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Tiere und Pflanzen

Risiken der Agrogentechnik benennen ist keine Panikmache

Bund Naturschutz weist Kritik von Prof Thomas Roitsch aus Würzburg als den Versuch einer Verharmlosungsstrategie zurück

13.02.2007

Als den Versuch, die Risiken der Agrogentechnik zu verharmlosen, weist der Bund Naturschutz die Aussage des Professors für pharmazeutische Biologie an der Universität Würzburg zurück, der gestern gegenüber der dpa Gentechnikgegnern Panikmache vor gentechnisch verändertem Mais vorgeworfen hatte. „Nicht umsonst lehnt der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft es ab, eine Haftpflichtversicherung für Gentechnikanbauer anzubieten, weil die Risiken derzeit nicht kalkulierbar sind, so Prof. Dr. Hubert Weiger, BN Landesvorsitzender.

 Gegen den Maiszünsler muss kein Insektizid  gespritzt werden, wenn einfache Regeln des Ackerbaus, wie Kleinhäckseln der Maisstoppeln oder tiefes Unterpflügen angewendet werden. Der gentechnisch hergestellte Mais, der selbst eine Giftwirkung gegen den Maiszünsler, eine den Mais schädigende Schmetterlingsart enthält, ist deshalb eine völlig unnötige Risikotechnologie, die die Landwirte in Abhängigkeit von den Gentechnikkonzernen, die das Saatgut teuer vertreiben wollen, bringt.

Gespritzt werde im Mais trotzdem sehr viel, und zwar Unkrautvernichtungsmittel, die auch in das Grundwasser gelangen können, wie in Dänemark bereits nachgewiesen. Konzerne vertreiben auch vielfach gentechnisch veränderte Pflanzen, die gegen ihr firmeneigenes Herbizid resistent sind, wodurch sie ihren Pestizidabsatz erhöhen können. Der breite Einsatz von Breitbandherbiziden führt unweigerlich zum Auftreten dagegen resistenter Unkräuter – so werden inzwischen mindestens 12 Unkrautarten gezählt, die gegen das zumeist eingesetzte Herbizid Roundup (Wirkstoff Glyphosat) resistent sind. Die Erfahrungen in den USA, Argentinien und anderen Ländern zeigen, dass der Herbizideinsatz seit Einführung dieser herbizidresistenten Pflanzen erheblich zugenommen hat. Das Versprechen, Agrogentechnik führe zu weniger Pestizideinsatz, hat sich demnach nicht erfüllt.

 Der Bund Naturschutz rät vom Anbau von genmanipuliertem Mais auch deswegen ab, weil  

  • die gentechnische Veränderung kein gezielter Prozess ist, wie immer wieder behauptet wird, auch von Prof. Roitsch, sondern die neuen Gene nach dem Zufallsprinzip eingebaut werden. Unerwartete Veränderungen der Genaktivität und unwägbare Effekte in der Pflanzenphysiologie können damit verbunden sein. Zudem fehlen Langzeitfütterungsversuche über mehrere Generationen. Neue Eiweiße können auch zu allergenen Wirkungen führen.
  • das von den genmanipulierten Maispflanzen gebildete Gift aus dem Bakterium Bacillus thuringiensis auch andere Schmetterlingsarten (z.B. Pfauenauge und Schwalbenschwanz) schädigen kann, möglicherweise auch Nützlinge, Bodenlebewesen und Bienen, die den Pollen für die Aufzucht der Jungbienen sammeln und einlagern.
  • die konstante Bildung eines insektiziden Wirkstoffes in allen Pflanzenteilen über die ganze Vegetationsperiode dem Schadschwellenprinzip widerspricht, wonach Insektizide nur bei Überschreiten der Schadschwelle einzusetzen sind.
  • der Pollen vom Wind und Insekten verbreitet wird und den Fortbestand der gentechnikfreien konventionellen Landwirtschaft und den Ökolandbau bedroht, nicht nur beim Anbau, sondern auch bei der Ernte, dem Transport, der Lagerung und Weiterverarbeitung.

 Die Wahlfreiheit wird nicht mehr aufrechtzuerhalten sein, wenn gentechnisch veränderte Pflanzen erst einmal im größeren Stil zum Einsatz kämen.

 Schließlich ist beim breiten Anbau insektenresistenter Pflanzen mit dem Auftreten von Schädlingen zu rechnen, die resistent gegen die Bt-Toxine sind. Das empfohlene Resistenzmanagement kann diese Entwicklung allenfalls verzögern, nicht verhindern.

Der Bund Naturschutz hat deshalb die Landwirte aufgerufen, ihre Entscheidung, Genmais anbauen zu wollen, bis zur Aussaat zu überdenken, um die Interessen der Mehrzahl der VerbraucherInnen und Landwirte in Bayern nicht zu übergehen und um teure Rechsstreitigkeiten und Unfrieden in ihren Dörfern zu vermeiden“, so Prof. Dr. Hubert Weiger, BN-Landesvorsitzender.

 Zur Sicherung der gentechnikfreien Landwirtschaft fordert der BN, dass das deutsche Gentechnikgesetz nicht dereguliert wird, wie von Minister Horst Seehofer in seinem Eckpunktepapier angekündigt. Der Bund Naturschutz fordert auch, dass die bayerische Staatsregierung endlich ihre Forschungspolitik für die Gentechnik überdenkt, und ihre Sortenversuche einstellt, um nicht selbst zur Durchsetzung dieser Risikotechnologie beizutragen.

 

Für Rückfragen:

Marion Ruppaner
Agrarreferentin
Bund Naturschutz, Landesfachgeschäftsstelle
0911 81878 -20