege betrifft.

Was dieses Gelände an Schätzen birgt, erschließt sich dem normalen Spaziergänger jedoch nur unvollkommen, auch wenn er im Frühsommer in einem Blütenmeer des Purpurknabenkrauts – einer Orchideenart – steht. "Wir konnten mittlerweile etwa 6.700 verschiedene Arten nachweisen", berichtet Dr. Klaus Mandery, der Vorsitzende der Kreisgruppe Haßberge und ein namhafter Artenschutzexperte, "darunter eine ganze Reihe von Arten, von denen es nur ganz wenige Nachweise gibt oder die als ausgestorben galten." Wie etwa die vermeintlich ausgestorbene Essigrosen-Dickfühlerweichwanze, die Mandery dort wiederentdeckt hat. Wer einen Einblick in diese Vielfalt und die besonderen Raritäten des ehemaligen Eberner Übungsplatzes bekommen will, tut gut daran, sich einer Führung der Kreisgruppe anzuschließen.


Spazierengehen im Artenparadies

  • Ausgangspunkt: Ebern, ehemalige Kaserne, Balthasar-Neumann-Straße (Parkplatz am Eingang zum ehem. Übungsplatz)
  • Gehzeit: nach Belieben – zum Beispiel Rundweg im Uhrzeigersinn (Karte im Gelände und auf der Website der Kreisgruppe)
  • Höhenunterschied: gering
  • Wegcharakter: geschotterte Fahrwege, Waldwege
  • Einkehr: Ebern
  • Führungen: Termine auf www.hassberge.bund-naturschutz.de; Gruppen n.V.