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Tiere und Pflanzen

Klimaschutz & mehr: Was intakte Moore für uns leisten

Nicht nur die hochspezialisierten Tiere und Pflanzen im Moor sind auf diesen Lebensraum angewiesen. Moore sind auch für uns Menschen unersetzlich. Sie speichern schon seit Jahrtausenden Kohlenstoff in Form von unzersetzten Pflanzenresten und sind deshalb immens wichtig für den Klimaschutz. Gleichzeitig schützen sie vor Hochwasser, reinigen unser Trinkwasser und liefern frische Luft. 

Was haben Moore mit Klimaschutz zu tun? Dazu müssen wir etwas ausholen: Während Torfmoose, Röhrichte, Seggen und zahlreiche, speziell an die unwirtlichen Bedingungen im Moor angepasste Blütenpflanzen ihre Triebe in die Luft strecken, passiert im Untergrund von Mooren nicht viel. Durch den hohen Wasserstand befindet sich kein Sauerstoff im Boden, der Bakterien und Pilze versorgen könnte. Die abgestorbene Pflanzenmasse wird deshalb nicht zersetzt, sondern sammelt sich im Laufe von Jahrtausenden an. Somit bleibt auch in den Pflanzen gebundener, bei Verrottungsprozessen austretender Kohlenstoff dauerhaft im Boden eingebettet.

Moore haben damit eine weltweite Bedeutung als natürliche Kohlenstoffsenken  und damit für den Klimaschutz. Im jährlich neu gebildeten Torf der Moore werden laut Bundesamt für Naturschutz (BfN) weltweit etwa 150 bis 250 Millionen Tonnen Kohlendioxid festgesetzt und damit auf Dauer der Atmosphäre entzogen. Das ist die doppelte Menge dessen, was die Vertragsstaaten im Kyoto-Protokoll weltweit als Reduktionsziel beschlossen haben. Je mehr intakte Moore wir also haben, desto besser ist das für unser Klima. 

Moore renaturieren – gut für den Klimaschutz

Diese Erkenntnis gilt aber natürlich auch andersherum: Moore sind gigantische Kohlenstoffspeicher . Weltweit enthalten sie mehr gebundenen Kohlenstoff als alle Wälder dieser Erde zusammen und etwa die gleiche Menge an Kohlenstoff wie die gesamte terrestrische Biomasse. Zersetzt sich der Torf von Mooren, weil diese entwässert und beispielsweise in Äcker verwandelt wurden, gelangen große Mengen an klimaschädlichen Stoffen in die Atmosphäre. Ergo: Zerstörte Moore schaden dem Klima.

Der BUND Naturschutz fordert deshalb, die letzten intakten Moore strikt zu schützen. Außerdem muss ihre Renaturierung beschleunigt werden. Dadurch könnten riesige Mengen von schädlichen Klimagasen eingespart werden: Laut Technischer Universität München spart die Renaturierung eines Hochmoores bis zu 15 Tonnen Co2-Äquivalente pro Hektar und Jahr ein; bei einem Niedermoor sind es sogar bis zu 30 Tonnen Co2-Äquivalente pro Hektar und Jahr.

Sie fragen sich, was Co2-Äquvivalente sind? Da es verschiedene Treibhausgase gibt, die unterschiedlich stark auf das Klima wirken, rechnet man sie in Kohlendioxid-Äquivalente (Co2-Äquvivalent) um. So sind sie besser vergleichbar. Methan beispielsweise ist 21-mal so schädlich wie CO2. Ein Kilogramm Methan entspricht deshalb 21 Kilogramm Kohlendioxid-Äquivalenten.

Die Bayerische Staatsregierung hat im Klimaprogramm Bayern 2020 (PDF) dem Erhalt intakter Moore als Kohlenstoff speichern und der Renaturierung gestörter Moore einen wichtigen Platz eingeräumt. Vorrangig sollen 50 bayerische Moore renaturiert und eine klimafreundliche landwirtschaftliche Nutzung von Niedermoor-Standorten beziehungsweise ihre Rückumwandlung in wieder vernässtes Grünland gefördert werden. Dazu stellt der Freistaat Gelder zur Verfügung, die auch der BN nutzt, um Projekte für den Moorschutz in Bayern durchzuführen. Insgesamt also ein sehr wichtiges und gutes Aktionsprogramm, das leider an einer sehr langsamen Umsetzung krankt, besonders was die Maßnahmen in Niedermooren anbelangt.

Intakte Moore – guter Hochwasserschutz

Torfböden sind extrem quellfähig und die im Moor verbreiteten Moose wirken wie Schwämme. Dadurch können diese Lebensräume große Wassermengen speichern. So hat eine Untersuchung an den Chiemseemooren gezeigt, dass ein intaktes Hochmoor bei Starkregen rund 90 Prozent des Niederschlagwassers aufsaugen und später nach und nach abgeben kann. Eine drainierte Moorwiese hingegen speicherte bei dieser Untersuchung nur 30 Prozent des Niederschlags. 

Wegen dieser Pufferfunktion werden Moore auch als natürliche Retentionsräume bezeichnet, das heißt, sie halten das Wasser zurück und sind deshalb extrem wichtig für den natürlichen Hochwasserschutz in Bayern. Insbesondere naturnahe Niedermoore, die auch durch Bäche und Flüsse ihres teilweise ausgedehnten Einzugsgebietes gespeist werden, können zum ökologischen Hochwasserschutz beitragen und Überflutungen entschärfen oder sogar abwenden. Andersherum ausgedrückt: Auch durch die heute vielerorts gestörten und entwässerten Moore spitzen sich Hochwasser heute oft zu Katastrophen zu – ein weiterer guter Grund dafür, gestörte bayerische Moore möglichst rasch zu renaturieren. 

Moore und Trinkwasserschutz

Moore wirken nicht nur wie Schwämme, sondern auch wie Filter. Aus dem gespeicherten Wasser „sieben“ sie Nähr- und Schadstoffe heraus und geben nahezu nährstoff- und schadstofffreies Wasser wieder an die Gewässer ab. Deshalb werden sie auch als „Nieren der Landschaft“ bezeichnet. Sie leisten einen wesentlichen Beitrag zur Reinhaltung von Bächen, Flüssen und Seen und sichern die Qualität von Grund- und Trinkwasser. 

Moore liefern frische Luft für Bayern

Vor dem Hintergrund des Klimawandels zunehmend wichtig: Moore liefern uns auch „frische Luft“. Als sogenannte Kaltluftentstehungsgebiete produzieren sie sozusagen kühle Luft. Gerade im Umfeld von Städten und Ballungsräumen ist dies eine immens wichtige Funktion. Auch aus diesem Grund macht sich der BN dafür stark, intakte Moore in Bayern zu erhalten und ehemalige Moorflächen zu renaturieren.