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Wiesen in voller Blütenpracht: Wiesenmeisterschaft 2025 in der Stadt Nürnberg und den Landkreisen Nürnberger Land und Roth

Die Jury war unterwegs, um die beste Wiese zu finden. Bei einer Rundfahrt durch die Wettbewerbsregion hat eine Fachjury am Dienstag, 3. Juni, fünf ausgewählte Wiesen begutachtet. Aus diesen werden die Gewinner der Wiesenmeisterschaft 2025 gewählt, die von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) und dem BUND Naturschutz in Bayern gemeinsam veranstaltet wird. Mit dem Wettbewerb werden die Leistungen der Landwirte für die Erhaltung der Artenvielfalt durch eine besonders umweltgerechte Bewirtschaftung von Wiesen und Weiden gewürdigt.

03.06.2025

Bei der inzwischen fünfzehnten Wiesenmeisterschaft, die in diesem Jahr in den Landkreisen Roth, Nürnberger Land und der Stadt Nürnberg stattfindet, konkurrierten 27 Teilnehmer um den Meistertitel. Seit Anfang Mai wurden alle Wiesen und Weiden von der Landschaftsplanerin Inge Steidl im Auftrag der Veranstalter begangen und anhand eines Punktesystems bewertet. Dabei wurde auf jeder Wiese erfasst, welche verschiedenen Arten von Kräutern dort wachsen. Aber nicht nur die Artenvielfalt auf der Wiese, sondern auch der Futterertrag, die wirtschaftliche Verwertung des Aufwuchses und der Kulturlandschaftswert wurden dokumentiert und bewertet. Aus der erreichten Punktezahl wurden die besten fünf Wiesen ermittelt, die nun die Jury begutachtete.

Jury


Aufgabe der Jury ist es, aus den besten fünf Wiesen anhand eines Kriterienkatalogs über die Platzierung zu entscheiden. Die Gewinner werden im Rahmen einer Festveranstaltung am 8. Juli im Landratsamt Roth bekanntgegeben. In der Jury wirken Expertinnen und Experten aus Naturschutz und Landwirtschaft mit, und zwar: Norbert Uebler, Wiesenmeister 2023
Andrea Kerskes, Höhere Naturschutzbehörde an der Regierung von Mittelfranken, Daniel Meier, Geschäftsführer des Bauernverbandes Roth / Weißenburg; Claudia Beckstein, Landschaftspflegeverband Mittelfranken; Dr. Sabine Heinz, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL); Inge Steidl, Landschaftsplanerin; Rita Rott, Agrarreferentin, Bund Naturschutz Bayern


Artenreiche Wiesen sind wichtig für die Artenvielfalt


Extensiv genutzte Wiesen, also Wiesen die weniger gedüngt sowie später und seltener gemäht werden, gehören zu den artenreichsten Flächen in Bayern. Doch diese wertvollen Wiesen und Weiden sind stark im Rückgang begriffen. Viele landwirtschaftliche Betriebe haben ihre Tierhaltung aufgegeben und können deshalb das Grünland nicht mehr als Futter verwerten. Andererseits bewirtschaften viele Betriebe mit Milchviehhaltung aus wirtschaftlichen Gründen ihre Flächen intensiv und mähen diese häufiger, um ausreichend Futter für ihre Kühe zu produzieren. So kommen die Wiesenpflanzen dort nicht mehr zum Blühen und die Artenvielfalt geht zurück.
Von den rund 2.700 in Bayern heimischen Farn- und Blütenpflanzen kommt die Hälfte auf Dauergrünlandflächen vor. 53 Prozent davon sind nach Angaben des bayerischen Umweltministeriums in ihrem Fortbestand bedroht. Von den Wiesenblumen ist wiederum eine Vielzahl von Insekten abhängig wie z.B. Tagfalter. Diese sind eine überdurchschnittlich stark gefährdete Tiergruppe, 59 Prozent von ihnen sind in Bayern bedroht.

Artenreiche Wiesen brauchen gute Förderung


„Eine attraktive Förderung ist wichtig und muss weiter sichergestellt werden, denn die Landwirte verzichten durch die spätere Mahd und die reduzierte Düngung auf Ertrag und müssen mehr Zeit aufwenden, um z.B. steile Hanglagen zu mähen“, sagt BN Agrarreferentin Rita Rott.
Durch die Ausbildung der Ansprechpartner für die Wildlebensraumberatung an den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten trägt die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft zur verbesserten Beratung der Landwirte bei. „Sie unterstützt Landwirte beispielsweise bei der ergebnisorientierten Grünlandnutzung, die seit 2023 nun über Ökoregelungen gefördert wird. Dabei sind die Landwirte nicht an strikte Mahdzeitpunkte oder Düngeverbote gebunden, sondern die Artenvielfalt wird über den Nachweis von vier Kennarten direkt honoriert“, erläutert Dr. Sabine Heinz vom Institut für Agrarökologie der LfL.

Für Rückfragen:
Rita Rott                                  Dr. Sabine Heinz
BN Agrarreferentin                      LfL, Institut für Agrarökologie
Tel: 0170 4042797                      Tel. 08161/8640-5825
rita.rott@bund-naturschutz.de       Wiesenmeisterschaft@lfl.bayern.de


Hintergrund


Überblick über alle begutachteten Betriebe
Im Wettbewerbsgebiet Östliches Mittelfranken wurden insgesamt 27 Betriebe, darunter 11 Vollerwerbsbetriebe, begutachtet. Bei den Betrieben handelt es sich um Milchviehbetriebe (7), Mutterkuhhalter (7), Schafhalter (7) und andere. Fast alle Betriebe halten Tiere, für die der Aufwuchs verwendet wird. Vierzehn Betriebe wirtschaften ökologisch, dreizehn konventionell.

 

Charakterisierung der fünf Betriebe, die von der Jury am 3. Juni begutachtet wurden:


1. Wolfgang und Doris Grimm, Thalmässing
Schaf- und Ziegenhaltung (ca. 300 Schafe, 100 Ziegen) im Nebenerwerb. Herdbuchzucht (gefährdete Rassen: Alpines Steinschaf, Krainer Schaf). 45 ha, davon 43 ha Dauergrünland. EU-Bio mit EU-Schlachthaus/ Stallneubau. 
„Obstwiese Eysölden (ca. 1ha) mit altem Streuobst, seit ca. 10 Jahren extensiv beweidet (Vertragsnaturschutz). Kennzeichnende Arten: Schafgarbe, Wiesenglockenblume, Wiesenflockenblume, Wiesenpippau, Margerite, Wiesenplatterbse, Hornklee u.a.

2. Alexandra und Heinz Gerstner, Thalmässing
Schafhalter und Züchter im Nebenerwerb (41 ha, davon 38 ha Grünland). 300 Mutterschafe, 30 Mutterziegen. Mitglied GEH (Gesellschaft zum Erhalt gefährdeter Haustierrassen), mindestens 6 Herdbuchrassen. Bioland-Betrieb/ eigenes Schlachthaus. 
Artenreiche Koppelweide „Schutzgebiet Pyras“ (8,3 ha), ehemaliges Sandabbaugebiet mit ausgeprägtem Relief, seit ca. 10 Jahren extensiv beweidet (Vertragsnaturschutz). Kennzeichnende Arten: Schafgarbe, Wilde Möhre, Margerite, Echte Schlüsselblume, Kleiner Wiesenknopf, Knöllchen-Steinbrech, Wilder Dost, Rapunzel-Glockenblume, Hornklee u.v.a.

3. Markus Heyder, Schwarzenbruck
Mutterkuhbetrieb/Anguszucht (40 inkl. Nachzucht) im Nebenerwerb (25 ha) auf Grünlandbasis (20 ha) ohne Kraftfuttereinsatz. 
Artenreiche Feuchtwiese „Bühlacker“ (5,88 ha), Vertragsnaturschutz mit Schnittzeitpunkt 1.6., Zweischnittwiese aus mehreren Teilflächen. Kennzeichnende Arten: Wiesenflockenblume, Mädesüß, Bachnelkenwurz, Echte Schlüsselblume, Sumpf-Vergißmeinnicht, Wiesenplatterbse, Breitblättriges Knabenkraut u.a.

4. Peter-Matthias Schilling und Stefanie Lengenfelder, Pommelsbrunn
Mutterkuhbetrieb (20 Hinterwälder inkl. Nachzucht) im Nebenerwerb (25 ha) auf Grünlandbasis (21 ha). Naturland-Betrieb, Lohn- und Hausschlachtung, Partyservice/ hausgemachte Wurstwaren. Extensivweide „Anger Fischbrunn“ (1,91 ha), Hutanger der Gemeinde Pommelsbrunn mit alten Eichen, Waldanschluss, zum Teil sehr steile Hanglage. Vertragsnaturschutz „Extensive Beweidung“ sowie ÖR5/Kennarten im Dauergrünland. Kennzeichnende Arten: Wiesenglockenblume, Silberdistel, Wiesenflockenblume, Skabiosenflockenblume, Echtes Labkraut, Margerite, Kleiner Wiesenknopf, Hufeisenklee, Echter Gamander u.v.a.. Der Fischbrunner Anger in der Gemarkung Hubmersberg steht als geschützter Landschaftsbestandteil unter Naturschutz. Die historische Hutangerfläche mit ihrem überwiegenden Bestand an Kalkmagerrasen und naturnahen Waldbereichen weist einen besonderen landschaftlichen Reiz mit einer langen Kulturlandschaftsgeschichte auf  (https://de.wikipedia.org/wiki/Pommelsbrunn).

5. Carola und Peter Zeltner, Kirchensittenbach
Acker-Mischbetrieb (62 ha, davon 35 ha Grünland) mit Mutterkuhhaltung (ca. 40 Mutterkühe) im Nebenerwerb. Naturland-Betrieb seit 2007/2008. 
Artenreiche Zweischnittwiese „Weizzeile“ (2.97 ha) in schöner Hanglage zwischen Heckenzeilen und altem Streuobst. Keine Schnittzeitauflage, Ökoregelung 5/Kennarten im Dauergrünland. Kennzeichnende Arten: Schafgarbe, Wiesenglockenblume, Margerite, Kleine Prunelle, Knöllchensteinbrech, Kuckuckslichtnelke, Hornklee u.a.

 

Teilnahme- und Bewertungskriterien:


Teilnehmen konnten landwirtschaftliche Betriebe, die den Aufwuchs ihrer Wiesen und Weiden landwirtschaftlich verwerten, und deren Wiese mindestens einen halben Hektar Fläche umfasst.

Kriterien zur Bewertung der Wiesen:


Artenvielfalt: Es wurde die Gesamtzahl an Wiesenblumen – keine Gräser- erhoben. Das Vorkommen seltener Pflanzen, die einen hohen Gefährdungsgrad aufweisen, wurde zusätzlich honoriert. Außerdem brachte die gleichmäßige Verteilung der Arten auf der Wiese einen Zusatzpunkt.
Im „Kulturlandschaftswert“ spiegeln sich landschaftstypische Ausprägungen und Ensembles wider, die für Identität und Unverwechselbarkeit stehen. 
Landwirtschaftliche Kriterien: Hier wurden der Ertrag und eine gute wirtschaftliche Verwertung des Aufwuchses, z.B. durch Verfütterung an den eigenen Viehbestand oder Verkauf, positiv bewertet.


Das Vorkommen von für Weidetiere gefährlichen Giftpflanzen und lästigen Weideunkräutern (z.B. Ampfer oder Jakobs-Kreuzkraut) führte zu Punktabzügen.


Außerdem wurde mit dem Kriterium „Zukunftsfähigkeit“ eingeschätzt, welche Chancen die Wiese oder Weide hat, auch in den nächsten Jahren in der vorliegenden artenreichen Ausprägung weiter genutzt zu werden.

Weitere Informationen zur Wiesenmeisterschaft:
• www.lfl.bayern.de/Wiesenmeisterschaft 
• www.bund-naturschutz.de/themen/landwirtschaft/wiesenmeisterschaft.html