Durchsuchen Sie unser Wissen

Zur Startseite

Eichhörnchen beobachten und melden

Themen

  • Übersicht
  • Klimakrise

Tiere und Pflanzen

Ein Fest für lebendige Flüsse in Bayern

Das Donaufest in Niederalteich im Landkreis Deggendorf ist für den BUND Naturschutz inzwischen eine liebgewonnene Tradition. In diesem Jahr konnten sich die Veranstalter, der BN und die Spielvereinigung Niederalteich, über herrliches Wetter und regen Besuch freuen. Am Rednerpult standen die SPD-Bundestagsabgeordnete Rita Hagl-Kehl, Vorsitzende der Parlamentariergruppe „Lebendige Flüsse“, sowie der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger.

30.05.2019

Als Protestveranstaltung gegen die Verbauung der niederbayerischen Donau entstanden, ist das Donaufest, das alljährlich am Himmelfahrtstag stattfindet, heute ein Fest für die ganze Familie. Ob Kutschfahrten, Naturkundliche Führungen, leckeres Essen, ein buntes Kinderprogramm oder Politik: Hier ist für jeden etwas dabei.

Dass das Donaufest immer schon einen politischen Anspruch hatte, betonte Georg Kestel, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Deggendorf. Das breite Bündnis für die inzwischen gesicherte Rettung der Donau spiegelte sich auch in der Gästeliste wider: Vertreten waren der Landesbund für Vogelschutz (LBV), der Bayerische Kanu-Verband und die Freundinnen der Donau. Zum ersten Mal dabei war die „Fridays for Future“-Bewegung. Auch mehrere Gäste aus der Politik waren nach Niederalteich gekommen.

An einem großen Strom wie der Donau ist der Hochwasserschutz ein immer aktuelles Thema. So sagte Niederalteichs Bürgermeister Albin Dietrich, dass „wir auch bei uns Extremwetterereignisse durch schnell steigende Pegelstände merken“. Es sei unverständlich, so Dietrich, dass im Koalitionsvertrag der neuen Bayerischen Staatsregierung „einige Polder aus politischen Gründen gestrichen wurden“.

Die Fließgewässer in ganz Deutschland hat die Parlamentariergruppe „lebendige Flüsse“ im Visier. Deren Vorsitzende Rita Hagl-Kehl (SPD) erläuterte, dass man Flüssen viel mehr als bisher alle geplanten Maßnahmen auf Auswirkungen auf den Tourismus, den Boden und die Landwirtschaft untersuchen müsse. „Ich setze mich dafür ein“, betonte sie, „dass andernorts nicht die gleichen Fehler gemacht werden wie bei uns in der Vergangenheit.“ So sei zum Beispiel die Isar für viele Millionen ausgebaut und kanalisiert worden, und heute koste die Renaturierung Millionen. Auf tschechischer und polnischer Seite gebe es leider starkes Interesse, Flüsse „um jeden Preis“ für die Schifffahrt auszubauen, zum Beispiel die Elbe.

Auch sie kritisierte den bayerischen Koalitionsvertrag: Es könne doch nicht sein, dass die Umsetzung von Hochwasserschutzmaßnahmen wie Poldern von der Parteizugehörigkeit des betroffenen Landrates oder der Landrätin abhänge.

Der frühere BN-Vorsitzende Hubert Weiger – inzwischen Ehrenvorsitzender – sprach in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND), der der Bundesverband des BN ist. Er berichtete von einer neuen Initiative auf Bundesebene, Flüsse, bei denen die Schifffahrt nur eine geringe Rolle spielt, in einen naturnahen Zustand zurückzuführen. Erfreulicherweise zwinge die Europäische Wasserrahmenrichtlinie die Bundesregierung hier zum Handeln, so Weiger. Bis 2027 seien in Deutschland noch erhebliche Maßnahmen notwendig, um die ökologische Qualität der Fließgewässer zu verbessern.

Sauberes Wasser werde künftig „unser kostbarstes Lebensmittel“ sein, führte Weiger aus. Umso schlimmer sei es, dass das Wasser, welches „wir dem Grundwasser zuführen, schadstoffbelastet ist“. Die hohe Nitratbelastung durch Überdüngung sei ein direktes Ergebnis der „Wachse oder weiche“-Politik in der Landwirtschaft, von der letztlich nur einige wenige Großkonzerne wie Futtermittelproduzenten profitieren würden. „Wir vernichten heute in Südamerika die Lebensgrundlage unzähliger Menschen für billige Futtermittel. Eine Schweinerei ist das!“ Hier sei ein Umdenken in vielen Bereichen erforderlich, so der BUND-Vorsitzende. Deshalb rief er der „Fridays for Future“-Bewegung zu: „Ihr Jungen dürft nicht nachlassen! Ihr müsst weiter die Schule schwänzen!“