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Bayerns Schönheit bewahren!

Bündnis fordert den Schutz des Nürnberger Reichswaldes vor weiterer Versiegelung für die Nordspange zum Flughafen

01.06.2006

Bei einer Protestaktion gegen den geplanten Neubau der Nordspange zum Nürnberger Flughafen machten VertreterInnen des Bundes Naturschutz (BN), des Landesbundes für Vogelschutz, des Aktionsbündnisses lebenswertes Ziegelstein, des Sportvereins ASV Buchenbühl, der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, des Nürnberger Friedensforums und des Verkehrsclubs Deutschland mit einer spektakulären Aktion auf den anhaltenden Flächenverbrauch und die Landschaftsverschandelung in Bayern aufmerksam. Sie bedeckten eine Waldlichtung, über die die Trasse der geplanten Nordspange führen würde in drei Minuten mit 300 m2 schwarzer Folie. Das entspricht dem ruinösen Flächenverbrauch in Bayern für Siedlungs- und Verkehrszwecke - Minute für Minute über 100 m2, Tag und Nacht.
"Wir wollen zeigen, wie viel Fläche in Bayern Tag und Nacht unwiederbringlich verloren geht; derzeit sind es 106 Quadratmeter pro Minute", so Frieda Nahas (Vorstandsmitglied der Kreisgruppe Nürnberg-Stadt). "Wir stehen hier, um Bayerns Schönheit und unsere grüne Lunge zu bewahren. Bei der geplanten Nordspange handelt es sich um einen unnötigen Neubau. Wir haben nichts gegen eine gute Anbindung des Nürnberger Flughafens, dafür wurde aber bereits die U-Bahn gebaut. Die bestehenden Straßen reichen derzeit völlig aus. Eine Waldzerschneidung und -zerstückelung ist nicht nötig. Große Erdbewegungen mit Aufschüttungen und Einschnitten müssten für die Nordspange und den Tunnel unter der Rollbahn vorgenommen werden," so Nahas.

Erschließung für zukünftiges Güterverkehrszentrum?

In der Koalitionsvereinbarung des Nürnberger Stadtrats ist ein Güterverkehrszentrum GVZ am Nürnberger Flughafen festgeschrieben. Betrachtet man die Dimensionen des vorhandenen Güterverkehrszentrums am Nürnberger Hafen (weit größer als die Altstadt), so wird klar, dass die Nordspange eine Erschließungsstraße für gewaltige Gewerbeflächen werden soll. Von einer Entlastung der Bürger - wie immer wieder als Argument für die Trasse angeführt - kann keine Rede sein. Der Bund Naturschutz hat deshalb soeben eine Anfrage an Oberbürgermeister Ulrich Maly und die Stadtratsfraktionen gestellt.
"Wir appellieren an die Regierung von Mittelfranken, der weiteren Vernichtung von stadtnahem Reichswald nicht durch solche Maximalplanungen Vorschub zu leisten und das Planfeststellungsverfahren für die Nordspange nicht einzuleiten", so Tom Konopka, mittelfränkischer BN-Regionalreferent. "Bei absehbar sinkender Bevölkerungszahl muss der Bedarf solcher Straßenneubauten sorgfältiger geprüft werden, bevor neue Landschaft verbraucht wird. Der Bedarf besteht nicht."

Sehr hohes Umweltrisiko, Unwirtschaftlichkeit und geringe Entlastung - das war noch 2003 unter Rot-Grün das Gutachterergebnis des Bundesverkehrsministeriums zur Nordspange. Im Frühjahr 2006 unter Schwarz-Rot votiert das Ministerium nach einem als Farce zu bezeichnenden Raumordnungsverfahren für die teure, ökologisch problematische Tunnelvariante mit Trasse durch den Reichswald. Dabei trug das Bundesverkehrsministerium den Planungstrick des Straßenbauamtes mit, nur die Reichswaldvarianten zu prüfen. Die von den Verbänden geforderte Alternative (Ausbau Marienbergstraße und Flughafenstraße bei Bedarf) im Raumordnungsverfahren wurde nicht gleichrangig geprüft.

 Auf einer Streckenlänge von etwa 2,8 km würde sich das gesamte Bauwerk erstrecken.
 Etwa 1,2 km liefe die Trasse quer durch den Sebalder Reichswald, Auffahrten und Abfahrten nicht eingerechnet.
 Dabei könnte die Straße natürlich nicht gleich in einem Tunnel verschwinden. Vielmehr würde sie etwa 700 Meter lang auf einem hohen Damm gebaut, bevor sie langsam in der Erde verschwände. Die Lärmwirkung auf Buchenbühl wäre damit besonders intensiv.
 Auf einer sehr beliebten Wanderstrecke im Nürnberger Norden stünden Wanderer und Radler dann erstmal vor einem unüberwindlichen Trog.
 Auch würde der Tunnel außerhalb der Landebahn nicht unterirdisch gebohrt (sog. bergmännische Bauweise), sondern gegraben. D.h. hier müsste auf der gesamten Strecke der Wald abgeholzt werden.
 2001 wurden die Kosten bereits auf 52 Mio. Euro Steuergeld geschätzt

Mit der geplanten Nordanbindung des Nürnberger Flughafens von der Autobahn Nürnberg - Würzburg westlich Buchenbühl zum Flughafenterminal droht der größte Reichswald-Kahlschlag seit dem Bau der ICE-Trasse Nürnberg - Ingolstadt. Für die Waldquerung und die an der Autobahn nötigen Rampen, Brücken und Schleifen müssten nach Schätzungen des Bundes Naturschutz etwa 10 ha Wald gerodet werden.

Damit würde der Reichswald als stadtnahes Erholungsgebiet und die grüne Lunge des Ballungsraumes für die Bürgerinnen und Bürger weiter entwertet. Während andere bundesdeutsche Großstädte mit Neid auf die grüne Stadtmauer Nürnbergs und Erlangens blicken und z.B. in Frankfurt mit Millionen-aufwand mühsam einen "Grüngürtel" voranbringen wollen, plant insbesondere die Stadt Nürnberg eine weitere Zerschneidung.

Für die Unterquerung der Start- und Landebahn wird ein Tunnel ("Becksteintunnel") geplant, der die Kosten des Vorhabens auf über 50 Mio. € treibt - Geld, das an anderer Stelle für die Ertüchtigung des Öffentlichen Personennahverkehrs (z.B. Stadt-Umlandbahn) dringend gebraucht würde. Etwa 10% der Kosten müsste dabei die Stadt Nürnberg tragen. Bei der Kosten-Nutzen-Berechnung erhielt der Tunnel deshalb im Bundesverkehrswegeplan erwartungsgemäß Note 4 und wurde folgerichtig aus dem vordringlichen Bedarf gestrichen. Trotzdem wird der Bau weiter geplant.

Der gigantische Tunnel würde einen gravierenden Eingriff in das Grundwasser mit sich bringen, seine langen Betontröge an den Einfahrten wären eine Ausgeburt an Hässlichkeit inmitten der Waldlandschaft und würden zum weiteren Verlust wertvoller Lebensräume führen.

Die Nordanbindung wäre v.a. eine Geldverschwendung, nachdem Reisende von deutschen Flughäfen in der sog. Business Traveller-Umfrage 2002 dem Nürnberger Flughafen in Sachen Erreichbarkeit Bestnoten bescheinigten. Auch das Argument steigender Verkehrszahlen taugt nicht: Auf der Marienbergstraße wurden zwischen 1997 und 2001 eine Abnahme des KFZ-Verkehrs um 5% festgestellt.