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Bund Naturschutz legt SCHWARZBUCH GEWERBEGEBIETE BAYERN vor

Für seine Aktion "Bayerns Schönheit bewahren" dokumentiert der BN erstmals den Verlust an Heimat durch Gewerbegebiete und zeigt neue Wege für eine nachhaltige Siedlungsentwickllung auf.

10.03.2003

Bayern ist mit einem täglichen Verlust von rund 40 Fußballfeldern trau-riger Spitzenreiter unter den Bundesländern beim Flächenverbrauch und verliert zunehmend vor allem durch die Ausweisung von neuen Gewer-begebieten sein Gesicht. Statt nachhaltiger Entwicklung wird mit Sub-ventionen aus dem Wirtschaftsministerium und gegen gesetzliche Ziele des Bundes und des Landes eine schleichende Zerstörung von Heimat-landschaften gefördert und zugelassen.

Der Bund Naturschutz legt mit einem 100-seitigen Schwarzbuch, mit bislang unveröffentlichten Luftbildern aus allen Regierungsbezirken Bayerns, erstmals eine exemplarische Dokumentation und Analyse die-ser Fehlentwicklung vor. 21 Negativbeispiele aus allen bayerischen Re-gierungsbezirken von der Marktgemeinde Mömbris in Unterfranken bis zur Stadt Rosenheim in Oberbayern belegen die vielfach gesetzeswidri-ge Ausweisung von Gewerbegebieten im Außenbereich der Siedlungen, in Talräumen, Überschwemmungsgebieten, gerodeten Wäldern oder auf wertvollen landwirtschaftlichen Flächen. Dem werden Positivbeispiele für eine flächenschonende Siedlungsentwicklung durch intelligentes Flächenrecycling und gemeinsame Gewerbegebietsnutzung ohne kom-munale Konkurrenz gegenübergestellt.

Der Bund Naturschutz fordert von der Politik auf Landes und Bundes-ebene ebenso wie von Städten und Gemeinden eine deutliche Umkehr bei der Wohngebietsausweisung und der Gewerbeflächenpolitik. Ziel muss sein, dass ab 2010 keine neuen Flächen bebaut werden oder in dem Maß des Neubaus an anderer Stelle versiegelte Flächen renaturiert werden. Dies erfordert Vorrang für Flächenrecycling, Nachverdichtung und Umnutzung, Maßnahmen gegen die kommunale Konkurrenz bei Gewerbegebietsausweisungen und ein Ende des Straßenneubaus. Das „Schwarzbuch Gewerbegebiete Bayern“ soll Öffentlichkeit und Ent-scheidungsträger sensibilisieren und Lösungen für einen verantwortli-cheren Umgang mit den begrenzten Gütern Landschaft und Boden auf-zeigen.

Heute werden in Bayern täglich 28,4 ha Land verbraucht. Der Freistaat hat sich damit an die Spitze der alten Bundesländer gesetzt und wird nur noch von Sachsen und Sachsen-Anhalt übertroffen. Die zwischen 1993 und 2001 verbrauchte freie Landschaft, entspricht mit 81.398 ha mehr als dem Zehnfa-chen des größten bayerischen Sees, des Chiemsees. Die bayerische Sied-lungs- und Verkehrsfläche hat sich damit auf derzeit 10,4 % der Gesamtfläche Bayerns erhöht. Einen großen Anteil daran hat die Ausweisung neuer Gewer-begebiete. Mit der kürzlich beschlossenen Änderung des bayerischen Lan-desentwicklungsprogramms und einer Schwächung der Regionalplanung wird trotz leer stehender Gewerbeflächen die Ansiedlung von neuen Einkaufszen-tren und „factory outlets“ auf „der grünen Wiese“ zu Lasten der Innenstädte und Dorfkerne nochmals erleichtertet.
Das Bodenschutzprogramm der Bayerischen Staatsregierung von 1991 sollte die Inanspruchnahme freier Flächen durch den Einsatz des überfachlichen Instrumentariums von Raumordnung und Landesplanung verringern. Die Be-hauptung der Bayerischen Staatsregierung, der Flächenverbrauch sei durch das Bau- und Raumordnungsrecht des Bundes ausreichend geregelt, wird durch die neuen amtlichen Statistiken über den wieder deutlich gestiegenen Flächenverbrauch der letzten Jahre leider eindrucksvoll widerlegt. Langfristig muss ein Ausgleich zwischen neuen Flächennutzungsansprüchen und der Rekultivierung oder Renaturierung bisher für Siedlung, Verkehr und Infra-struktureinrichtungen beanspruchter Flächen angestrebt werden. Gerade land- und forstwirtschaftliche Flächen dürfen nicht weiter reduziert werden. Nur eine Ressourcen schonende, nachhaltige und ökologische Land- und Forstwirtschaft kann auf Dauer Flora, Fauna und die Bodenfruchtbarkeit er-halten, das Grundwasser schützen und die Versorgung mit Lebensmitteln und Holz als wichtigstem nachwachsendem Rohstoff sichern.
Ein Blick in die Landschaft zeigt, dass noch keine Trendwende zum Besseren in Sicht ist. Landauf, landab das gleiche Bild: Gewerbegebiete schießen aus dem Boden wie Pilze. Oftmals sogar dort, wo selbst Naturschützer die Land-schaft einigermaßen in Sicherheit wähnten. Gerade die neuen Gewerbege-biete und ihre Erschließung durch Autobahnen bis hin zu Gemeindestraßen haben einen ganz erheblichen Anteil am wieder angestiegenen Flächenver-brauch.
Für eine nachhaltig umweltverträgliche Siedlungsentwicklung legt der Bund Naturschutz im Schwarzbuch einen umfangreichen Forderungskatalog vor. Wichtigste Punkte daraus sind:
 Verpflichtung zur Ausarbeitung von Flächenkatastern für Recyclingpoten-tiale - vor der Aufstellung von Bauleitplänen in allen Städten und Gemein-den
 Genehmigung von Flächennutzungsplänen durch die Bezirksregierungen; von Bebauungsplänen durch die Landratsämter unter fachlicher Aufsicht der Regierung
 Keine Subventionierung von Gewerbegebietsausweisungen und Flächen verschwendendem Bauen, Bundesratsinitiative für Einführung einer Ver-siegelungsabgabe
 Entwicklung neuer Nutzungskonzepte für leer stehende Bausubstanz in städtischen und ländlichen Regionen
 Neuregelung der Gewerbesteuer mit kommunalem Interessensausgleich

gez.
Prof. Dr. Hubert Weiger, Landesvorsitzender
Richard Mergner, Landesbeauftragter
Christine Margraf, Leiterin Fachabteilung München
Christian Magerl, Regionalreferent

!!! Das SCHWARZBUCH ist noch nicht gedruckt.
!!! Sie finden es vorab als PDF-Datei auf unserer Website unter der Rubrik "Brennpunkte" > Flächenaktion "Bayerns Schönheit bewahren".