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Bayerischer Naturschutzpreis 2020 für Antônio Inácio Andrioli

Der BUND Naturschutz (BN) ehrte im Januar 2020 in München Professor Antônio Inácio Andrioli mit der höchsten Auszeichnung des Verbandes, dem Bayerischen Naturschutzpreis. Der Brasilianer mit bayerischen und Südtiroler Wurzeln setzt sich für eine gentechnikfreie Landwirtschaft und den Schutz von Kleinbauern und Indigenen ein.

Der „mutige und unerschrockene Einsatz“ Andriolis, so BN-Vorsitzender Richard Mergner in seiner Laudatio, war einer der Gründe, warum der Verband sich entschied, in diesem Jahr seine höchste Auszeichnung an Professor Andrioli zu vergeben. Der BUND Naturschutz und der Preisträger hätten viel gemeinsam, betonte Mergner, so den Einsatz gegen das Freihandelsabkommen Mercosur, gegen die Agro-Gentechnik und für eine bäuerliche Landwirtschaft. Doch während der BN in einer „gefestigten demokratischen Kultur agiert“, sehe sich Andrioli seit dem Amtsantritt des rechtspopulistischen Präsidenten Bolsonaro beruflichen und persönlichen Diffamierungen und Bedrohungen ausgesetzt.

Doch trotz dieser großen Widerstände und persönlichen Anfeindungen werde Andrioli nicht müde, die Menschen weltweit über die Machenschaften der Gentechnik-Agrarindustrieaufzuklären und die Umweltzerstörung, den massiven Pestizideinsatz und die Vertreibung der Kleinbauern in ihrem Heimatland anzuprangern.

Antônio Inácio Andrioli wurde in Südbrasilien als Sohn eines Sojabauern mit bayerischen und Südtiroler Wurzeln geboren. Nach einer Ausbildung zum Agrartechniker studierte er Philosophie, Psychologie und Soziologie. Mit einem Stipendium von Brot für die Welt promovierte er in Osnabrück über die Auswirkungen von Gensoja auf die Landwirtschaft in seiner Heimat. Er habilitierte in Linz, kehrte aber 2009 nach Brasilien zurück, weil er in die Gründungskommission einer neuen staatlichen Universität berufen wurde – eine Universität mit dem Schwerpunkt unter anderem auf nachhaltiger Landwirtschaft. Diese Universität hat den höchsten Anteil indigener Studierender, oft aus Familien, in denen erstmals jemand eine Universität besucht. Inzwischen musste Andrioli sein Amt als Vizepräsident der Universität aufgrund des massiven Drucks aus Regierungskreisen aufgeben.

Der Preisträger stellte ernüchtert fest: „Kritische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind meistens nicht erwünscht, wenn sie mächtige Interessen in Frage stellen. Engagierte Wissenschaftler werden immer noch verfolgt, wenn sie wirtschaftlichen Interessen widersprechen.“ Dennoch sieht er hoffnungsvoll in die Zukunft, denn es sei auch schon viel erreicht worden. Andrioli zeichnete das Idealbild eines Zusammenwirkens von Landwirtschaft und Wissenschaft im Sinne der Nachhaltigkeit und des Gemeinwohls. Die Landwirtschaft dürfe nicht auf wirtschaftliche Faktoren reduziert werden. 

Die Auszeichnung durch den BUND Naturschutz sei für ihn „die wichtigste Auszeichnung, die ich mir wünschen kann“, betonte der Preisträger, denn sie gebe ihm Hoffnung – „und man braucht Hoffnung, um genügend Kraft zu haben, um weiterzumachen.“

Dass die Auszeichnung nur ein Baustein einer notwendigen weltweiten Solidarität ist, betonte der stellvertretende BN-Vorsitzende Sebastian Schönauer und versprach Andrioli zum Abschied, dass der BN den Einsatz für eine Landwirtschaft, die Mensch und Umwelt gerecht wird, fortführen wird.

Der Bayerische Naturschutzpreis ist die höchste Auszeichnung des BUND Naturschutz. Der BN verleiht den Preis seit 50 Jahren an hoch verdiente Persönlichkeiten für ihr herausragendes Wirken im Natur- und Umweltschutz. Bisherige Preisträger waren unter anderem die indische Globalisierungs-kritikerin Vandana Shiva, der frühere Umweltminister Klaus Töpfer oder der als „Urwaldbischof“ bekannt gewordene Geistliche Erwin Kräutler.  


Die Abholzung des Regenwaldes und die Intensivierung der Landwirtschaft für Biosprit- und Sojaanbau in Brasilien gehen einher mit Menschrechtsverletzungen und einer unfairen EU-Handelspolitik. In einem gemeinsamen Pressegespräch haben Prof. Antônio Andrioli aus Brasilien und der BUND Naturschutz im Januar 2020 auf die Folgen hingewiesen und einen Stopp des Mercosurabkommens gefordert. 

Umweltzerstörung für Biosprit und Sojaanbau in Brasilien stoppen