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Nationalpark Steigerwald ist Pflichtaufgabe

BN kritisiert Waldschutz-Boykott der Staatsregierung

15.05.2012

Der Bund Naturschutz in Bayern (BN) kritisiert die Bayerische Staatsregierung, weil sie die Umsetzung der Nationalen Biodiversitätsstrategie der Bunderregierung für einen besseren Waldschutz boykottiert. Ein zentraler Schritt in Bayern wäre die Ausweisung eines Nationalparks Steigerwald. Doch den lehnt die Staatsregierung mit dem Hinweis ab: „nicht gegen den Willen der Bevölkerung“. Aber für den oberfränkischen Teil des diskutierten Nationalparks, der die größte Fläche der drei beteiligten Landkreise einnimmt, sprechen sich der Marktgemeinderat Ebrach und der Kreistag des Landkreises Bamberg mit großer Mehrheit für die Ausweisung von nutzungsfreien Waldflächen aus. „Wir freuen uns über die Unterstützung der örtlichen Kommunen für nutzungsfreie Waldnaturschutzgebiete im oberfränkischen Steigerwald“, so Hubert Weiger, Vorsitzender des BN. „Die Debatte über Waldnaturschutzgebiete und einen Nationalpark im Steigerwald bekommt dadurch wichtige neue Impulse.“

Erster Nationalpark für Franken und Nordbayern

„Wir fordern Ministerpräsident Horst Seehofer auf, die von ihm als Bundeslandwirtschaftsminister persönlich mitbeschlossene Biodiversitätsstrategie des Bundes in Bayern als Ministerpräsident auch umzusetzen. Mit einem Nationalpark Steigerwald würde ganz Franken als Kultur- und Naturregion aufgewertet. Wir kritisieren den durchsichtigen Versuch der Landwirtschaftsministeriums mit einem weiteren Informationszentrum über Waldwirtschaft einen Nationalpark im Steigerwald zu verhindern“, so Hubert Weiger. „Bayern braucht kein zehntes Walderlebniszentrum, wenn dort nur einseitig Werbung für Holznutzung betrieben werden soll und damit der überfällige Schutz eines Teils der Waldfläche völlig ausgeblendet wird.“ Dabei wird aus BN-Sicht der Sinn und die Notwendigkeit der Waldwirtschaft gar nicht bestritten – ganz im Gegenteil: der BN hat sich immer für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung eingesetzt. „Wir haben die Notwendigkeit einer Waldwirtschaft überhaupt nicht in Frage gestellt, aber wir fordern für einen kleinen Teil des öffentlichen Waldes eine natürliche Waldentwicklung – entsprechend der Beschlusslage der Bundesregierung“, so Hubert Weiger. Denn der globale Naturschutz hat einen Auftrag für Bayern: Schutz der Buchenwälder, die weltweit nur auf kleiner Fläche vorkommen! Denn Waldwirtschaft führt grundsätzlich immer zu Eingriffen. Dabei sind nicht so sehr die Schäden und Fehlentwicklungen gemeint, die wegen der übergroßen Forstreviere nach der Forstreform seit 2005 beklagt wurden. Die nahezu vollständige Entnahme der Holzbiomasse, die Ernte der Bäume in noch „jugendlichen“ Alter oder auch Erschließung der Wälder für Maschinen - mittlerweile fast 20 % der Waldfläche – sind notwendig für eine Waldbewirtschaftung und durchaus legitim. Aber sie machen eben eine ungestörte Waldentwicklung über alle Altersphasen hinweg unmöglich. „Wir halten unsere Forderung 10 % des öffentlichen Waldes der Natur zu überlassen - das sind 5 % der gesamten Waldfläche in Bayern – für nicht zu hoch. Es wäre ein starkes Signal und ein Zeichen wachsender Glaubwürdigkeit aus Bayern, wenn die Staatsregierung zu der bevorstehenden RIO plus 20-Konferenz substanzielle Zusagen für ein großflächiges nutzungsfreies Waldschutzgebiet machen würde“, so Hubert Weiger.

Große Mehrheit oberfränkischer Kommunalgremien für Waldschutzgebiete

Die Forderungen des Bundes Naturschutz und der anderen Verbände im Freundeskreis Nationalpark Steigerwald nach einem Nationalpark erhielten in jüngerer Zeit Auftrieb durch Beschlüsse des Marktgemeinderates Ebrach und des Kreistages des Landkreises Bamberg, die Ausweisung von nutzungsfreien Waldflächen als Naturschutzgebiete vorsehen. Sie dokumentieren insofern den politischen Willen der örtlichen Kommunen für mehr Waldschutzgebiete im oberfränkischen Steigerwald. So beantragte die Gemeinde Ebrach im Frühjahr 2011 bei der Regierung von Oberfranken die Ausweisung von Naturschutzgebieten mit nutzungsfreien Flächen zum Schutz der wertvollen Buchenwaldgebiete rund um das Gemeindegebiet von Ebrach. Dies soll in Kombination mit einem zu errichtendem Informationszentrum im Gemeindegebiet des Marktes Ebrach die Voraussetzungen für eine Bewerbung als Weltnaturerbe schaffen. Der Marktgemeinderat fasste den entsprechenden Beschluss mit 10:1 Stimmen. Der Kreistag des Landkreises Bamberg fasste ebenfalls mit übergroßer Mehrheit von 48:3 Stimmen einen Beschluss für ein Buchenwald-Informationszentrum und für ein Waldschutzgebiet, das eine Bewerbung als Weltnaturerbe ermöglichen soll. „Wenn die Bayerische Staatsregierung ihre eigenen Aussagen ernst nimmt, dass es einen Nationalpark bzw. nutzungsfreie Waldnaturschutzgebiete nur mit Zustimmung der Bevölkerung geben soll, dann muss sie den Beschlüssen der Marktgemeinderat Ebrach und des Kreistage des Landkreises Bamberg nun auch Rechnung tragen und, da deren Votum eindeutig ist, ein nutzungsfreies Waldnaturschutzgebiet unterstützen und ausweisen lassen“, fordert Hubert Weiger.

Staatsregierung darf beantragtes Waldnaturschutzgebiet nicht boykottieren

Die Beschlüsse haben nun zu ersten Gesprächen an der Regierung von Oberfranken geführt, die allerdings von den Bayerischen Staatsforsten boykottiert wurden. Der BN kritisiert, dass sich neben den Bayerischen Staatsforsten auch das Forstministerium und das Umweltministerium einer konstruktiven Diskussion über ein großes Waldnaturschutzgebiet verweigern, das eine zwingende Voraussetzung für eine Weltnaturerbebewerbung wäre. Es hätte zudem weitreichende Folgen, wenn der Freistaat Bayern als Grundstückeigentümer – es sind nur Staatswaldflächen betroffen - das Verfahren für die von den Kommunen beantragten Waldnaturschutzgebiete torpedieren würden. Dabei sollen Staatswälder nach dem Bayerischen Waldsgesetz dem Gemeinwohl in besonderem Maße dienen und

ökologisch besonders wertvolle staatliche Grundstücke nach dem Bayerischen Naturschutzgesetz vorrangig Naturschutzzwecken dienen. Wenn der Freistaat die Kompetenz besitzt als Grundstückseigentümer ein Naturschutzgebiet zu verhindern, könnte jeder betroffene Grundstückseigentümer künftig die Ausweisung eines Naturschutzgebietes verhindern. „Das wäre ein Schlag ins Gesicht für private Grundstücksbesitzer und das Aus für neue Naturschutzgebiete in Bayern“, so Hubert Weiger.

Keine Privatwälder sollen belastet werden

Auch der Naturschutzbeirat bei der Regierung von Oberfranken hat sich für mehr Naturschutzgebiete im Steigerwald ausgesprochen, um eine Grundlage für eine Anerkennung der dortigen Buchenwälder als UNESCO-Weltnaturerbe zu schaffen. Ausdrücklich sollen Privatwälder aber nicht gegen den Willen der Eigentümer in die neuen Schutzgebiete einbezogen werden. Der BN begrüßt, dass auch der Regierungspräsident von Oberfranken Wilhelm Wenning in dieser Vorgehensweise einen Schritt in die richtige Richtung sieht: "Damit könne der Steigerwald um eine große Attraktion reicher werden, ohne die Privatwaldbesitzer zu belasten".

BN intensiviert Aufklärung und Werbung für Nationalpark

Der BN sieht sich durch die Beschlüsse der Marktgemeinde Ebrach, des Kreistages des Landkreises Bamberg und des Naturschutzbeirates an der Regierung von Oberfranken unterstützt. „Wir werden deshalb unsere Engagement für einen Nationalpark Steigerwald durch Exkursionen, Vorträge und Waldführungen intensivieren“, so Hubert Weiger. „Wir freuen uns, dass wir dabei von immer mehr Menschen und Kommunalpolitikern in der Region unterstützt werden.“

BN wirbt erfolgreich mit Naturwanderführer für Steigerwald

Seit einem Jahr wirbt der BN sehr erfolgreich für den Steigerwald und einen künftigen Nationalpark. Die erste Auflage des BN-Naturwanderführers war in vielen Buchhandlungen Frankens rege nachgefragt und bereits nach einem Jahr vergriffen. Der BN hat deshalb ganz aktuell die zweite, aktualisierte Auflage seines Naturwanderführers „Unterwegs zum Nationalpark Steigerwald“ herausgebracht. Nicht nur für die Metropolregion Nürnberg und die Region Würzburg ist der Steigerwald mit seinen Inseln uralter Wälder ein lohendes Wandergebiet. Eingebettet zwischen den Weltkulturerbestätten Würzburg und Bamberg ist der Steigerwald für Tagesausflüge und mehrtägige Wanderungen aus fast ganz Bayern sowie den angrenzenden Bundesländern gut zu erreichen. Der Naturwanderführer enthält dazu 9 Wandertouren im Oberen und Nördlichen Steigerwald. Mit einer Vielzahl von Bildern und Informationen werden dem Wanderer die Laubwälder im Steigerwald nahegebracht. Zusätzlich werden vielfältige Informationen zu Gastronomie, Übernachtungsmöglichkeiten sowie zu Natur und Landschaft geboten. Für Interessierte bietet der Bund Naturschutz zusammen mit dem Freundeskreis Nationalpark Steigerwald über ein eigenes Informationsbüro in Ebrach auch geführte Wanderungen an (www.pro-nationalpark-steigerwald.de).

 

Dr. Ralf Straußberger
BN-Waldreferent

Telefon 0911/81878-21
Handy 0171/7381724
ralf.straussberger@bund-naturschutz.de